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Hommage an Pitt Kreuzberg

Reges Interesse an großer Maler-Persönlichkeit

Video-Film wurde vorgestellt - F. J. Ferber zeichnete Anekdoten nach / Seltener Publikumsandrang

Daun/Schalkenmehren. Vielen Schalkenmehrenern und Daunern ist Pitt Kreuzberg (1888 - 1966) ein Begriff, den sie noch aus eigener Anschauung kennen, wie er mit der Staffelei unterwegs war und die Eifellandschaft in einzigartige Bilder umsetzte. Mit seinen Werken erwarb er sich Ansehen, weit über die Grenzen der Eifel hinaus.

Nicht verwunderlich, dass verschiedene Generationen mehr über ihn, sein Leben und sein Schaffen erfahren wollen; über ihn, dessen Malerei heute zu begehrten Objekten geworden sind.

Vor einigen Tagen hatten die »Durchblick« Video AG vom GSG Daun und das Schülerradio »RaDau« vom TMG Daun in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule für den Kreis Daun zu einem »Pitt Kreuzberg-Abend« eingeladen unter dem vielsagenden Thema »Der Maler und das Maar«.

Der Veranstaltungsraum in der Kreisverwaltung konnte die interessierten Besucher kaum fassen, und so zeigte sich Franz Josef Ferber, der auch im Namen von Landrat Karl-Adolf Orth die Begrüßung vornahm, mehr als überrascht.

Ferber versuchte, nicht nur einen Einblick in das »äußerliche« Leben des Künstlers zu geben, sondern auch einen Eindruck von der »Seelenwelt« des Malers zu geben.

Wenig bekannt war wohl, das Kreuzberg zeitlebens ein großer Verehrer der Tonkunst war. Passagen aus Werken von Wolfgang Amadeus Mozart wurden an diesem Abend zur Umrahmung vom Ensemble der Kreismusikschule Daun unter Beifall vorgetragen.

Ferber hieß zahlreiche Vertreter aus dem öffentlichen Leben willkommen. Besonders freute er sich über die Anwesenheit von Frau Lorenz, der Tochter Kreuzbergs. Abweichend von üblichen Würdigungen eines Künstlers, stellte Franz Josef Ferber einige bezeichnende Anekdoten aus dem Leben Pitt Kreuzbergs vor.

So berichtete er von den letzten Jahren der Drangsale am Ende des Zweiten Weltkriegs, in denen Mangel an allen Lebensnotwendigen herrschte, wie auch in den Wintertagen, als die kraftlose Sonne kalten knirschig-glitzrigem Schnee nichts anhaben konnte, der um die Ländereien des Schalkenmehrenenr Maares lag, auf dessen Eisdecke fröhliche Kinder, ein buntes, märchenhaftes Bild beim Schlittschuhlaufen, vermittelten. Ihr Geschrei drang in das Atelier des Malers, dass an dem kleinen Haus am Ufer des Kratersees untergebracht war.

Sein begonnenes Werk wollte ihm partout nicht gelingen, ob seiner vor Kälte erstarrten Hände. Die knappen Holzvorräte waren aufgebraucht, man war in der Verteilung der Brandmaterialien für den Winter in der Bürgermeisterei arg knauserig gewesen; ein Grund für den Künstler, mit all seinen Utensilien - selbst die angerührte Farbe war gefroren - auf einem Handwägelchen zur verursachenden Amtsbürgermeisterei zu ziehen. Dort schlug »Pitt« in einer ruhigen Ecke seine Staffelei auf, um sein Werk endlich zu vollenden, umgeben von wohliger Wärme.

Ein blässlicher Amtler erschrak beim Anblick des seltsamen Gastes und meldete diesen Vorfall flugs dem »Obersten Schreiber«, der den Malenden zur Rede stellte, ein Amtshaus sei keine Malstube.

Ferber zitierte die Antwort Kreuzbergs, der sich nicht ins Bockshorn jagen ließ, und auf die Frage nach dem Grund seines Schaffens im Rathaus sagte: »Weil es warm ist!« Ohne die Obrigkeit eines Blickes zu würdigen.

Der Krumme Baum

Auch der Satz Kreuzbergs: »Mein Empfinden behauptet, dass Akademien ebensoviel hemmen wie fördern, darum habe ich mich beizeiten ihrem Einfluss entzogen« weise auf eine stark ausgeprägte Individualität des Wahl-Schalkenmehreners hin, erklärte Ferber. Und diese Charaktereigenschaft kommt nicht nur in Worten zum Ausdruck, denn er malte auch nicht das, was seinen Zeitgenossen passte, wie eine weitere Anekdote beweist.

