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Zu den Berliner Kulturtagen des Gaues Moselland

Von der »Kleinen Kunstschau« bis zur »Kunstausstellung Moselland« in Berlin

Von Robert Huber, Leiter der Abteilung Ausstellungswesen im Kulturverband Gau Moselland.

Aus Anlass der Kulturtage des Gaues Moselland in Berlin, vom 28. September bis Ende Oktober, bringen wir Aufsätze über das Ausstellungswesen, über die Trierer Meisterschule und über das Landestheater Gau Moselland. (Die Schriftleitung.)

Zu den Aufgaben, die dem Kulturverband Gau Moselland gestellt sind, gehört an hervorragender Stelle die Betreuung und Förderung der Bildenden Kunst und gleichzeitig die Erziehung zum Verständnis für ihre Bedeutung, ihre Aufgaben und Möglichkeiten. Der eine Teil dieser schönen Verpflichtung wird durch den Einsatz für den schaffenden Künstler erfüllt, der andere durch eine entsprechende Betreuungs- und Erziehungsarbeit an möglichst weiten Kreisen der Bevölkerung.

Diese kurze Formulierung umreißt das Arbeitsprogramm der Abteilung Ausstellungswesen im Kulturverband Gau Moselland in großen Zügen.

Bei der Gründung des Kulturverbandes am 28. April 1940 bestand nur das Landestheater Moselland als einsatzfähige kulturelle Einrichtung. Es konnte bereits auf eine nahezu zweijährige Arbeitserfahrung zurückblicken, hatte innerhalb des Gaues eine große Besuchergemeinschaft gewonnen und war vor den Arbeiten am Westwall, sowie später als Fronttheater vor den Soldaten im Westen eingesetzt worden. Das Landestheater Moselland, das Westmark-Landestheater, wie es damals noch hieß, war also die Keimzelle, aus der sich der Kulturverband Gau Moselland mit seinen verschiedenen Abteilungen entwickelte. Es war sozusagen der Prüfstein für die kulturelle Aufnahmefähigkeit der Bevölkerung unseres Gaues. Die in der ersten Zeit gesammelte Erfahrung ließ die bereits festliegenden Erweiterungspläne als berechtigt erscheinen. Die praktische Arbeit konnte also in Angriff genommen werden. Zu Anfang des Jahres 1940 ward an die neue Aufgabe herangegangen. Vorbereitungen, Verhandlungen, Ausarbeitung eines festumrissenen Arbeitsplanes, nach dem der Betrieb jederzeit aufgenommen werden konnte nahmen die erste Hälfte des Jahres in Anspruch. Alle notwendigen Einrichtungen wurden angeschafft und hierbei besonders auf die Voraussetzung geachtet, die eine Wanderausstellung rein technisch erfordert. Niemand kann auch nur einen Teil der anfänglich bewältigten Schwierigkeiten erahnen, wenn er heute einer unserer Ausstellungen in einer Schulaula, in einem Rathaussaal, in einer Turnhalle oder im Saal einer Gastwirtschaft draußen im Lande begegnet. Die überaus zweckmäßige Einrichtung, die grauweißen Stellwände, die Auslegetische und -kasten in ihrer schlichten gediegenen Form lassen eine Überlegung nach dieser Seite hin kaum noch aufkommen. In dieser selbstverständlichen und ausstellungstechnisch klaren Wirkung liegt der Beweis dafür, dass die Aufgabe nach dieser Richtung hin vollauf gelöst wurde. Doch bevor sich die endgültige Lösung aus vielerlei Plänen und Versuchen zur selbstverständlichen und besten Form herauskristallisierte, verging mancher Monat, ausgefüllt mit wichtiger Vor- und Kleinarbeit. Da gab es tausenderlei zu bedenken. Hier sollte die Ausstellung in einem Saal untergebracht werden, dessen Ausstattung schöne alte Täfelung und Wandverkleidung aufwies, also das Einschlagen jedes Nagels ausschloss, dort musste man sich mit einem Turnsaal begnügen, dessen Geräte das Miteinbeziehen der Wände unmöglich machten. An einer anderen Stelle störte ein unmöglicher Anstrich oder gar eine kostbare Seidentapete. Anderswo wiederum waren so viele Fenster vorhanden, dass die Aufhängemöglichkeiten auf ein unmögliches Mindestmaß beschränkt wurden.

