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Erinnerung an einen Freund

Lieselotte Dohm, Gerolstein

Lebte er noch, den 100. Geburtstag hätte er gefeiert. Alle, die die Eitel lieben, in der Vulkanlandschaft des Kreises Daun zuhause sind, werden ihn nie vergessen. Für Pitt war die Landschaft um das Schalkenmehrener Maar zur Wahlheimat geworden; er kam von Ahrweiler aus einem schönen Patrizierhaus, in dem er am 30. Mai 1888 geboren wurde.

Von 1907 bis 1913 studierte er an den Kunstakademien Düsseldorf und München. Danach zog es ihn endgültig in die Eifel. Es war die Landschaft um die Maare, die ihn so anzog und ihn zu vielen seiner Bilder stimulierte. Er blieb in Schalkenmehren und konnte dort nach dem 1. Weltkrieg sein Haus bauen. Zur Seite stand ihm in allen kritischen Lebenslagen eine treue und opferbereite Gefährtin, zwei Kinder wurden geboren.

Wir haben Pitt Kreuzberg erst spät kennengelernt, in den letzten Jahren des 2. Weltkrieges, wo man ständig Hunger hatte und das Hauptthema die Versorgung mit dem Lebensnotwendigen war. Uns verband viel! Der Existenzkampf des Freiberuflers, gemeinsam haßten wir den Krieg und besonders den Mann, der ihn ausgelöst hatte.

In Kreuzbergs urwüchsigem Garten konnten wir so von Herzen das sagen, was man in der gefährlichen Zeit der Nazidiktatur noch nicht mal denken durfte. Das ließ uns zu Freunden werden.

Der Höhepunkt unserer Besuche im Künstlerheim war immer das Atelier mit dem Blick aufs Maar. Daß Pitt dieses Motiv zu allen Jahreszeiten festhielt, zeigten seine Gemälde. Wie in einer Galerie hingen und standen sie herum, man konnte sie ungestört betrachten und auf sich wirken lassen. Bis Frau Kreuzberg zum Essen rief. Ein Kaninchen war geschlachtet und wunderbarer Bratenduft durchzog das Haus. Welche Kostbarkeit in dieser armen Zeit! Der Tisch war in der gemütlichen Wohnstube gedeckt, ausgestattet mit antiken Möbeln aus guter alter Zeit. Da ein besonders schönes Eifelgemälde, dort eine Tonvase mit Wildblumen. Meinem Eßplatz gegenüber befand sich eine alte Kommode, auf der antike Gläser in zarten Farben schimmerten. Die Eindrücke dieses Heims bleiben mir bis heute unvergeßlich. Doch ich bin vom Thema abgekommen: Den Nachtisch für das Kaninchen-Menü besorgte Pitt eigenhändig. Er lief in den Garten, pflückte einige reife Pfirsiche vom Spalier um sie uns zu kredenzen. So schwer und ernst die Zeiten damals waren, sie brachten uns durch die Freundschaft mit dem Künstlerehepaar immer wieder glückliche Tage.

Pitt hat seine vielen Blumenmotive in der Natur, auf dem Bauch liegend skizziert, um der Pflanze ganz nah zu sein. Er nannte dies: Aus der Froschperspektive.

Ich schätze mich glücklich, zwei Gemälde dieser Art zu besitzen. Sie nehmen Ehrenplätze in meinem Haus ein. Das Größere, das ich besonders liebe, zeigt im Vordergrund einen schon halb verblühten Löwenzahn, dahinter das Gelb eines blühenden Rapsfeldes und ganz in der Ferne die Konturen der Eifellandschaft.


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