zurück Zurück Weiter weiter

 

Als der »Maler der Eifel« unvergessen

Pitt Kreuzbergs künstlerisches Schaffen wirkt heute noch nach - Info-Platz wird gesucht

Bernd Schlimpen

Schalkenmehren/Daun/Bad Neuenahr-Ahrweiler. »Der Maler und das Maar«, unter diesem Motto wurde noch am 29. Januar 1990 ein Videofilm über Pitt Kreuzberg (1888 bis 1966) vorgestellt und ein Einblick in das Leben des Künstlers gegeben.

Der Name Pitt Kreuzberg und seine Werke sind weit über die Grenzen der Eifel hinaus zu einem Begriff geworden. Die Bemühungen, weiterhin auf den Werdegang und das Wirken des Mannes aufmerksam zu machen, dessen Spuren viele Kunst- und Eifelfreunde folgen, scheinen ins Stocken geraten, zumal ein geplanter Museumsraum in seinem langjährigen Wohnort Schalkenmehren nicht realisiert werden konnte. Man gab einem Museum der Erinnerung an die Heimwebereigenossenschaft den Vorzug, die einst die Not im Maardorf linderte. Nebst einigen Bildern, die öffentliche Gebäude zieren, sind die wertvollen und begehrten Werke fast alle in Privatbesitz, so dass eine Ausstellung aus Sicherheitsgründen schwer möglich erscheint.

Maler der Eifel

Pitt Kreuzberg war ein Sohn der Eifel, der sich in der Ausdrucksweise seiner Werke mit Landschaft, Menschen, Tun und Umwelt seiner Heimat auseinander setzte; er gehörte zu den markanten Persönlichkeiten unserer Region, wollte nicht Eifelmaler, sondern Maler der Eifel genannt werden, und in Schalkenmehren erzählt der Volksmund, dass er seine notwendigen Utensilien auf einen Handleiterwagen lud und auf Motivsuche ging.

Als Sohn einer alten Kaufmannsfamilie wurde Pitt Kreuzberg am 30. Mai 1888 in Ahrweiler geboren, verbrachte dort seine Kindheit, besuchte die Gymnasien in seinem Geburtsort, in Brühl und in Münstereifel. Von 1907 bis 1911 war er Student an der Kunstakademie in Düsseldorf, und von 1911 bis 1913 studierte er an der Kunstakademie in München. 1913 erklärte er Schalkenmehren zu seiner Wahlheimat.

Den Ersten Weltkrieg erlebte er von 1914 bis 1918 als Soldat, und der folgende Lebensabschnitt von 1922 bis 1932 wird wie folgt beschrieben: »Frühphase und Prozess der Selbstfindung in der Nähe des deutschen Expressionismus.«

Lebensmitte

Die Zeit seiner Lebensmitte von 1932 bis 1949 kennt man als den Raum seiner großen Eifeldarstellungen und der Blumenbilder. Von 1950 bis 1958 entsteht eine zweite Experimentierphase, die Phase der Auflehnung und des Umbruchs. Von 1955 bis 1958 sind die Malereien Kreuzbergs beeinflusst durch das Siechtum und den Tod seiner Ehefrau, während man sein Schaffen von 1958 bis 1966 als expressive Malerei im Stil der »Jungen Wilden« bezeichnet.

Am 21. Februar 1966 verstarb Pitt Kreuzberg in Bad Honnef im Haus seiner Tochter und hinterließ mit seinen Werken gleichzeitig an seinen Wirkungsstätten die verantwortungsvolle Aufgabe, das, was auf seiner Staffelei entstanden ist, nicht nur der Nachwelt zu erhalten, sondern auch zu versuchen, auf seine Gedanken und bildlichen Aussagen aufmerksam zu machen, die er in Farben und Darstellungen eingebracht hat.

Er hat seine Wandlungsfähigkeit demonstriert, und eine Anekdote um ihn ist bezeichnend: Kreuzberg, der in einem Waldweg eine kerzengerade Fichte krumm zeichnete, um die Vertikale nicht zu stark zu betonen, erhielt vom vorbeikommenden Förster einen Rüffel. »Herr Kreuzberg, merken Sie sich ein für allemal, in meinem Revier steht nicht ein so krummer Baum.« Weniger bekannt war, dass der Maler auch zeitlebens ein großer Verehrer der Tonkunst war.

