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Natursehnsucht und Eifel-Liebe

Gedenken an einen großen Maler: Ein Rückblick auf die zahlreichen Veranstaltungen zum 40. Todesjahr des Künstlers Pitt Kreuzberg

Hartmut Flothmann

Schalkenmehren. (red) Sein Werk bleibt lebendig: Mit Ausstellungen in Bad Neuenahr-Ahrweiler, Wittlich, Daun und Schalkenmehren gedachten Kunstfreunde im vergangenem Jahr dem 40. Todestag des Eifelmalers Pitt Kreuzberg, der Schalkenmehren zu seiner Wahlheimat erklärt hatte.

Inzwischen sind Pitt-Kreuzberg-Ausstellungen zu einem Kultur-Treff geworden. Das zeigten im vergangenen Jahr alle Veranstaltungen, die im Gedenken an das 40. Todesjahr des Künstlers ausgerichtet wurden - egal, ob es sich dabei um Vernissagen, Kunstausstellungen oder kulturelle Themen-Wanderungen gehandelt hat.

Möglich war die Werkschau, bei der auch zahlreiche Gemälde gezeigt wurden, die sich in Privatbesitz befinden, nur durch den Einsatz zahlreicher Ausstellungs-Initiatoren und Mäzenen. Die Ausstellungen zeigten: Das Interesse an Gemälden des 1966 verstorbenen Pitt Kreuzberg wächst stetig.

Seit 40 Jahren ist der Eifelmaler Pitt Kreuzberg, dessen Wahlheimat Schalkenmehren war, tot: Das Tryptichon wurde auf der Vernissage in Daun sehr bewundert.
Von rechts die Pitt-Kreuzberg-Kenner Dr. Volker Bangert, Hartmut Flothmann, Ehefrau Gilla Flothmann und Peter Wilbert.
Foto: Hartmut Flothmann

Von einem, den die Vulkaneifel fesselte

Dabei zeigten die Ausstellungen nicht nur bisher selten zu sehende Gemälde, sondern boten zudem eine Fülle von Denkanstößen. So beispielsweise die Einführung in die Dauner Ausstellung »Pitt Kreuzberg und die Vulkaneifel«: Sehr differenziert ging Kunsthistorikerin Heike Wernz-Kaiser, Leiterin des Museums der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, auf die Motive ein, die Pitt Kreuzberg in seinem künstlerischen Leben angetrieben haben. Sie hob hervor, dass das, was in der Kunstgeschichte mit Natursehnsucht beschrieben werde, auch Kreuzbergs innerster Antrieb gewesen sei.

Hauptmotiv im Gedächtnisjahr waren Kreuzbergs Werke mit den landschaftlichen Schönheiten und Besonderheiten der Vulkaneifel, denen Pitt Kreuzberg über Jahrzehnte seines Lebens verbunden blieb. Auffallend seine individualistisch subjektiv geprägten Landschaftsbilder, Blumen-Stillleben und Interieurs - Themen, die ihn nie losließen. Frühe Einflüsse von Kubismus sind darin unverkennbar.
Dabei erlaubte sich Kreuzberg auch, Größen-Dimensionen zugunsten eines Hauptmotivs, das er überdimensioniert darstellte, zu verschieben. Kreuzbergs Menschenbilder sind von großer Ernsthaftigkeit, Zugeständnisse an Eitelkeiten hat er sich dabei nie erlaubt.
In den von Transzendenz bestimmten Bildern seiner letzten Lebensjahre lassen sich immer wieder Anzeichen von Trost und Hoffnung erkennen, die er mitteilen wollte.

Weniger bekannt sind die Buchillustrationen

Zu bewundern waren in den Ausstellungen auch die verschiedenen Maltechniken des Künstlers, der unter anderem in Aquarell-, Öl-, Wachstempera-, Kohle-, Tusche-, Kreide- und Acryl-Technik arbeitete.
Weniger bekannt sind die Buchillustrationen Pitt Kreuzbergs, von sparsamen Kreidezeichnungen bis in schwarz-weiß wiedergegebenen Landschaftsbildern, ebenso wie die auf schwarzem Karton schnell hingeworfenen Skizzen zur Ausschmückung von Angler-Festen am Schalkenmehrener Maar.
Nach Beendigung dieser Ausstellungsserie trifft der Kreis von Pitt-Kreuzberg-Interessierten auch 2007 in Schalkenmehren, der Wahlheimat des Malers, wo er vor dem ersten Weltkrieg sowie von 1930 bis 1966 lebte, noch einmal zusammen. Dort bietet der Eifelverein Schalkenmehren eine Führung durch die aufwändig restaurierte Pitt-Kreuzberg-Galerie im alten Ortskern von Schalkenmehren. Diese Art von Begegnungen und Informationsaustausch ist geeignet, um die Forschungen über das Werk von Pitt Kreuzberg fortzuführen.

