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Kunstausstellung

Pitt Kreuzberg - Religiöse Bilder

Zum 30. Todestag des Künstlers

Anlässlich einer Ausstellung zu seinem 70. Geburtstag im Kurfürstlichen Palais in Trier appellierte Pitt Kreuzberg mit folgenden Worten an die Besucher: »Liebe Beschauer! Es wäre ein Gewinn für Sie, wenn es Ihnen gelänge, mit derselben Ehrfurcht und Demut an die Ihnen dargebotenen Bilder heranzugehen, mit der ich mich ein ganzes Leben lang bemüht habe, wach zu sein für die Dinge der Schöpfung Gottes. Alles was sich Ihnen nun darbietet, sind Versuche, in die Wahrheit des Seins, in die Umwelt und den Kosmos einzudringen. Es kann darum nicht alles ein Lied der Schönheit sein, eher eines der versuchten Wahrheit. Die äußere Schale ist es nicht, die Sie dargestellt sehen. Es sind vielmehr die Gesetzte und die Lebenskraft, der Rhythmus und die Dynamik der Dinge, die ein ewiger Kreislauf sind. Auch soll das Dargestellte mahnen, nichts Ungutes gegen das Leben zu tun. Seien Sie so »inbrünstig gläubig«, wie es eine Künstlerseele sich bemüht zu sein. Pitt« (1)

Christuskopf (1955)

Christuskopf (1955)

Zeugnisse der Auseinandersetzung mit Gott, Glauben und Bibel finden sich im Werk von Pitt Kreuzberg durchgängig. Anlässlich seines 30. Todesjahres möchte die Gemeinde Schalkenmehren anhand dieser Ausstellung die religiöse Dimension im Werk von Pitt Kreuzberg deutlich machen. An dieser Stelle sei vor allem der Initiative der zahlreichen privaten Leihgeber gedankt, ohne deren Engagement eine solche Ausstellung und auch meine Dissertation nicht zustande kommen könnten.

Den Schwerpunkt der Auseinandersetzung mit Gott und Glauben im künstlerischen Schaffen Kreuzbergs bilden die fünfziger Jahre. In einem Gespräch von 1958 äußert sich Pitt Kreuzberg folgendermaßen: »Warum mich überhaupt diese Themen berührt haben? Erstens wühlen sie mein Inneres so sehr auf, weil ich in meinem ganzen ... Leben mit Gott gerungen habe, um die Dinge so darzustellen, wie sie richtig sein sollen. Zweitens, weil wir doch, das kann man ... ruhig sagen, weil wir in einem sehr lauem Zeitalter des Christentums leben. Das ist eben auch der Grund, warum ich mich berufen fühle, die Leute wieder wachzurütteln ... wachrütteln ... denn alle diese Dinge dürfen ja eigentlich nicht geschehen, die wir immer wieder geschehen lassen. Meine Christusköpfe sind natürlich nicht sehr bequem, aber es ist auch so. Ich möchte bei dieser Darstellung auch noch das ausdrücken: Es ist nun wirklich fast zehn oder fünfzehn Jahre genug, dass Menschenantlitze zerschlagen wurde. Damals hat man das Antlitz Christi als Gottes Sohn auch zerschlagen. Aber man hat davon nicht lernen wollen, sondern man hat weiter in das Menschenantlitz hineingeschlagen. Dadurch ist die Welt überhaupt schuldig geworden. All diese Dinge beschäftigen mich so, dass ich sie darstellen muss. Irgendwie wird das überhaupt meine künftige Aufgabe. Ich fühle wenigstens, dass sie dass ist, diese Dinge darzustellen, obschon sie abschrecken. Ich kann nicht dafür ... wach machen und wach sein ... das ist die Aufgabe der Kunst heute und in den verflossenen Jahrzehnten ...« (2)

Bedingt durch seinen Schlaganfall 1949 und die schwere Krankheit seiner Frau beschäftigt sich Pitt Kreuzberg in den 1950er Jahren verstärkt mit Christus und dem Tod. Kreuzberg setzt sich in einer existentiellen Lebenssituation mit der Christusthematik im speziellen und mit religiösen Themen im allgemeinen auseinander. Diese intensive Beschäftigung mit dem Christusthema beschränkt sich auf eine relativ kurze Zeitspanne (3) und verdichtet sich mit anderen Elementen aus der Bildwelt des Künstlers.

