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Pitt Kreuzberg - Abend

»Du als Betrachter musst dein Leben ändern!«

Videofilm »Der Maler und das Maar« - Bilder aus der Sammlung Rau - Kreuzberg-Tondokument

Schalkenmehren. Nach Stationen in Koblenz, Nastätten und Daun wurde der Film »Der Maler und das Maar - Pitt Kreuzberg 1888-1966« der Video-AG »Durchblick« des GSG Daun und des Schülerradios »RaDau« vom TMG an seinem Entstehungsort in Schalkenmehren unter großer Anteilnahme der Bevölkerung gezeigt. Bilder aus der Sammlung und ein Tonbandinterview mit Pitt Kreuzberg aus dem Jahre 1958 wurden zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Von dem Kreuzberg-Abend ging die Initiative zur Gründung eines Kreuzberg-Kreises und Kreuzberg-Museums in Schalkenmehren aus.

Bürgermeister Scholzen begrüßte zu Beginn des Kreuzberg-Abends rund 150 Bürger aus Schalkenmehren und Kreuzberg-Freunde aus der ganzen Eifel. Er sprach den beiden Dauner Gymnasien mit den Lehrern Malte Blümke und Siegfried Czernohorsky Dank für die Gestaltung des Abends, den Geschwistern Lauer für die musikalische Darbietungen und Frau Lepper von der Firma Technisat für die technische und finanzielle Unterstützung. Als Bürgermeister von Schalkenmehren freue er sich über die Würdigung, die Pitt Kreuzberg und sein Werk an diesem Abend in Schalkenmehren erfahre. Leider habe Pitt Kreuzberg zu seinen Lebzeiten nicht die entsprechende Aufnahme gefunden.

Im Namen der Filmemacher erläuterte Malte Blümke die Entstehung des Films. Er betonte die gute Zusammenarbeit der beiden Schularbeitsgemeinschaften, die in rund einjähriger Arbeit den Film produziert hätten. Der Film sei als Dokumentarfilm angelegt, er zeige rund 100 Originalbilder Kreuzbergs, die Lebensorte Pitt Kreuzbergs, die Eifellandschaft als Kulturlandschaft im Spiegel der Bilder, und Freunde und Bekannte von Pitt Kreuzberg als Zeitzeugen, darunter auch Frau Michels vom Landgasthof Michels, die die Filmarbeiten wesentlich unterstützt habe. Der Film sei aber mehr als nur eine bloße Dokumentation für das Archiv, es sei der Ausdruck der Vorstellung der Filmemacher von Pitt Kreuzberg, die sich ein Bild von dem Künstler gemacht hätten. Dieses Bild unterscheide sich deutlich von der lange vorherrschenden Meinung von einem Eifelmaler, der nur die Idylle in konventionellem Stil darstelle.

Pitt Kreuzberg sei vielmehr ein Künstler gewesen, der sich seiner Verantwortung als Künstler für die Malerei, für seine Mitmenschen und für seine Umwelt sehr bewusst gewesen sei. Schon früher als viele seiner damaligen Mitschüler habe er die Entwicklung in der Welt, die Bedrohung durch die Atombombe, die Zerstörung der Umwelt, die Verweltlichung der Religion gesehen. Auch im Kleinen, in der einzelnen Pflanze, im einzelnen Stein, im dörflichen Leben, in der Tierwelt habe Kreuzberg immer auch das Ganze gesehen. Er sei mit den Mitteln der Malerei ein Seher gewesen.

Im Anschluss an den Film führte Siegfried Czernohorsky mit den Teilnehmern des Pitt Kreuzberg-Abends ein Gespräch über Pitt Kreuzberg, in dem Bürger aus Schalkenmehren über ihre Erlebnisse und Erfahrungen berichten. Zahlreiche Anekdoten, Hinweise auf Bilder, Briefe, Fotos und Dokumente wurden zusammengetragen. Helmut Diewald zeigte ein Blumenbild, das er von Pitt Kreuzberg zur Hochzeit geschenkt bekommen hatte - mit einer Glückwunschkarte, die auf der Rückseite des Bildes befestigt war.

Rudolf Willems überbrachte als Vertreter der Verbandsgemeinde Daun die Grüße von Bürgermeister Adolf Waldorf und sagte der Ortsgemeinde Schalkenmehren die Unterstützung in dem Bestreben zu, ein Kreuzberg-Museum zu gründen.

Den Abschluss des Abends stellte das Tonbandinterview dar, das Hans Peter Petri im April 1958 mit Pitt Kreuzberg geführt hatte. In diesem Tonbandprotokoll machte Pitt Kreuzberg in dem ihm eigenen rheinischen Tonfall programmatische Aussagen über sein künstlerisches Anliegen. Er betreibe Kunst nicht um der Kunst willen, sondern um das Wesentliche zu erfassen. Er wolle den Makrokosmos auf dem Mikrokosmos erfassen. Der Künstler habe die Aufgabe, die Fehler der Menschen in ihrem Verhältnis aufzuzeigen und anzuklagen. Das seine Kunst unbequem sei, würden sich seine Bilder auch schwer verkaufen lassen. Gegen Ende des Interviews nahm Pitt Kreuzberg das Wort Rilkes auf: »Du als Betrachter musst dein Leben zum Wachen, zum Wahren ändern!«

Das Interview wird zusammen mit einer Bilddokumentation von Kreuzberg-Bildern aus der Sammlung Rau und Aufzeichnungen vom Dauner Kreuzberg-Abend zu einer Kreuzberg-Dokumentation zusammengestellt und kann als Videocassette mit dem Film »Der Maler und das Maar« erworben werden.

Als Reaktion auf den Film bildete sich spontan ein Pitt-Kreuzberg-Kreis, der sich im April in Schalkenmehren treffen wird, um das Werk Pitt Kreuzbergs entsprechend zu würdigen. Neben einer Kreuzberg-Dokumentation sind Ausstellungen, ein Pitt-Kreuzberg-Preis, Forschungsstipendien und schließlich das Pitt-Kreuzberg-Museum in der alten Schule in Schalkenmehren geplant.


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