Pitt Kreuzberg - seine letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof in Weinfeld.

Peter Otten aus Mehren, dessen realistische Bilder heute ebenfalls weitere Anerkennung finden, war ein Freund Kreuzbergs, und da beide fast »Nachbarn« waren, erinnert dieser sich an viele gemeinsame Arbeitsstunden und Gespräche, und Peter Otten erklärt, er habe nach dem Tod Kreuzbergs, der seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Weinfeld fand, bald den Dialog, engen Kontakt und Erfahrungsaustausch mit dem Künstlerkollegen vermisst, an den in seinem Wahlheimatort auch der Pitt-Kreuzberg-Weg erinnert.

Ahrweiler

Da es schwierig ist, die Öffentlichkeit mit einer Ausstellung oder gar einem Museum intensiver auf die Bedeutung Pitt Kreuzbergs als »Maler der Eifel« aufmerksam zu machen, findet sich vielleicht irgendwann in einer »Eifel-Werbebroschüre« ein Info-Platz für Pitt Kreuzberg, einen »Sohn der Eifel«, der an der Ahr geboren ist.

In Ahrweiler finden wir das Geburtshaus Pitt Kreuzbergs vor dem Stadttor und romantischen Pflastergassen mit viel Fachwerkkunst in der heutigen Niederhotstraße. An der Hauswand des Gebäudes in dem eine Offsetdruckerei untergebracht ist, entdeckten wir eine Tafel mit den Lebensdaten des Künstlers, an den man sich auch hier erinnert.

Der Name Kreutzberg, allerdings leicht abgewandelt mit »t« geschrieben, ist in der Ahrstadt sehr oft vertreten, und so treffen wir auch den Großneffen des Malers, Professor Dr. Bernhard Kreutzberg, der eine Biographie über seinen Verwandten unter dem Titel »Ein Malerleben« herausgegeben hat, die erschien, als die Are-Gilde, eine Künstlervereinigung Ahrweilers, vom 7. bis 28. Mai 1983 eine Gedächtnisausstellung für ihr Mitglied Pitt Kreuzberg präsentierte. In dieser Biographie erschienen die Überschriften »Der Maler Pitt Kreuzberg aus Schalkenmehren« oder »Der alte Mann und das Maar«, Hinweise auf seine Wahlheimat und die Landschaft, die ihn inspirierte.

Professor Kreutzberg, berichtet weiter, dass erst kürzlich bei einem Konzert in der St.-Laurentius-Kirche Ahrweilers Kunstwerke von Pitt Kreuzberg in Diaform in Begleitung von Meditationsmusik vorgestellt wurden. Als Dias sind auch in Ahrweiler als Privatbesitz verbliebene Werke in der dortigen Kreisverwaltung archiviert. Frau Lorenz, die Tochter des Künstlers, hat der Stadt Ahrweiler viele Bilder gestiftet, die in der Verwaltung ihren Platz fanden. Den Kontakt verlor Kreuzberg nie, denn diese Biographie weiß auch zu berichten, dass er beim Essen der Eifeler Erzeugnisse Rotwein trank. Der Großneffe des Malers erinnert, dass man in Schalkenmehren selbst das Glück hat, zwei ausgesprochene »Kreuzbergexperten« als Mitbürger zu haben, denen die Geschichte Kreuzbergs genauso bekannt ist, wie der eigene Lebenslauf, und die nicht aufhören sich mit »Künstler und Kunst« zu beschäftigen, also zurück ins Maardorf.

Maardorf

Interessiert lauschen wir Josef und Friedhelm Rau aus Hillscheid bei Vallendar, denn nicht zuletzt war es die »Schuld« Pitt Kreuzbergs, dass die beiden dort ihr zweites Domizil gefunden haben, ein in Eigenleistung herausgeputztes Fachwerkhaus, dessen Platte am offenen Kamin die Jahreszahl 1552 ausweist.