Pitt Kreuzberg hat 1930 aus freien Stücken die Abgeschiedenheit der Eifel gesucht und sich damit freiwillig vom Kunstmarkt und seinen Künstlerkollegen zurückgezogen. Zweieinhalb Jahrzehnte später stellt er, geläutert durch Erfahrungen wie den Zweiten Weltkrieg, seinen Schlaganfall und die unheilbare Krankheit seiner Frau fest, dass er eine identifikationsfähige Gestalt braucht, um sein »Leiden« auszudrücken. Die Wahl des Christusbildes ist somit eine bewusste Entscheidung des Künstlers und ist angesichts der Kunstentwicklung dieses Jahrhunderts keineswegs selbstverständlich, sondern sogar erstaunlich. So kann festgestellt werden, dass die Christusfrage bei Pitt Kreuzberg eng mit seiner Ich-Identifikation verbunden ist. Folglich muss ihm, dessen Sprache das Bild ist, zugestanden werden, seine Schreie, Nöte und Hoffnungen im Bild zu artikulieren.

Beim »Durchwandern« dieser Ausstellung kann man den Wandel, den Pitt Kreuzberg in vierzig Schaffensjahren durchgemacht hat, nachvollziehen.

Seine frühen religiösen Darstellungen zeigen, dass er noch nicht über den Formalismus des biblischen Wortes hinausgewachsen ist. Hier ist jedoch zu berücksichtigen, dass Pitt Kreuzberg erst im Herbst 1918 schwer krank und völlig desillusioniert aus dem Krieg heimgekehrt ist. Zwiespältig und ständig mit sich selbst hadernd, setzt er sich mit religiösen Themen auseinander. Diese Zweifel schlagen sich zwangsläufig in seinen Arbeiten nieder.

Vergleicht man diese frühen Arbeiten mit jenen aus den sechziger Jahren - die Ausstellung bietet Gelegenheit dazu -, kann man den Wandel, den Pitt Kreuzberg in seinem Lebenswerk durchgemacht hat, nachvollziehen. Er verlässt die überlieferte christliche Ikonographie und entwickelt seine individuelle Symbolik. In der Spätphase reduziert er religiöse Themen meist auf Metaphern.

Beschränkt sich diese Ausstellung bewusst auf religiöse Darstellungen, soll nicht unerwähnt bleiben, dass sich die Beschäftigung Pitt Kreuzbergs mit Gott, Glauben und Bibel wie ein roter Faden durch sein Gesamtwerk zieht. Egal, ob Landschaft, Stillleben oder Menschendarstellung, immer schwingt die Ehrfurcht des Malers vor der Schöpfung Gottes in seinen Bildern mit.

Einige der Landschaften verweisen symbolisch auf ihn selbst, auf den Einzelgänger, der ein völlig anderes Dasein erstrebt, so wie eine einzelne Blüte (4), die sich alleine und einsam über alle anderen Pflanzen erhebt. Die Bilder lassen beinahe den Pantheismus zu, jedoch steht daneben die ständige Auseinandersetzung mit dem Glauben und mit Gott.

So besitzen auch die Stillleben, wie viele andere Gemälde des Künstlers, eine auf den Menschen und auf den Schöpfer verweisende Dimension. Pitt Kreuzberg verknüpft hier die Beschäftigung mit seinen eigenen Problemen, wie die Probleme, Ängste und Nöte, die die Krankheit von Trudel Kreuzberg mit sich bringen, mit dem Glauben an Gott und dessen Schöpfung.

Pitt Kreuzberg schätzt die Auseinandersetzung mit dem Glauben und mit Gott als Medium, um die Widersprüche und Verzweiflungen des modernen Menschen im allgemeinen und seine eigenen Probleme im speziellen zum Ausdruck zu bringen. Er versteht sich selbst als Wahrheitssuchender, und zieht man die auf Methaphern reduzierten Bilder deer 1. Hälfte der 1960er Jahre zu Rat, kann man ihn durchaus auch als Wahrheitssuchenden bezeichnen. So kann festgestellt werden, dass in den religiösen Bildern von Pitt Kreuzberg das »Kriesenbewußtsein der Moderne« zum Ausdruck kommt.

»Moses« (1955)

»Moses« (1955)

(1) Eifel-Zeitung, 1963, ohne weitere Angaben
(2) Ein Gespräch mit Pitt Kreuzberg, geführt von Hans P. Petri im April 1958, abgedruckt in »Der Maler und das Maar«, Pitt Kreuzberg (1888-1966). Dokumentation zum Film, Daun 1990.
(3) Es handelt sich um die Jahre 1955 bis zu seinem Tod 1966. In diese Zeit fällt der Tod seiner Frau 1958 und die intensive Verarbeitung der Schrecknisse des Zweiten Weltkrieges.
(4) Eine einzelne Distel oder Königskerze gehört zu den bei Pitt Kreuzberg immer wiederkehrenden Motiven.