Kreuzberg, mit seinen Malerfreund Peter Otten im Wald unterwegs bei der Altberg, begann, einen stillen Waldweg zu zeichnen, an dem ein dicker Baum, eine kerzengerade Fichte stand.

Um die Vertikale nicht zu stark zu betonen, malte Pitt den Baum krumm, was den auftauchenden Revierförster ärgerte. Angesichts des Baumentwurfs wurde dieser barsch. Der Förster war von Kreuzberg über künstlerische Freiheit und malerische Dichtung nicht zu belehren, wollte nichts davon wissen und noch im Vondannengehen ereiferte sich der gewissenhafte Forstmann: »Herr Kreuzberg, merken sie sich ein für allemal, in meinem Revier steht nicht so ein krummer Baum!«

Ferber berichtete weiter aus dem bewegten Künstlerleben auf das auch die politischen Zeitgeschehnisse Einfluss hatten. Der Abwurf der Atombombe über Hiroschima und die Wiederbewaffnung Deutschlands hatten Folgen für das künstlerische Schaffen, das von den Oberen der NSDAP als »entartet« bezeichnet worden war. Er schuf zahlreiche Bilder von der Vergänglichkeit des Menschen. Weltanschauliche, religiöse und politische Themen traten in den Vordergrund. »Maler der Eifel«, nicht »Eifelmaler« wollte Kreuzberg genannt werden, aber er hat auch viele andere Motive verarbeitet.

Hommage an Kreuzberg

Maltke Blümke vom GSG sprach über das »Künstlerportrait in Video«, er ging auf den Werdegang des Kreuzberg-Videofilms ein, zu dem man bei der Kreuzberg-Ausstellung 1988 in Daun angeregt wurde.

Diese gemeinsame Produktion der Video-Arbeitsgemeinschaft »Durchblick« des GSG und des Schülerradios »RaDau« vom TMG wurde an diesem Abend dem Publikum vorgestellt.

Das Werk war bei den siebten Videofilmtagen Rheinland-Pfalz in Koblenz mit zwei ersten Preisen ausgezeichnet worden, es ist ein Ergebnis aktiver schulischer Medienarbeit. Inzwischen wurde ein durchaus, wenn auch nicht beabsichtigter professioneller Standard erreicht. Ziele der Produktion sind, bei einer größeren Öffentlichkeit, Interesse für Pitt Kreuzberg zu wecken, Jugendliche für die Geschichte der Vulkaneifel zu interessieren mit der Hoffnung, dass solche Produktionen in Zukunft von einem Medienzentrum im Kreis Daun gefördert und unterstützt werden durch fachliche Bearatung.

Der Video-Film bringt während 32 Minuten weniger kunsthistorischen Hintergrund als dokumentarisches Material. In dem Streifen kommen Zeitzeugen zu Wort: der Maler Peter Otten, Fritz Haupenthal, Frau Michels, der Galerist G. Both. Die Lebenswelt, die Kulturlandschaft des Malers entfaltet sich und die beschriebene Wandlungsfähigkeit des Künstlers wird dokumentiert.

Diese Vielseitigkeit unterstreicht der Film mit etwa 100 Werken, und die bewegten Bilder sind untermalt mit ernster Musik aus Mozarts Requiem und poetischen Texten von Georg Trakl und Stefan Andres.

Gespräche

In der anschließenden Gesprächsrunde unter Leitung von Siegfried Czernohorsky (TMG) fand der Film eine ideale Ergänzung.

Weitere Zeitzeugen meldeten sich zu Wort und Frau Lorenz, die Tochter des Künstlers, schilderte lebendig, wie sie ihren Vater in Erinnerung hat:
»Er war ein Mensch von unbequemer Offenheit und entwaffnender Ehrlichkeit. Er sagte ständig, was er dachte. Heuchelei war ihm vor allem in religiösen Dingen zuwider.«

Frau Lorenz deutete die Aussage seiner Bilder: »Er war von einer tiefen Sorge um den Fortbestand des Menschen in einer lebenswerten Welt geprägt.« Sie begrüßte die Bemühungen, Pitt Kreuzberg einer größeren Öffentlichkeit vertraut zu machen.


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