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Pitt Kreuzberg

Michael Seggewiß, MSS 13

Seine Landschaftsbilder sind vielen von uns- spätestens seit der Herausgabe des diesjährigen Kalenders der Kreissparkasse - bekannt. Sie stellen aber nur einen Teil des Gesamtwerks des vor hundert Jahren (30. Mai 1888) in Ahrweiler geborenen Künstlers dar.

Auch lässt sich sein Werk nicht einer Stilrichtung der Kunst zuordnen; dennoch sind phasenweise unterschiedliche Einflüsse zu erkennen. Während seiner Ausbildungszeit an den Akademien in Düsseldorf und München zu Beginn unseres Jahrhunderts sind Parallelen zum Jugendstil erkennbar. In Düsseldorf kommt er auch mit der expressionistischen Künstlergruppe »Junges Rheinland« in Kontakt, die sein Werk nach dem ersten Weltkrieg bis zum Beginn der dreißiger Jahre beeinflusst hat. Die Bilder, die in dieser Zeit entstanden, geben das Gemalte stark vereinfacht wieder, die Farben werden verfremdet und mitunter verschwinden die Details in den Gesichtern ganz.

Nach dem Ende des ersten Weltkriegs zieht Kreuzberg ans Schalkenmehrener Maar. Von da an wurde die Eifellandschaft zum Hauptmotiv seiner Bilder. In den Vordergrund treten häufig Blumen, Tiere und Menschen.


Pitt Kreuzberg mit seiner Frau in seinem urwüchsigen Garten (15.07.1951)
Foto: Heinrich Pieroth, Mayen

Anfang der 30er Jahre findet Kreuzberg dann seinen eigenen Stil. In dieser Phase sind seine heute weithin bekannten Eifellandschaften entstanden. Diese Bilder sind durch kräftige und ausdrucksstarke Farbwahl gekennzeichnet und die Farbgebung ist stark an der Realität orientiert. Ausgeprägte Wolkenformationen, die teilweise an Vorboten von Gewittern erinnern, runden die Bilder nach oben hin ab. Die Wolkenformationen sind je nach Bild mehr oder minder stark mit sich bündelnden Sonnenstrahlen durchsetzt.

Dennoch täte man Pitt Kreuzberg unrecht, wenn man diesen Bildern die Funktion von detailgenauen Wiedergaben der Realität zuwiese. Kreuzberg selbst hat einmal in einem Interview die strenge Gegenständlichkeit in das Arbeitfeld des Fotografen verwiesen. Auf mich wirken die Bilder dieser Phase wie Momentaufnahmen, Erinnerungen an die französischen Impressionisten werden wach, deren Werke Kreuzberg auf seiner Parisreise sicherlich gesehen hat. Die Farben sind schon erwähnt, naturnah gewählt, doch sind sie leuchtender als das natürliche Vorbild, wobei die Wolken die Grundfarbtöne der darunterliegenden Landschaft widerspiegeln. Die frohen Farben machen die dargestellte Landschaft freundlicher, positiver, als wolle Kreuzberg sie idealisieren und so dem Betrachter zeigen, was seiner Meinung nach das Wesen der Landschaft ausmacht.

Dem in den 30er Jahren zunehmenden Einfluss der Nationalsozialisten auf die Kunst in Deutschland konnte sich auch Pitt Kreuzberg nicht ganz entziehen. Da es generell wenig Literatur zu Kreuzberg gibt und besonders zu dieser Problematik, ist es für einen Laien schwer zu beurteilen, ob sich Kreuzberg von der nationalsozialistischen Kunstvorstellung beeinflussen ließ. Bilder aus seiner expressionistischen, »wilden Zeit«, sind zumindest nicht beschlagnahmt worden. Eine gute Bekannte Kreuzbergs aus dieser Zeit, Frau Anna Bartholome, erinnert sich, dass 1937 eins seiner Bilder auf einer Münchner Kunstausstellung von den Nazis wegen mangelnder Realitätsnähe abgewiesen wurde. Sie meint, er habe daraufhin nicht mehr so provozierend gemalt und seinen Schwerpunkt ganz auf Landschaftsmalerei verlegt.

Die Schrecken des zweiten Weltkriegs und die drohende Gefahr durch die Erfindung der Atombombe haben das Schaffen des Malers ganz offensichtlich beeinflusst. Landschaftsbilder verschwinden mehr und mehr aus seinem Repertoire. Statt dessen entstehen Bilder mit religiöser und weltanschaulicher Thematik, z.T. apokalyptische Visionen des Weltuntergangs. Sie verlieren ihre idyllische Schönheit: Verbrannte Erde und zerstörte Häuser im grellen Licht der Sonne oder vielleicht einer Atomexplosion. Portraits werden zu unkenntlichen Fratzen. Es scheint, als wolle der Maler die Vergänglichkeit und Schicksalhaftigkeit des Lebens sowie die Bedrohung durch die Gefahr des Krieges dem Betrachter ins Gewissen rücken. Eigentlich sind diese Bilder abstoßend, aber sie strahlen eine Faszination und Anziehungskraft aus, der man sich kaum entziehen kann, denn sie sind aufrüttelnd und fast beängstigend.

In den fünfziger Jahren bis zu seinem Tod 1956 zeichnet Kreuzberg viel mit Kohle. Es entstehen aus ein paar Strichen einfache aber sehr ausdrucksstarke Zeichnungen (siehe Abbildungen). Damit erfolgt eine Besinnung des Malers auf die expressionistisch beeinflusste Frühphase in seinem Werk. Mit dem inhaltlichen Wandel geht also auch ein Wandel in der Darstellungsart und in der Technik einher.

In den Jahren kurz vor seinem Tod entstehen wieder Landschaftsbilder, die aber ihre idyllische Ruhe und Schönheit verloren haben. Die Darstellung ist abstrakt, und die Farben sind so leuchtend, als wolle Kreuzberg Van Gogh in seiner Spätphase übertreffen.

Abschließend möchte ich mich ganz herzlich bei Frau Bartholome, Herrn Otten und Herrn Ferber (Kreisverwaltung) für ihre Informationen zum Werk Pitt Kreuzbergs bedanken.

Literatur: »Pitt Kreuzberg, ein Malerleben«, Prof. B. Kreutzberg, Ahrweiler, 1984


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