Ernte im Ösling
Ölbild von Johann Schaack, Luxemburg

Es hieß also, sich von allen Zufälligkeiten unabhängig zu machen, sich sozusagen mit dem Dach über dem Kopfe zu begnügen und alles andere mitzubringen. Die Aufgabe wurde gelöst. Und sie wurde gut gelöst. Die Stellwände, von denen jede Ausstellungsreihe eine genügende Anzahl mitführt, ermöglichen eine sinnvolle und zweckentsprechende Raumaufteilung, das Zustellen von ungeeigneten Raumwänden, ja sie vermögen es, einen Raum völlig zu verändern und für uns brauchbar zu machen. Dazu ist der Aufbau der Abteilungen, Nischen und Kojen denkbarst einfach, es bedarf nur des Zupackens weniger geschickter Hände, und wenn eine Ausstellungsreihe eingespielt ist, kann der Aufbau an einem Tage spielend bewältigt werden.

Von Anfang an war im Arbeitsplan vorgesehen, möglichst tief in das Gaugebiet einzudringen, d. h. auch die kleineren Orte, die bisher nie mit der bildenden Kunst in Berührung kamen, zu erfassen. Diese Absicht erforderte eine für diesen Zweck in Umfang und Anzahl besonders geeignete Kollektion. Sie wurde unter dem Titel »Kleine Kunstausstellung« zusammengestellt und mit 30 Veranstaltungen als Wanderausstellung im Jahresplan eingebaut. Vorgesehen wurde durchwegs eine achttägige Dauer, je eine halbe Woche zwischen zwei Veranstaltungen für Abbau, Abtransport und Aufbau am nächsten Ort. Die über diese 45 Wochen hinaus verbleibenden sieben Wochen des Jahres sollten die Urlaubszeit für den Ausstellungsleiter enthalten und die Zusammenstellung einer neuen Kollektion ermöglichen.

Eine weitere Reihe wurde für die größeren Orte des Gaugebietes mit einer Einwohnerzahl zwischen 10.000 bis 30.000 eingerichtet. Sie erhielt den Titel »Kunstausstellung 1940 - 1941«, war für 10 Städte und für eine Dauer von jeweils 14 Tagen vorgesehen. Allmonatlich sollte eine Veranstaltung stattfinden. Hierdurch war die Möglichkeit gegeben, an größeren Plätzen auf 3 Wochen zu verlängern und gleichzeitig die weit umfangreichere Ausstellung in aller Ruhe, ohne Überstürzung und unter besonderer Herausstellung der Künstler des näheren Bezirks aufzubauen.

Außer den bisher angegebenen beiden Ausstellungsreihen waren die drei Städte Koblenz, Trier und schließlich Luxemburg, das seit Jahresfrist in unsere Betreuung mit eingeschlossen ist, besonders zu bedenken. Für diese drei Plätze wurden als Jahresprogramm je zwei Kunstausstellungen und zwei Kulturpolitische Ausstellungen vorgesehen, die zum Teil ausgetauscht, zum anderen einmalig und örtlich abgestimmt vorbereitet werden mussten. Während bei diesen Veranstaltungen eine Überschneidung der Termine möglichst zu unterbleiben hatte, sollte zu gleicher Zeit in den drei großen Städten gegen Ende des Jahres eine große hauptsächlich auf den Verkauf abgestellte Weihnachtsausstellung stattfinden.

Zwei Bilder aus den zahlreichen Ausstellungen der Abteilung Ausstellungswesen im »Kulturverband Gau Moselland«

Wie man sieht, handelt es sich um eine sehr umfangreiche Planung, die in ihrer Art im Reich einzeln dasteht. Uns schreckten keine Unkenrufe schwarzsehender Besserwisser. Uns schreckte der Krieg nicht und die Schwierigkeiten, die er solchem Beginnen zwangsläufig entgegenstellte. Wir sahen unsere Aufgabe gerade unter den gegebenen Umständen als doppelt wichtig an und machten uns unverzüglich an die Ausführung der bisher nur auf dem Papier stehenden Pläne. Es ging gleich von Anfang an gut. Der Erfolg brachte den schönsten Beweis für die Richtigkeit der Idee, ja die »Kleine Kunstschau« fand solchen Beifall, dass zu Beginn dieses Jahres eine zweite eingerichtet und auf den Weg gebracht werden musste. Damit verdoppelte sich das Jahresvorhaben dieser beiden Reihen auf 60 Veranstaltungen und das Gesamtprogramm des Kulturverbandes auf 82 Ausstellungen. Es wurden mehr als 200.000 Menschen erfasst und an Dinge herangebracht, die sie beeindruckten, von nun an beschäftigten, die ihren Geschmack bildeten, ihr Blickfeld weiteten und zur Gestaltung des eigenen Heims anregten. Dass sich aus dieser intensiven Ausstellungsarbeit auch wirtschaftliche Vorteile für den schaffenden Künstler ergeben, dass er selbst Anregungen empfängt, weil wir stets bemüht sind, ihm unsere Erfahrungen mitzuteilen, ihm Aufgaben zu vermitteln und Aufträge zu beschaffen, wird man gerne glauben.