Martina Reininghaus, Kunsthistorikerin


Pitt Kreuzberg zur Ehre

Mehr als ein halbes Jahrhundert hat Pitt Kreuzberg unter uns gelebt und unermüdlich gearbeitet. Er hat unzählige Kunstwerke geschaffen. Hierfür sind wir ihm Dank schuldig. Bis vor ungefähr zehn Jahren war es etwas still um ihn geworden. Im Jahre 1988 war's, als er mit seiner Kunst allgemein wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückte. Damals war sein 100. Geburtsjahr. Dies ist ein passender Anlaß gewesen, auf unseren Künstler, den Maler unserer schönen Eifelheimat, aufmerksam zu machen. Das hat die Kreisverwaltung Daun getan; ihr kommt unbestreitbar das Verdienst zu, initiativ geworden zu sein. In Zusammenarbeit mit der Kreissparkasse und der Wittlicher Galerie Knops hat sie eine Jubiläumsausstellung arrangiert und sie vom 7. Juni bis 1. Juli 1988 in der Kunsthalle der Kreissparkasse präsentiert. Gezeigt wurden dabei bekannte und weniger bekannte Werke aus der Zeit bis Ende der 1950er Jahre; die Zeit danach hat man bewusst ausgespart, sie sollte einer späteren eigenen Präsentation vorbehalten bleiben. Die Erwartungen der Ausstellungsmacher sind nicht enttäuscht worden, im Gegenteil, die Bevölkerung hat das Vorgezeigte dankbar angenommen. Allgemein hohe Beachtung fand bei der Vernissage auch der von großer Sach- und Fachkenntnis getragene, umfassende Einführungsvortrag von Dr. Josef Ruland, dem Präsidenten der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen; deswegen wurde er in einer Broschüre dokumentiert und zahlreichen Freunden der Malerei Pitt Kreuzbergs angeboten. Ergänzend zu alledem hat die Dauner Kreissparkasse ihren Jahreskalender 1988 diesem Künstler gewidmet.

Weinfelder Kapelle

Hernach war von Pitt Kreuzberg noch oft, sozusagen permanent, die Rede. Auf verschiedene Art und Weise wurde er mit seiner Kunst öffentlich dargestellt. Nur zwei Beispiele sollen hier genannt sein. Am 29. Januar 1990 veranstaltete die Kreisverwaltung Daun im Kreishaus einen Pitt Kreuzberg-Abend. Der Gäste waren es viele, jeder Theaterintendant wäre ob eines solch vollen Hauses neidisch geworden. Ein abwechslungsreiches Programm erwartete die Besucher: Vorträge über den Künstler, Interviews mit Zeitungen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung - und es war ihr Höhepunkt - stand die Uraufführung des Videofilms »Der Maler und das Maar«; die Schülerarbeitsgemeinschaft »Durchblick« (Video-AG des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Daun) und »RaDau« (Schülerradio des Dauner Thomas-Morus-Gymnasiums) haben ihn gemeinsam gemacht, dazu eine ansprechende, informative Broschüre. Für die musikalische Gestaltung des Abends sorgte ein Ensemble der Kreismusikschule; es spielte Werke von W. A. Mozart, des Tonkunstschöpfers der Klassik, den Pitt Kreuzberg zeitlebens verehrte. Alles in allem: Es war ein großartiges Erlebnis, man spricht heute noch gern davon.

Eine ähnlich starke Resonanz fand kurze Zeit später auch eine abendliche Veranstaltung über den Maler in Schalkenmehren, in dem Dorf, in dem der Künstler über fünfzig Jahre gelebt hat. Ortsbürgermeister Edmund Scholzen konnte zirka 150 Gäste begrüßen. Er freue sich, so sagte er, über die Würdigung, bedauere aber zugleich, dass der Maler zu Lebzeiten eine entsprechende Aufnahme nicht gefunden habe.

In diesem Jahr, am 21. Februar, sind es dreißig Jahre her, dass Pitt Kreuzberg gestorben ist. Dies hat das Heimwebereimuseum, deren Trägerin die Ortsgemeinde Schalkenmehren ist, zum Anlaß genommen, ihrem Maler in Form einer kleinen Ausstellung zu gedenken und seine Kunst zu würdigen. Wegen der Fastenzeit und der Osterfeiertage boten sich hierfür religiöse Themen geradezu an. Und gerade diese Bilder sind es, mit denen der Künstler uns immer wieder bewusst macht, dass wir Geschöpfe Gottes sind. Folgerichtig wurde die Ausstellung »Pitt Kreuzberg - Religiöse Bilder« genannt; sie ist vom 5. bis 8. April 1996 im Heimwebereimuseum in Schalkenmehren zu sehen. Diese Broschüre soll sie begleiten.