Ihr Interesse für den Maler wurde 1956 bei einer Ausstellung in Koblenz geweckt. Sie waren davon fasziniert, dass dieser Maler einen ganz anderen Stil entwickelte als zum Beispiel seine rheinischen Kollegen Sprung, Gerstenkorn, Münch oder Hartung und die Brüder lernten ihren Künstler, an dessen Auftreten in der unverwechselbaren Strickweste sie sich heute noch erinnern, persönlich kennen. Um mehr zu erfahren, führte ihr Weg natürlich nach Schalkenmehren, wo das Haus des Künstlers, umgeben von einem urwüchsigen Garten, unmittelbar am Ufer des Maares stand. Dort zogen sie nicht nur neue Erkundigungen ein, und da sie sich so intensiv mit diesem Künstlerleben wie kein zweiter beschäftigten, waren die hier verbliebenen Malereien für Josef und Friedhelm Rau ein Kunstschmaus, mit dem man sich beschäftigte. Man wollte die Sammlung durch Ankauf vervollständigen.


Pitt Kreuzberg - so haben ihn ältere Zeitgenossen in Erinnerung


In diesem Haus am Schalkenmehrener Maar fühlte sich Pitt Kreuzberg wohl. Das Gebäude war umgeben von einem typischen »Wildkräutergarten«, und bei der Namensgebung der Ortsstraßen hat die Gemeinde Schalkenmehren zum Gedächtnis an ihren außergewöhnlichen Mitbürger diese Strecke »Pitt-Kreuzberg-Weg« genannt. Wenn man so will, ist das Haus in die »richtigen Hände geraten«, denn Karl Maas, dessen stimmungsvolle und nicht alltägliche Fotoaufnahmen aus dem Vulkaneifelraum viel Beachtung finden, hat sich hier niedergelassen, und mit den Räumen das »künstlerische Erbe einer anderen Kategorie« übernommen.

»Wir sind in der glücklichen Lage«, so Josef Rau, von allen Perioden zwischen 1906 und 1965 ein Werk zu besitzen, und dazu gehören 400 Arbeiten Kreuzbergs wie Studien, Aquarelle, Vorstudien für Ölgemälde und Ölgemälde. Wie interessant Kreuzberg zu Lebzeiten war und für die Nachwelt ist, erklärt unser Gesprächspartner damit, dass eine Frau Bellinghausen aus Boppard ihre Doktorarbeit über dieses Malerdasein schreibt. Bisher konnte sie etwa 3000 Arbeiten katalogisieren, teilt er uns mit, ein Zeichen dafür, dass großer Fleiß, Ideenreichtum und Aussagekraft vorhanden waren. Rau ist auch darüber informiert, dass der Maler unter anderem den Künstlergruppen »Boot Koblenz« und »Mutter Ey Düsseldorf« angehörte.

Wir fragen Josef Rau, ob es möglich ist, die Galerie auch anderen Pitt-Kreuzberg-Freunden vorzustellen. Dabei ist er nicht abgeneigt, in Absprache mit dem »Arbeitskreis Heimweberei-Museum« und der Gemeindeverwaltung Schalkenmehren einmal eine Ausstellung mit den zur Verfügung stehenden Gemälden vorzubereiten und das Leben ihres Schöpfers darzustellen, dessen Vielseitigkeit und »Nichtfestlegung« bemerkenswert ist.

(Quelle: Programm Pitt-Kreuzberg-Abend 1990 / Durchblick Video AG, Geschwister-Scholl-Gymnasium Radau-Schüler-Radio / Thomas-Morus-Gymnasium / Volkshochschule Kreis Daun, Kreisverwaltung Daun / Biographie Ahrweiler)


Fast alle Bilder des Malers Pitt Kreuzberg befinden sich in Privatbesitz. Ein Großteil ist in seinem Wahlheimatort Schalkenmehren verblieben.


Blick in die anziehenden Straßen Ahrweilers der Gegenwart. Hier wuchs Pitt Kreuzberg auf, und Josef und Friedhelm Rau ist bekannt, dass es auch bewunderte Darstellungen aus dem Ahrtal gibt.


Das Geburtshaus des Malers Pitt Kreuzberg in seiner einstigen Form in Ahrweiler in der damaligen Wilhelmstraße 8. Der Großvater des Künstlers, der - so berichten uns die sachkundigen Brüder Rau -, immer wieder einen Besuch in seinem Heimatort einplante, war Weinhändler und errichtete das Gebäude 1849.


zurück Zurück Anfang Anfang Weiter weiter