Die vorhin erwähnte »Kleine Kunstschau« ist keine Kunstausstellung im üblichen Sinn. Sie enthält neben Arbeiten der Maler und Bildhauer unseres Gaugebietes und Luxemburgs eine Anzahl wertvoller Drucke nach Meisterwerken deutschen Kunstschaffens aus mehreren Jahrhunderten, zeigt Beispiele des heimischen Kunsthandwerks und Kunstgewerbes, guten Hausrat, bringt Anregungen zur selbstschöpferischen Tätigkeit für unsere Frauen und Mädchen mit schönen Beispielen von Webe-, Bast- und Handarbeiten und enthält eine Auswahl ausgesprochen Kitsches, wie er heute immer noch hergestellt und leider auch gekauft wird. Weiter verfügt jede »Kleine Kunstschau« über eine stattliche Auswahl von Kunstkarten, wie sie die deutschen Kunstverlage als Postkarten herausbringen. Damit ist in dieser verhältnismäßig kleinen Schau eigentlich das ganze deutsche Kunstschaffen enthalten, alle Fragen und Probleme der Kunst treten dem interessierten und hellsichtigen Besucher vor Augen und ins Bewusstsein und es ist ihm die Möglichkeit gegeben, durch den geschulten und wohlgerüsteten Leiter der Ausstellung jede gewünschte Auskunft zu erhalten. Oft werden da in einem Dorf des Hunsrücks, des Westerwaldes oder der Eifel Unterhaltungen mit Besuchern geführt, wie sie dem Leiter irgendeiner Ausstellung in der Großstadt kaum begegnen. Oft ist der erfahrene Leiter der Ausstellung der Empfangende und Lernende, denn das unbefangene und unverdorbene Urteil eines natürlich empfundenen Besuchers ist mitunter treffender und in seiner Einfachheit dem Wesen des Kunstwerks entsprechender, als das oft genug vom Erlernten und vom erworbenen Wissen bestimmte und darum nicht immer ursprüngliche des Fachmanns.

Motiv aus Kreuznach von Hans Dornoff, Trier

Die »Kleine Kunstschau« ist innerhalb unserer Ausstellungsarbeit auch deshalb von besonderer Wichtigkeit, weil sie für uns einer Entdeckungsfahrt gleich kommt. Auch wir lernen Land und Leute kennen, kommen mit neuen, jungen Talenten in Berührung und erfahren so, was sich an neuen Kräften im Lande regt und was der Förderung wert ist. Wenn die »Kleine Kunstschau« in diesem Monat ihren zweiten Jahresweg beginnt und an die Menschen unseres Gaues mit neuen Anregungen herantritt, wird man ihr mit noch größerem Interesse begegnen, wird man gerne die im Vorjahr abgebrochene Unterhaltung und Aussprache wieder aufnehmen und wir werden feststellen können, dass unsere Anregungen auf fruchtbaren Boden gefallen sind.

Inzwischen ist auch manch neuer Name unter den heimischen Künstlern aufgetaucht, mancher Kunsthandwerker hat Vertrauen zu unserem Beginnen gefasst und uns seine Arbeiten mitgegeben. Auch im Kampf gegen den Kitsch und besonders gegen die Kitschpostkarte, die zu den hohen Festtagen des Jahres ihre üppigsten Blüten treibt, haben wir Boden gewonnen. In einem Kreisstädtchen im Hunsrück kam ein junges Mädchen, das in unseren Kartenkästen gewühlt und sich mit gutem Geschmack eine große Anzahl von Karten herausgeholt hatte, auf die Idee, für sich selbst ein Kunstwerk des Monats zu wählen und in dieser Zeit alles Wissenswerte über den Maler und sein Werk zu erarbeiten. Selbstverständlich haben wir diesen prächtigen Gedanken weitergegeben. Er wird bestimmt Anklang und Nachahmung finden.