Christus nimmt das Kreuz auf sich (1953)

Christus nimmt das Kreuz auf sich (1953)

Die Kreisverwaltung Daun hat die Ausstellung angeregt, sie begrüßt sie, weil sie geeignet ist, die Erinnerung an den verdienten Maler unserer Heimat und seine Kunst wachzuhalten. Sie, die Verwaltung, dankt allen, die, gleich in welcher Weise, zur Ausstellung beigetragen haben; sie können an dieser Stelle nicht alle einzeln aufgezählt werden. Es sind vor allen Dingen die Herren Rau; das ist aber auch und besonders Herr Heinz-Jürgen Rieden sowie Gattin, ebenso Frau Martina Reininghaus, ihr fiel der wissenschaftliche Part zu.

Ich wünsche der Ausstellung den Erfolg, der ihr auf Grund ihrer Bedeutung gebührt.

Franz Josef Ferber


Verzeichnis der ausgestellten Werke

Triptychon (1908)

Triptychon: Verkündigung an Maria
Madonna mit Kind
Verkündigung an die Hirten (1908)
Öl

 

Beweinung Jesu (1916)

Beweinung Jesu (1916)
Pastell

 

Beweinung Jesu (1916)

Beweinung Jesu (1916)
Ölkreide

 

Jesus stillt den Sturm (um 1940)

Jesus stillt den Sturm (um 1940)
Pastellkreide

 

Verhöhnung Jesu (1920)

Verhöhnung Jesu (1920)
Öl

 

Sternsinger (1965)

Sternsinger (1965)
Mischtechnik

 

Hergottswinkel (1958)

Hergottswinkel (1958)
Mischtechnik

 

Die Herrlichkeit Gottes (1963)

Die Herrlichkeit Gottes (1963)
Öl

 

Kreuzigung (1956)

Kreuzigung (1956)
Öl

 

Hochzeit (1959)

Hochzeit (1959)
Öl

 

»Pietà« (1955)

»Pietà« (1955)
Mischtechnik

 

»Selbstporträt aus kosmischer Sicht« (1956)

»Selbstporträt aus kosmischer Sicht» (1956)
Mischtechnik

 

Christuskopf (1955) Kohle (Abbildung siehe oben)

Moses (1955) Kohle (Abbildung siehe oben)

Christus nimmt das Kreuz auf sich (1953) Kohle (Abbildung siehe oben)

Kreuzabnahme (1919) Aquarell

Weinende Frauen vor der Stadt (1921) Tusche

Johannes (1946) Kohle

Kreuzigung - Entwurf für Altarbild (Mitte) (1952) Aquarell
Rückseite - Entwürfe für Altarseitenflügel Kohle

Selbstporträt (1955) Öl

Madonna (auf Holzbrett) (1965) Öl

Kreuzigung (ohne Jahr) Öl

Hergottswinkel Pitt Kreuzbergs (ohne Jahr) Aquarell

Apostelkopf (ohne Jahr) Kohle


Bilder der Ausstellungseröffnung

Fotos: Daniel Ferber


rechts: Theodora Lorenz


links: Peter Otten



Biographie

Geboren am 30. Mai 1888 in Ahrweiler, Sohn einer alten Kaufmannsfamilie, Kindheit in Ahrweiler, Gymnasium in Ahrweiler, Brühl und Münstereifel

1907 - 1911 Student an der Kunstakademie Düsseldorf
1911 - 1913 Student an der Kunstakademie München
1913 Wahlheimat Schalkenmehren/Eifel
1914 - 1918 Soldat im Ersten Weltkrieg
1922 - 1932 Frühphase und Prozess der Selbstfindung in der Nähe des deutschen Expressionismus
1932 - 1949 Lebensmitte. Zeit der großen Eifeldarstellungen und der Blumenbilder
1950 - 1958 Zweite Experimentierphase, Phase der Auflehnung und des Umbruchs
1955 - 1958 Bilder, beeinflusst durch das Siechtum und den Tod seiner Ehefrau
1958 - 1966 Expressive Malerei im Stil der »Jungen Wilden«
1966 Am 21. Februar 1966 verstorben in Bad Honnef im Hause der Tochter



Impressum

Herausgeber: Kreisverwaltung Daun
Heimwebereimuseum / Ortsgemeinde Schalkenmehren
Titelbild: Christuskopf (Kohle, 1955)
Gestaltung: Franz Josef Ferber
Waltraud Saxler
Druck: Kreissparkasse Daun
April 1996

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