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Beweinung Christi

»Mehr Pitt für alle« - Folge sieben

Hartmut Flothmann

Heute stellt die TV-Reihe über den Maler Pitt Kreuzberg - »Mehr Pitt für alle« - das Bild »Beweinung Christi« vor, das der Maler 1916 in Wachskreide in Schalkenmehren fertigte.

Schalkenmehren. Mit der TV-Reihe »Mehr Pitt für alle« begeben wir uns auf die Spuren von Pitt Kreuzberg (1888 bis 1966), der von 1913 bis zu seinem Lebensende 1966, also mehr als ein halbes Jahrhundert, im Maardorf Schalkenmehren lebte, wo er in einem Ehrengrab beerdigt ist.
In loser Folge stellen wir die Bilder Kreuzbergs vor, die in einer Privatsammlung zusammengetragen wurden und in der Pitt-Kreuzberg-Galerie in Schalkenmehren bei besonderen Anlässen gezeigt werden. Heute, Folge sieben: »Beweinung Christi«, Wachskreide auf Pappe, 1916, Format 26 mal 30 Zentimeter, signiert und datiert mit »P.K.16« unten links.

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Darstellung des getöteten Gottessohnes

Die Darstellung des getöteten Gottessohnes taucht erstmals im elften Jahrhundert in der byzantinischen Kunst auf. Wie in einem Brennspiegel sind das erlittene Leid und die Erlösungstat in der Beweinung miteinander in Beziehung gesetzt. Mit diesem querformatigen Bild verfolgt Kreuzberg wieder seinen eigenen Weg. Die bewegende Szene spielt sich bei Kreuzberg vor einem flackernd orangeroten Hintergrund, mit grünlichem Ocker durchsetzt, ab, der aber insgesamt eher flächig angelegt ist. Landschaftliche Bezüge sucht man vergebens. Auf jeden Fall spielt sich die Beweinung vor der Grablegung ab. Die orangerot flackernde Farbe, vielleicht auch ein Hinweis auf das blutige Kriegstreiben, unterstreicht die Dramatik des Geschehenen in der Gegenwart, die in der linken Menschengruppe im Vordergrund kulminiert.

Maria, von Kopf bis Fuß in ein dunkles Tuch gehüllt, das sich wirkungsvoll vom Hintergrund abhebt, hält in sitzender Haltung trauernd den Leib Christi auf ihrem Schoß umschlungen. Sein fahler und geschundener nackter Körper ist an die Mutter gelehnt. Sie trägt ganz allein die schwere Bürde. In großer Anteilnahme beugt sich ihr eine in ein bodenlanges schlichtes Gewand gehüllte weibliche Gestalt entgegen. Ihr Antlitz ist tief über das Haupt Christi gebeugt, ihre Stirn berührt das um Marias Kopf geschlungene Tuch. So gewinnt diese Gruppe eine eindringliche Geschlossenheit, die noch erhöht wird durch die auf dem Boden, hinter Marias Rücken, hockende dunkle Frauengestalt mit angezogenen Knien, die als einzige auf dem Bild den Betrachter frontal anschaut. Sie verschmilzt unmittelbar mit der trauernden Mutter.

Nur ein paar Schritte entfernt im Hintergrund ragen rechts im Bild zwei weitere Frauengestalten auf, ebenfalls schlicht gekleidet. Die größere von beiden steht starr aufgerichtet da. Ihre linke Schulter ist dem Betrachter zugewandt; die kleinere neigt sich ihr unmerklich entgegen. Auffallend ist, dass alle vier Frauen außer Maria ihr Haar kurz und unbedeckt tragen, ein Tribut an das 20. Jahrhundert?
Die Maltechnik, die der Künstler angewandt hat, um dieses christliche Vesperbild mit karger Kulisse zu gestalten, ist die der Wachskreide. Sie haftet auf jedem Untergrund und färbt im Gegensatz zu Pastellkreide nicht ab. Er hat sie pastös neben- und übereinander aufgebracht in kräftig aufgesetzten Strichen. Die Farbpalette beschränkt sich vorwiegend auf Orangerot-, dunkle Grün- und Schwarztöne. Das kleine Format dieser Beweinung Christi deutet darauf hin, dass es wahrscheinlich als Vorlage für ein größeres Bild gedacht war. Doch trotz seines geringen Ausmaßes verfehlt es dank seiner Intensität in Gestaltung und Ausdruck seine Wirkung auf den Betrachter nicht.


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