Die »Kleine Kunstschau« wird überall gemeinsam mit dem Bürgermeister, dem Vertreter der Öffentlichkeit durchgeführt. Die Eröffnung erfolgt durch ihn, ebenso die Organisierung des Besuches. Es ist erstaunlich, wie vorbildlich und weihevoll solche Feiern oft gestaltet und welche Rekordbesucherzahlen mitunter erreicht werden. Verständnis für unser Bemühen führt da häufig zu einem edlen Wettstreit. So stellten Orte wie Morbach, Kastellaun und Simmern im Hunsrück und Ahrweiler am Rande der Eifel 54, 40, 30 und 25 vom Hundert ihrer Einwohner als Besucher. Ein Städtchen wie Traben-Trarbach steht hinsichtlich des Verkaufs im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl an erster Stelle im ganzen Gau Moselland. Die Verhältniszahlen für die beiden Städte Koblenz und Trier liegen hinsichtlich des Besuchs und des Verkaufs viel tiefer, weit hinter Neuwied, Idar-Oberstein, Kreuznach und Wittlich, die in der angegebenen Reihenfolge unsere Statistik zieren. Diese sorgfältig festgehaltenen Ergebnisse beweisen die Wichtigkeit unserer Arbeit und bringen den unwiderlegbaren Beweis für die Richtigkeit und die Notwendigkeit der von uns vorgenommenen Gliederung.

Regenwolken am Nebelhorn von Jupp Schneider, Koblenz

Die zweite Ausstellungsart, die Reihe »Kunstveranstaltung 1940 - 1941« beschränkt sich in ihrem Material auf die darstellende Kunst schlechthin. Sie zeigt Gemälde, Aquarelle, Graphik und Plastik gauansässiger und luxemburger Künstler. Sie stellt bereits größere Ansprüche an den Besucher, überlässt ihn jedoch keinesfalls sich selbst. Der Leiter dieser Reihe, ein Berufsmaler, bemüht sich ebenso gewissenhaft um den einzelnen Besucher wie um den Gemeinschaftsbesuch, hält Führungen ab und ist bestrebt, das Verständnis zu wecken, den Geschmack zu festigen und das selbstständige Urteil zu bilden. Auf Belehrung wird verzichtet. Ein Besucher, der keine Aufnahmebereitschaft mitbringt, der nicht gewillt ist, sich ernsthaft mit den Dingen zu befassen, ist uns gleichgültig. Wir verzichten auf seinen Besuch. Jeder aber der sehen will, der ernsthafte Auseinandersetzung sucht, und wäre sein Urteil noch so irrig, kann unseres Interesses sicher sein. Wir denken nicht daran, ihn mit erhobenem Zeigefinger zu schulmeistern. Wir denken ebenso wenig daran, ihm unsere Meinung als das einzig richtige aufzuzwingen. Es bleibt das Prinzip der Führung, Urteil an Urteil zu messen und wir sind ebenso bereit, eine bessere Meinung hinzunehmen und zur unseren zu machen, wenn sie uns überzeugt. Oft entspinnen sich Unterhaltungen, die aufgezeichnet zu werden verdienen. Oft wird unseren Ausstellungsleitern tüchtig eingeheizt und es ist nicht immer leicht, in der Diskussion hieb- und stichfest zu bestehen. Doch wir sind ehrlich für die Sache bemüht und mit ganzem Herzen dabei. Unser Kampf gilt vor allem den Schlagworten und schablonisierten Begriffen. Wir suchen den Künstler aus seiner Art, seiner Persönlichkeit und seiner Stellung zur und in der Zeit zu erklären, zu deuten und verständlich zu machen. Wir wissen viel zu genau, dass der Idealzustand erst erreicht ist, wenn einerseits das Verständnis für die Kunst auf ein höheres Niveau gehoben und andererseits der Künstler aus seiner oft genug selbstverschuldeten Isolierung herausgetreten ist und sich in seinem Werk dem Denken, Fühlen und Glauben der Allgemeinheit nähert oder sich wenigsten damit auseinandersetzt. Kunst hat zeitgemäß zu sein. Ob sie überzeitliches Format hat, darüber entscheiden nicht wir, sondern eben die Zeit. Es ist ohne weiteres möglich, dass uns heute ein Kunstwerk oder ein Künstler viel bedeuten, während sie einer späteren Zeit nichts mehr zu sagen haben. Das spricht heute und morgen nicht gegen sie, nimmt ihrem Schaffen nichts von seiner Berechtigung. Der eine erfüllt seine Aufgabe in der Zeit, die ihm gegeben ist, der andere wirkt außerdem über sie hinaus. Schon das eine kann Erfüllung sein, das Andere ist eine seltene Gnade, deren Größe der Lebende nicht ahnt und der Tote nicht mehr erfährt. Hier stehen wir vor einem der erschütternden Geheimnisse menschlichen und schöpferischen Schicksals, über das wir oft aus Anlass der Führungen in unseren Ausstellungen gesprochen haben. Es war dann stets eine Weihestunde, und unsere Hörer kehrten gerne mit neuen Fragen wieder, die sich für sie aus der angeregten Unterhaltung ergeben hatten. Solche Besucher sind uns besonders lieb. Oft genug kamen sie alltäglich und setzten den Meinungsaustausch auch noch schriftlich fort, nachdem die Ausstellung ihren Standort längste gewechselt hatte.

