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Der Eifelmaler Pitt Kreuzberg

Zu seinem 70. Geburtstag

Peter Kremer

Vom 19. Mai bis Mitte Juni wird im Kurfürstlichen Schloss in Trier, in diesem herrlich wiedererstandenen Palast, eine Ausstellung von Gemälden Pitt Kreuzbergs gezeigt, eine Repräsentativ-Schau über das Schaffen dieses Eifelmalers. Obgleich Pitt Kreuzberg seit 43 Jahren im Trierer Raum seine Heimat gefunden hat - er wohnt seither in seinem kleinen Haus dicht am Schalkenmehrener Maar - obwohl sein Lebenswerk restlos der Eifellandschaft galt, ist dies die erste Kreuzberg-Ausstellung in Trier. Die Städte München und Düsseldorf gaben ihm schon früher die Möglichkeit dazu; die Kreisstädte Daun und Wittlich ehrten ihn verschiedene Male durch kleinere Ausstellungen, wie auch der Eifelverein bei mancher Hauptversammlung seiner Mitgliederschar Gelegenheit bot, mit seinem Schaffen bekannt zu werden. Jetzt war sein 70. Geburtstag der äußere Anlass, das längst Versäumte in einer umfassenden Schau auch in Trier nachzuholen.

Der Maler Pitt Kreuzberg, der am 30. Mai 70 Jahre alt wurde, gehört zur Eifel, wie die Maare und Vulkanberge, wie die Ebereschenbäume und die Ginsterbüsche zu ihr gehören. Er trat die Nachfolge Fritz von Willes an, wenngleich seine Kunst von ganz anderer Art ist. Mit Curtius Schulten, der in der Nordeifel beheimatet ist und ebenfalls sein gesamtes Schaffen der Eifellandschaft, besonders ihrem nördlichen Teil, gewidmet hat, ist er seit Jahrzehnten der namhafteste Eifelmaler, und seine Bilder zieren viele Stuben von Freunden dieser eigenartigsten deutschen Landschaft. Im Ahrtal geboren, wurde er Schüler der Düsseldorfer Akademie, war Angehöriger des revolutionären »Jungen Rheinland«, dann wurde er im Maardorf-Schalkenmehren sesshaft und blieb dort bodenständig bis heute. Er ist dieser Landschaft im Herzen der Vulkaneifel treu geblieben mit jedem Bilde.

Schalkenmehrener Maar
Foto: Heinz Schillings (Rheydt)

Aus seiner Werkstatt fällt der Blick über das Kreisrund des Maares, über den schimmernden Vulkansee, tastet die Kraterwände mit ihren Stufenhängen hinan und endet in den schweren Wolkenzügen unter dem Himmel. Diese vulkanische Urlandschaft mit der kargen Vegetation, mit ihrer Herbheit und Einsamkeit, mit ihrer ans Herz rührenden Schönheit, hat es ihm angetan; sie redet aus jedem seiner Bilder. Ob er das Maar vor seinem Fenster zu allen Jahreszeiten malt oder droben das Totenmaar mit seinem grauen Kirchlein, die verkrüppelten Kiefern, die grotesk aus dem Vulkansand leben, die grellblühenden Ginsterhalden, den Maarhang mit einer weidenden Kuh, mit einem pflügenden Gespann, einen Streifen Ackersaum mit Mohn und Schafgarbe und goldenem Kreuzkraut, ein karges Kornfeld unter Gewitterwolken vor dem Hintergrund der blauen Vulkangipfel, ob er ein roh umgebrochenes, steiniges Brachfeld malt, eine Weidenkoppel mit schiefem Drahtzaun, eine Distel, die unter dem Wetterschlag glutet und zittert, rotschimmernde Unkräuter unter blauen Himmelsgewölbe: immer lebt darin die vulkanische Erde, spürt man das Wogen und Wirken unterirdischer Ströme; die Landschaft ist in seinen Bildern noch nicht zur Ruhe gekommen.

Wer ihm einmal beim Werk zugeschaut hat draußen in der Natur, dem kleinen Mann mit dem schlohwei0en Haar und den scharfen Äuglein im verwitterten Gesicht, wie er in einem Erdloch sitzt gleich einem Gnom, so dass die Wildkräuter und Sommerblumen riesig hoch vor ihm aufragen und die Ferne und Tiefe mit seinem Blick in einer Ebene liegt und in die Nähe gerückt ist, der hat die Art seines Schaffens erfaßt, dem werden seine Bilder zu stillen Gleichnissen. Es sind mit dicken Farben geschriebene Landschaften. In einer van Gogh’schen Seh-Art, ein wenig gedämpfter und nordischer, weiß er das Licht, die Blüten, die Wildpflanzen, die Erdlinien, die rätselvollen Maar-Augen, die Bäume, die Steine, die Berge zu bannen, ihr Wesen zu bezwingen. Seine nicht dunkelnde Wachstempera-Technik schenkt seinen Gemälden eine lebendige Leuchtkraft von altmeisterlicher Farbigkeit. Und doch sind sie modern; sie sind nicht »schön« und »stimmungsvoll« im hergebrachten Sinne, sie sind mit unseren Augen geschaut, sie sind Kraft und Trotz, sie sind Unruhe und Ruhe zugleich. Sie sind bewegt, sie versinnbilden eindringlich die wirkungsvollsten Augenblicke im Wechsel der Jahr- und Tagzeiten über der Heimaterde, unter dem Heimathimmel. Sie sind nicht romantisch, wie die Eifellandschaft keine romantische Landschaft ist; dafür ist sie zu herbe und schwer, zu urtümlich, zu trächtig und zu fordernd, zu unruhig und zu einsam. So sind auch seine Bilder:

Schöpfungen und Gesichte eines einsamen Kämpfers und Künstlers, der jeden Atemzug dieser kargschönen Natur belauscht hat, der um die Seele dieser herrischen Landschaft gerungen hat und selber ein Teil von ihr geworden ist.

Seine vielen Freunde und alle Eifelleute wünschen dem Rühmer und Künder ihrer Heimat noch manches Malerjahr in gestärkter Gesundheit und ein von materiellen Sorgen freies Alter mit erfolgreicher Schaffenskraft. Möge Pitt Kreuzberg mit seinen Eifelbildern noch vielen Menschen Freude und Trost und Kraft schenken!


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