Der Autor Hartmut Flothmann ist Kulturwart des Eifelvereins, Ortsgruppe Schalkenmehren. Er bietet Wanderungen »Auf des Künstlers Spuren« an und führt durch die umfangreiche Kreuzberg-Sammlung der Gebrüder Rau in der privaten Pitt-Kreuzberg-Galerie Schalkenmehren.
noj/ahs

Hintergrund zum Artikel: Natursehnsucht und Eifel-Liebe

Pitt Kreuzberg

Der Maler Peter Josef Karl Hubert Kreuzberg (so sein Geburtsname) wurde am 30. Mai 1888 als drittes von sechs Kindern einer Weinkaufmanns-Familie in Ahrweiler geboren. Sein Großvater war Generaldirektor des Apollinaris-Brunnens, als deren Entdecker sein Urgroßvater gilt. In gutbürgerlichen Verhältnissen verbrachte Pitt Kreuzberg seine Kindheit.

Als 18-Jähriger fertigte er seine ersten überlieferten Zeichnungen. Nach dem Abitur bewarb sich Kreuzberg an der Düsseldorfer Kunstakademie, die er aber nach einem Jahr wieder verlassen musste - wegen fehlendem Talent. Fortan bildete sich der Künstler als Autodidakt in München weiter und wurde dafür mit positiven Kritiken - etwa für seine Ausstellung in der Münchner Kunsthalle - belohnt. 1911 heiratete er Helene Gertrude Boosen, mit der er zwei Kinder bekam: Claus (1912 bis 1982) und Theodora (1919 bis 2003). 1913 zog die Familie nach Schalkenmehren und lebte dort nach dem Selbstmord von Kreuzbergs Vaters, der das Familienvermögen verloren hatte, in einfachsten Verhältnissen. Sie wohnten im Tanzsaal eines Gasthofs. Doch Kreuzberg wollte in die Vulkaneifel, da er dort die nötige Ruhe zum Arbeiten fand. Obgleich das Verhältnis zwischen dem Künstler und seinem neuen Umfeld nicht immer einfach war, unterstützte die Dorfbevölkerung seine Frau dabei, ein neues Haus in Schalkenmehren aufzubauen, während der Maler in Holland weilte (1930 bis 1933). In seiner Eifelzeit knüpfte Kreuzberg auch wieder Kontakte nach Düsseldorf, wo er sich 1930 an einer Kollektivausstellung in der Düsseldorfer Kunsthalle beteiligte. Zwischen 1922 und 1932 entstehen einige seiner besten Arbeiten, die sich in der Nähe des Deutschen Expressionismus bewegen. Dennoch übersteht Kreuzberg die nationalsozialistische Gewaltherrschaft ohne Berufsverbot. Während die Kunst vieler seiner Düsseldorfer Weggefährten als »Entartet« gebrandmarkt wurde, nahm er mit Eifellandschaften, Blumenbildern und Darstellungen menschlicher und tierischer Körper an zahlreichen Ausstellungen teil. Dennoch war Kreuzberg strikter Gegner des Nazi-Regimes. Sein Sohn, Mitglied der kommunistischen Partei, sowie andere politisch Verfolgte fanden bei ihm Unterkunft und Unterstützung für ihre Flucht.

Zunehmend verließ Kreuzberg anschließend die darstellende Landschaftsmalerei. Nach dem Abwurf der Atombombe auf Hiroshima und der Wiederbewaffnung Deutschlands befasste er sich vor allem in den Jahren zwischen 1954 und 1957 in zahlreichen Kohle- und Federzeichnungen mit politischen und religiösen Motiven. Anlässlich seines 70. Geburtstags fand 1957 im Kurfüstlichen Palais in Trier seine bis dahin größte Ausstellung statt.

Nach dem Tod seiner Frau Trudel ist ab 1959 ein jäher Umbruch in Kreuzbergs Werk erkennbar. Fortan prägen Ekstase, Leidenschaft, Tempo und auch die Bereitschaft, manches dem Zufall zu überlassen, seine Gemälde. Sein Spätwerk kann daher als Vorläufer der Jungen Wilden interpretiert werden. Nachdem Kreuzberg schwer erkrankte, ging er zu seiner Tocher nach Bad Honnef, wo er am 21. Februar 1966 starb. Auf seinen Wunsch wurde er auf dem Friedhof in seiner Wahlheimat Schalkenmehren beerdigt.
noj/ahs (scho)

Kommentar

Unsterbliche Kunst

Sonja Sünnen zu: Eifelmaler

Die Schönheit herber Eifellandschaft fasziniert viele Künstler. Sie geben Motiven, wie etwa den Maaren, eine zeitlose Gegenwart. Jeder hat sie auf eigene Weise unsterblich gemacht: Man kann Fritz von Wille, Pitt Kreuzberg, Peter Otten oder auch Tony Munzlinger nennen, die »ihrer« persönlichen Landschaft von der Eifel-Landschaft jeder auf seine Art Denkmäler gesetzt haben.

Ihr gestaltender, interpretierender Blick, der jeweils andere Akzente setzt, öffnet auch den Blick des Bildbetrachters erneut für die Heimat.
Das große Interesse an Kunst, die sich die Eifel zum Motiv genommen hat, ist ungebrochen. Das Engagement derer, die versuchen, sie zu sichten, zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist nicht zu unterschätzen.
Die »Heimat« kann davon nur profitieren. Ein Phänomen bleibt, dass der »Schatz« oft erst nach dem Tode der Künstler entdeckt wird. Wie gut, dass Kunst unsterblich ist.
noj/ahs


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