Kühe am Rhein Aquarell von Ernst Havenstein, Traben-Trarbach

Eine besondere Aufgabe des Leiters der Reihe ist es, die Künstler zu besuchen, sich Einblick in ihre Art zu schaffen, ihre Arbeiten zu besichtigen, ihnen Anregungen zu geben, sie für die aktive Mitarbeit zu gewinnen und über alle dabei gemachten Erfahrungen und Beobachtungen an den Leiter der Abteilung Ausstellungswesen eingehend zu berichten. Wir haben uns auf diese Art genaue Kenntnis von den meisten Künstlern verschafft und ihnen dadurch manchen Auftrag vermittelt. Dort hat sich uns einer als geschickter Illustrator, da hat ein anderer seine Fähigkeiten für die Gestaltung großer dekorativer Entwürfe gezeigt oder ein dritter sich als berufener Porträtist erwiesen. Für alle findet sich einmal eine Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen und wir sind stets bemüht, bei allen sich bietenden Möglichkeiten auf die künstlerischen Kräfte unseres Gaugebietes zurück zu greifen.

Die Ausstellungsarbeit in Koblenz und Trier unterscheidet sich von der bisher geschilderten nur hinsichtlich ihres Umfangs. Auch hier wird nur bildende Kunst gezeigt, mitunter um gutes Kunsthandwert erweitert. In der Stadt Luxemburg wird im kommenden Winter zum ersten Male eine Ausstellung des Kulturverbandes aufgebaut. Es ist üblich, mit Rücksicht auf die um diese Zeit meist guten Verkaufsmöglichkeiten den ortsansässigen Künstlern größtmöglichen Raum bereitzustellen. Auch hier hat sich die Zusammenarbeit mit den Städten bisher stets als förderndes Moment erwiesen. Die Besucherzahlen bleiben zwar im Verhältnis hinter denen der anderen Ausstellungsreihen zurück, doch findet diese Tatsache eine Erklärung in den zahlreichen Bildungs-, Unterhaltungs- und Zerstreuungsmöglichkeiten, die in den großen Städten geboten werden. Die Stadt und ihr völlig anderes geartetes Leben, ihre völlig andere geistige Struktur, enthalten vielfach die Gefahr der Verflachung des Geschmacks und des Interesses. Hier bedarf es der Aufwendung vieler Mühe, einer straffen Organisation des Besuches und einer möglichst nachhaltigen Unterstützung durch die Presse.

