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Ein roter Faden durch das Lebenswerk

Kreis stellt 35 Jahre nach dem Tod des Künstlers bisher unbekannte Werke von Pitt Kreuzberg in der Sparkasse aus

Brigitte Bettscheider

Daun. Mit der Ausstellung von 58 graphischen Werken von Pitt Kreuzberg (1888-1966) präsentiert die Kreisverwaltung der Öffentlichkeit eine bisher unbekannte Seite des Künstlers.

Pitt - das ist Peter Josef Karl Hubert - Kreuzberg stammt aus Ahrweiler und ließ sich 1913 mit seiner Familie in einem als Wohnung und Atelier genutzten, gemieteten Tanzsaal bei einem Gasthof in Schalkenmehren nieder. 1930 bezog die Familie das Haus im heutigen Pitt-Kreuzber-Weg. Neben dem Weltgeschehen und persönlichen Erlebnissen war sein Schaffen besonders von Schalkenmehrener Maar und der Eifellandschaft inspiriert. Seine letzte Ruhe fand der Maler und Graphiker am 25. Februar 1966 auf dem Friedhof am Totenmaar.

35 Jahre nach seinem Tod würdigt die Kreisverwaltung Daun ihm mit der Ausstellung von bisher öffentlich nicht bekannten Graphiken. Bei der Eröffnung wertete Landrat Heinz Onnertz das große Interesse der Bevölkerung als Zeichen der hohen Bedeutung des Künstlers und des unschätzbaren Wertes der Kunstwerke, die durch eine Schenkung der Tochter von Kreuzberg im Besitz des Kreises sind.

Theodora Lorenz - bei der Ausstellungseröffnung anwesend - hatte dem Kreis vor vier Jahren insgesamt 350 Kunstwerke ihres Vaters überlassen. Der Landrat bedankte sich bei den Mitgliedern der Dauner Künstlergruppe »Rouge« für die Begleitung, Unterstützung und Beratung während der Vorbereitung der Ausstellung.

Analysiert und beschrieben hat die Kunsthistorikerin Martina Reininghaus die 58 Exponate. Sie verfasste die Texte in dem zur Ausstellung erschienenen Katalog, und sie sprach bei der Vernissage über Kreuzberg, indem sie als ausgezeichnete Kennerin des Künstlers Biographisches und Graphisches geschickt miteinander kombinierte.

»Ernst und Grausamkeit lassen keine Farbe zu«

In den Graphiken spiegele sich kulturell und politisch die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts wider, und es seien häufig die ganz persönlichen Nöte und Ängste sowie seine Erfahrungen von Tod und Trauer verarbeitet. »Das Thema Graphik zieht sich wie ein roter Faden durch sein Lebenswerk«, erklärte die Kunsthistorikerin. Die ersten ernst zu nehmenden graphischen Arbeiten seien 1916 entstanden, als Kreuzberg russische Soldaten in einem norddeutschen Lager bewachte, von Frau und Sohn getrennt war und in schwarzer Tusche auf einfachem Papier »Frau und Krieg« thematisierte. »Hier zeichnet sich bereits ein wichtiges Wesensmerkmal von Pitt Kreuzberg ab« sagte Martina Reininghaus. »Ernst und Grausamkeit lassen keine Farbe zu.« Das Farbenfroh-Heitere, das Spontan-Gefallende habe Kreuzberg erstmals und ausnahmsweise 1933 im holländischen Schweringen graphisch dargestellt. In der Ausstellung finden sich zwei Beispiele: »Boot vor der Sonne« und »Tulpenfelder in Holland«. Für die 1940er Jahre stellte die Referentin fest: »Er steckt mitten im Elend und merkt es nicht einmal. Der Rückzug in sich selbst wird besonders deutlich am Fehlen von Zeichnungen.«

Das Interesse bei der Eröffnung der Pitt-Kreuzberg-Ausstellung in der Schalterhalle der Sparkasse ist groß. Kaum verwunderlich, werden doch bislang unbekannte Werke gezeigt.

Ganz anders die nächste graphische Schaffensphase: Kreuzberg zeichnet spontan, gab sich heiter, kritisch, politisch-brisant, amüsant, als er nach 1950 Menschendarstellungen in großer Zahl anfertigte. »Leider waren diese nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, wo sie etwas hätten bewirken können«, bedauerte Martina Reininghaus. In Kreuzbergs Spätwerk sei die Vergänglichkeit darstellungsbestimmend, erläuterte die Kunsthistorikerin. Nach dem Tod seiner Frau 1958 und im Bewusstsein seines eigenen begrenzten Lebens habe der Künstler in dieser Zeit versucht, durch das Malen Angst und Schrecken vor dem Tod zu bekämpfen und zu überwinden. »Erfreulich wäre es, wenn es gelingen könnte, das Dunkel, das den surrealistischen und metaphysischen Peter Kreuzberg umgibt, ein wenig zu hellen«, schreibt Martina Reininghaus abschließend im Katalog.

Die Ausstellung in der KSK ist bis zum 5. April zu sehen.


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