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Der alte Mann und das Maar

Pitt Kreuzberg (1888 bis 1966) verstand sich als Maler der Eifel

Bernd Schlimpen

Pitt Kreuzberg (1888 bis 1966) und seine Werke sind weit über die Grenzen der Eifel hinaus zu einem Begriff geworden. Die Bemühungen, weiterhin auf den Werdegang und das Wirken des Mannes aufmerksam zu machen, dessen Spuren viele Kunst- und Eifelfreunde folgen, schienen zeitweise ins Stocken geraten. Ein geplanter Museumsraum in seinem langjährigen Wohnort Schalkenmehren konnte nicht realisiert werden. Man gab einem Museum der Erinnerung an die Heimwebereigenossenschaft den Vorzug, die einst Not in dem Maardorf linderte. Nebst einer großen Anzahl Bilder, die verschiedene öffentliche Gebäude in der Eifel zieren, sind andere wertvolle und begehrte Werke fast alle in Privatbesitz, so dass permanente Ausstellungen auch aus Sicherheitsgründen schwer möglich erscheinen.

Setzte sich in seinen Bildern mit den Menschen und der Landschaft der Eifel auseinander: Pitt Kreuzberg.
Leserfoto: Franz-Josef Ferber

Pitt Kreuzberg war ein »Sohn der Eifel«, der sich in seinen Werken mit Landschaft, Menschen, Tun und Umwelt seiner Heimat auseinandersetzte; er gehörte zu den markanten Persönlichkeiten der Region, wollte nicht »Eifelmaler«, sonderen »Maler der Eifel« genannt werden, und in Schalkenmehren erzählt der Volksmund, dass er seine notwendigen Malerutensilien auf einen kleinen Handleiterwagen lud und auf Motivsuche ging.

Schalkenmehren wurde Wahlheimat

Als Sohn einer alten Kaufmannsfamilie wurde Kreuzberg am 30. Mai 1888 in Ahrweiler geboren, verbrachte dort seine Kindheit, besuchte die Gymnasien in seinem Geburtsort, in Brühl und Münstereifel. Von 1907 bis 1911 war er Student an der Kunstakademie in Düsseldorf, und von 1911 bis 1913 studierte er an der Kunstakademie in München. 1913 erklärte er den Vulkaneifelort Schalkenmehren zu seiner Wahlheimat. Den Ersten Weltkrieg erlebte er von 1914 bis 1918 als Soldat, und der folgende Lebensabschnitt von 1922 bis 1932 wird wie folgt beschrieben: »Frühphase und Prozess der Selbstfindung in der Nähe des deutschen Expressionismus«. Die Zeit seiner Lebensmitte von 1932 bis 1949 kennt man als den Raum seiner großen Eifeldarstellungen und der Blumenbilder. Von 1950 bis 1958 entsteht eine zweite Experimentierphase, die Phase der »Auflehnung und des Umbruchs«. Von 1955 bis 1958 sind Kreuzbergs Malereien beeinflusst durch das Siechtum und den Tod seiner Ehefrau, während man sein Schaffen von 1958 bis 1966 als expressive Malerei im Stil der »Jungen Wilden« bezeichnet.

Am 21. Februar 1966 verstarb Pitt Kreuzberg in Bad Honnef im Haus seiner Tochter Thea Lorenz und hinterließ an seinen Wirkungsstätten die verantwortungsvolle Aufgabe, das, was auf seiner Staffelei entstanden ist, nicht nur der Nachwelt zu erhalten, sondern zu versuchen, auf seine Gedanken und bildlichen Aussagen aufmerksam zu machen, die er in Farben und Formen eingebracht hat. Er hat seine Verwandlungsfähigkeit demonstriert, und unter vielen ist eine Anekdote von ihm bezeichnend: Kreuzberg, der auf einem Waldweg eine kerzengerade Fichte krumm zeichnete, um die Vertikale nicht zu stark zu betonen, erhielt vom vorbeikommenden Förster einen Rüffel: »Herr Kreuzberg, merken Sie sich ein für allemal, in meinem Revier steht nicht ein so krummer Baum!«
In Ahrweiler findet man man das Geburtshaus Pitt Kreuzbergs vor dem Stadttor.

Kontakt zur Geburtsstadt Ahrweiler nie verloren

Die »Are-Gilde«, eine Künstlervereinigung Ahrweilers, präsentierte 1983 eine Gedächtnisausstellung für ihr Mitglied Pitt Kreuzberg, und zu diesem Anlass wurde unter dem Titel »Ein Malerleben« eine Biografie herausgegeben, die erschien mit den Überschriften: »Der Maler Pitt Kreuzberg aus Schalkenmehren« oder »Der alte Mann und das Maar«, Hinweise auf seine Wahlheimat und die Landschaft, die ihn inspirierten. Den Kontakt zur Geburtsstadt verlor der Maler nie, da er beim Essen von Eifel-Spezialitäten stets Ahr-Rotwein bevorzugte.

Geburtshaus des Malers Kreuzberg in seiner einstigen Form in Ahrweiler. Der Großvater des Künstlers war Weinhändler und errichtete das Gebäude 1849.
Archivfoto: Bernd Schlimpen

In Schalkenmehren gibt es zwei Kreuzbergexperten, zugezogen aus Hillscheid bei Vallendar. Das Interesse von Josef und Friedhelm Rau an dem Maler wurde 1956 bei einer Ausstellung in Koblenz geweckt. Sie waren davon fasziniert, dass dieser Maler einen ganz anderen Stil entwickelte als zum Beispiel seine rheinischen Kollegen Sprung, Gerstenkorn, Münch oder Hartung, und die Brüder lernten »ihren Künstler«, an dessen Auftreten in der unverwechselbaren Strickweste sie sich heute noch erinnern, persönlich kennen. Um mehr zu erfahren, führte sie der Weg nach Schalkenmehren, wo das Haus des Künstlers, umgeben von einem urwüchsigen Garten, fast unmittelbar am Ufer des Maares stand. Dort zogen sie nicht nur neue Erkundigungen ein, und da sie sich so intensiv wie kein zweiter mit diesem Künstlerleben beschäftigten, waren die hier verbliebenen Malereien für Josef und Friedhelm Rau ein Kunstschmaus, der Tatendrang in ihnen freilegte. Man wollte die Sammlung durch Ankäufe vervollständigen. »Wir sind in der glücklichen Lage«, so Josef Rau, »von allen Perioden zwischen 1906 und 1965 schon ein Werk zu besitzen, und dazu gehören 400 Arbeiten Kreuzbergs wie Studien, Aquarelle, Vorstudien für Ölgemälde und Ölbilder«. In absehbarer Zeit wollen sie ihre alte Scheune so präparieren, dass sie der Öffentlichkeit ihre »Kreuzbergs« präsentieren können.


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