Allein auch in der Stadt gelang die Heranbildung eines Besucherstammes, der bezeichnender Weise in sich stark differiert, das heißt, die verschiedenen Kreise und Schichten der Bevölkerung umfasst. Der Erfolg stellt sich hier weit langsamer ein als draußen im Lande, der Aufwand an Arbeit ist größer und man darf sich von ausgesprochenen Misserfolgen, die sich mitunter einstellen, nicht entmutigen lassen. In der Stadt gibt es nun einmal zahllose Menschen mit einem von ihnen selbst unheimlich überschätzten Bildungsanspruch. Sie haben oft vieles gesehen, jedoch kaum wirklich verstanden. ihr vorschnell gefasstes Urteil, das keinerlei Anspruch auf Richtigkeit erheben kann, ist lediglich ein Vorurteil. Ihre Begründungen irgendeiner Meinung halten nicht stand, ihre Prinzipien sind meist nur schlechte Gewohnheiten. Wenn es gelingt, sie in einem günstigen Augenblick anzufassen, wenn man sie behutsam genug und geschickt in eine Unterhaltung zu verwickeln vermag und dabei ihrem Selbstgefühl nicht zu viel zumutet, kann man sie dennoch gewinnen und schließlich ernstlich interessieren. Und mit diesen Erwägungen kommen wir zu einer der wichtigsten Aufgaben unserer Arbeit. Jede unserer Ausstellungen wird von einem hauptberuflichen künstlerischen Ausstellungsleiter betreut. Bei der Auswahl dieser Leiter war das Vorhandensein gründlicher Fachkenntnisse erste Voraussetzung. Ebenso wurde eine glückliche und geschickte Art im Umgang mit Menschen, taktische Klugheit und jene Zurückhaltung gefordert, die dem wirklichen Erzieher eignet, mit deren Hilfe er den zu Erziehenden zu eigener Leistung, zu eigenem Denken und zur Selbständigkeit im Urteil zu fördern vermag. Um dies zu können, muss man von seiner Aufgabe geradezu besessen sein, muss man in ihr Erfüllung des eigenen Daseins sehen. Uns allen geht es so. Jeden von uns erfüllt beglückend die Größe und Schönheit seiner Aufgabe, die von ihm selbständige Entschlüsse, den vollen Einsatz der Persönlichkeit fordert und die in stetem Aufbau weiter zu entwickeln und zu vervollkommnen ist. Wir tun jahraus, jahrein dasselbe, könnte man meinen. Es ist so, wenn man die Dinge obenhin betrachtet. Doch wenn wir auch 10 oder 30mal dieselbe Ausstellung aufbauen, stellen wir sie doch immer wieder vor andere Menschen hin, führen wir andere Gespräche, lernen und erfahren wir Neues. Auch unsere Bilder werden uns von Mal zu Mal vertrauter. Es stellt sich bald heraus, was standhält. Man entdeckt oft an einer anfänglich nicht sonderlich geschätzten Arbeit eines Tages eine bis dahin verborgen, gebliebene Einzelheit oder macht umgekehrte Erfahrungen. Das Wichtigste aber bleibt, man kommt mit immer neuen Menschen zusammen, denen man etwas zu bieten hat. Man erschließt ihnen manchmal völlig neue Werte, lehrt sie sehen, festigt ihren Geschmack, trägt zur Sicherheit ihres Urteils bei und leistet damit eigentlich weltanschauliche Erziehungsarbeit im nationalen Sinn.

Rasenstück Radierung von Elisabeth Gerhards, Neuwied

Zum Schluss unserer Ausführungen bliebe über die Zusammenarbeit mit den Künstlern zu berichten. Es ist leicht verständlich, dass bei einem so großen Ausstellungsvorhaben der Bedarf an Kunstwerken aller Art erheblich ist. Es war zunächst nicht leicht, alles Erforderliche bereitzustellen. Der Künstler hat in den vergangenen Jahren zu viel an Enttäuschung erlebt, als dass er unseren Plänen gleich mit Optimismus begegnet wäre. Die anfänglichen Schwierigkeiten verringerten sich jedoch schon mit den ersten Erfolgen. Heute hat sich alles glänzend eingespielt und wir sind längst in der Lage, eine scharfe Qualitätsauslese zu treffen. Nur weil wir praktische Ergebnisse zu verzeichnen haben, war es möglich, Material für eine Ausstellung in der Reichshauptstadt zusammenzubringen, ohne gleichzeitig unsere Ausstellungen im Gau zu entblößen. In monatelanger Vorbereitungsarbeit haben die Künstler und der Kulturverband dafür gesorgt, dass der Betrieb daheim während der Dauer der Berliner Ausstellung weiter läuft.

Unsere »Kunstausstellung Moselland« in Berlin ist im Grunde eine Art Leistungsbericht. Sie gibt dem Besucher Einblick in unsere Arbeit, sie zeigt die Kräfte auf, die bei uns am Werke sind, sie vermittelt die Kenntnis von der Gestaltung der Kulturarbeit eines Gaues im Westen des Reiches, der bemüht ist, seinen Aufgaben und Verpflichtungen auf einem bestimmten Gebiet gerecht zu werden. Sie ist repräsentativ im Rahmen der uns gegebenen Möglichkeiten, sie ist ein Anfang, ein Versuch, der sich alljährlich wiederholen und der alljährlich an der gestellten Aufgabe wachsen soll. Für unsere Künstler ist das Debüt in der Reichshauptstadt zweifellos ein wertvoller Ansporn für ihr künftiges Schaffen. Auch sie wachsen an der ihnen gestellten Aufgabe, und mit ihnen wird der Kulturverband auch in Zukunft das Seine tun, am großen Aufbauwerk, dem wir alle rückhaltlos dienen.


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