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Pitt Kreuzberg - Maler der Eifel

Vor 50 Jahren wählte der Künstler Schalkenmehren zur Heimat

js

Das neue Jahr 1963 ist für das Maardorf Schalkenmehren mit einem denkwürdigen Jubiläum verbunden: der im 75 Lebensjahr stehende Kunstmaler Pitt Kreuzberg kann in diesem Jahr sein 50jähriges Ortsjubiläum in Schalkenmehren feiern. Zwei Drittel seiner Lebensjahre hat der bekannte Künstler nun in seiner Wahlheimat Schalkenmehren verbracht. Den Bewohnern des Maardorfes und der Kreisstadt Daun ein gewohntes Bild, für die Fremden eine originelle Erscheinung: Wie ein Eifelschäfer gekleidet, kommt er daher, mit der Hirtentasche über die Schulter, sein Haar gebleicht und zerzaust vom Wind am Maar und seine Augen blicken blaugrau wie das Wasser des Maares.

Pitt Kreuzberg ist 1888 in Ahrweiler geboren und seiner Heimatstadt treu verbunden geblieben. In der Ausstellung der Are-Künstlergilde hat er seinen festen Platz und im Augenblick werden von ihm in Ahrweiler wieder 18 Bilder gezeigt. So wie Pitt Kreuzberg die Farben neu entdeckte, war sein Großvater Georg Kreuzberg der Finder der Apollinarisquelle und der heilenden Quelle in Bad Neuenahr.

Sein Haar ist gebleicht und zerzaust vom Wind am Maar, seine Augen blicken blaugrau wie das Wasser des Maares, das ist Pitt Kreuzberg, dem die »Eifel-Zeitung« in seinem Heim in Schalkenmehren einen Besuch abstattete.
Foto: Wolfgang Schütz

1904 verlässt Pitt Kreuzberg die Heimat, um die Welt der Farben zu erobern. Er kommt zur Akademie nach Düsseldorf; es hält ihn aber nicht sehr lange und sein Weg führt ihn nach München. Mit ihm haben dort manch andere Maler ihren Weg gefunden: der Schwarz-Weiß-Gestalter Otto Pankok aus Düsseldorf, Werner Gilles und Max Hundt. Pitt Kreuzberg gehört mit zu der Avantgarde im »Jungen Rheinland«, bis heute noch ist er umstritten - aber die Zahl seiner Freunde wächst.

Nachdem Pitt Kreuzberg mit Künstleraugen den Norden des Rheinlandes und den Süden unseres Vaterlandes erlebt und erblickt hat, kehrte er dorthin zurück, wo sich das Licht und die Vielgestaltigkeit der Farben des Nordens und Südens zusammen wieder finden: in der Eifel. Er suchte die Urlandschaft zunächst in der Ferne, und da er sie dort nicht fand, kehrte er zurück und siedelte sich am Kraterrande des Schalkenmehrener Maares an. Die großen Farbenskala der Eifel wird sein Studio: auf einen Handwagen lädt er Leinwand, Pinsel und Palette, und er verbringt Tage um Tage draußen in der klaren Eifelluft.

Er hat sich als Thema gestellt, Maler der Eifel zu sein, er wehrte sich aber dagegen, Eifelmaler genannt zu werden. Er malt die Eifel - frei und ungebunden. Er bleibt aber nicht im Vordergründigen stehen. Seine Bilder suchen die Wahrheit und die Zusammenhänge der Dinge. Er ist ein Sucher der Wahrheit geblieben bis heute und Vergangenes und Gegenwärtiges fließen ineinander über. So glaubt man, in seinen Farben den Feuerschein nicht erloschener Vulkane zu sehen, es brodelt und wallt noch vor ihm. Dann wieder überrascht er die Umwelt mit abgeklärten ruhigen Bildern - zum Teil in braunen Farbtönen gehalten - und wieder andere zeigen das Blau des Wassers des Maares auf das er von seinem großen Atelierfenster bei Wind und Wetter schauen und erleben kann. Er spürt der Vulkanlandschaft ihre Geheimnisse ab und ist weise genug zu erkennen, dass er sie nicht ganz erfassen und nachgestalten kann.

In den letzten Jahrzehnten hat Pitt Kreuzberg auch religiöse Themen zu malen versucht. Er setzt sich mit der heutigen Welt auseinander - und hier spüren wir ein Ringen, das umso ehrfurchtgebietender ist, weil Pitt Kreuzberg noch in seinem Alter wie ein Junger um die Wahrheit ringt. Die Wahrheit zu suchen, hält er für den Auftrag seines Lebens. Anlässlich seines 70. Geburtstages hat er in Trier eine Ausstellung veranstaltet und überraschte die Besucher mit folgenden Worten:

»Seht die Bilder mit derselben Ehrfurcht und Demut, mit der ich mich ein langes Leben bemüht habe, wach zu sein für die Dinge der Schöpfung Gottes. Alles, was sich hier darbietet, sind Versuche, in die Wahrheit unseres Seins, in die Umwelt und den Kosmos einzudringen. Es kann darum nicht alles Lied der Schönheit sein, eher eines der versuchten Wahrheit - es sind die Gesetzte und die Lebenskraft, der Thytmus und die Dynamik der Dinge, die im ewigen Kreislauf sind. Und das Dargestellte soll uns mahnen, nichts Ungutes gegen das Leben zu tun. Seien sie so inbrünstig gläubig, wie es eine Künstlerseele sich zu sein müht.«

In diesem Mühen hat es sich Pitt Kreuzberg nie leicht gemacht. Leicht macht er es auch nicht den Besuchern, die ihn in seinem Atelier besuchten und zum Teil erschlagen und beunruhigt sein Haus verließen. Er deutet als Maler die Zeit und er deutet sie kritisch. Aber er zerschlägt nicht restlos: wen seine Bilder einmal gepackt haben, kann nicht mehr von ihnen los. Er findet in ihnen mit starker Aussagekraft auch das Große unserer Zeit, den Glauben an Gott, der die Kräfte und Gewalten der Natur geschaffen hat.

So geht unser Gruß heute in das Haus am Maar, in dem Pitt Kreuzberg am Rande des großen Weltgeschehens in selbstgesuchter Einsamkeit lebt. Möge ihm noch lange die Sonne scheinen, die er in seinen Bildern immer wieder in leuchtenden Farben gemalt hat.


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