30. Januar - 28. Februar 2009

Eine Genussausstellung zum 111. Geburtstag

Hotel Café Germania, Cochem

 

Einführung:

Zum 111. Geburtstag des Malers und Radierers Josef Steib zeigt Ihnen das Hotel Café Germania, Cochem, die Ausstellung »Genuss - Stillleben«

Josef Steib, der von 1949 bis 1957 in Cochem gelebt und gearbeitet hat, kennt man hauptsächlich als Landschaftsmaler. In vielen Cochemer Häusern hängt ein Zeugnis seiner Leidenschaft für Cochem, das Moseltal und die Eifel. Wir aber zeigen Ihnen heute Josef Steib von einer anderen Seite. Als Maler von Stillleben und als Genussmensch. Er aß sehr gerne und sehr gut. Dies können einige Zeitgenossen, die Josef Steib noch persönlich kannten, bestätigen. Auch dem flüssigen Genuss war er nicht abgeneigt. Ein kleines Pils, ein Schoppen Wein oder das ein oder andere Gläschen Weinbrand versüßten seine Tage. Diese Freude am Genuss führte auch dazu, das Josef Steib die hier ansässige Gastronomie häufig besuchte. Auch im Hotel Cafe` Germania war Josef Steib ein häufiger Gast. Daher ist es naheliegend, diese Jubiläums-Ausstellung hier im Hotel Germania zu zeigen. Passend dazu widmet die hoteleigene Konditorei dem Maler eine Josef-Steib-Torte. Eine dunkle Torte, veredelt mit Feigen-Mark, einer hellen- und dunkelen Riesling-Weinbrand-Creme und matter Schokolade überzogen. Probieren Sie die Torte mit uns - auf Josef Steib! Außerdem wird eine limitierte Wein und Riesling-Weinbrand-Edition erscheinen, die dem Maler gewidmet ist!

Die Bilder dieser Ausstellung haben sichtbar oder emotional mit Genuss zu tun. Wenn wir uns die beiden Bilder »Abendgesellschaft« und »An der Bar«, ansehen, ist es ein Vergnügen, sich vorzustellen, wie aufregend die Gesellschaft damals gewesen ist. Besonders in Berlin, wo Josef Steib mit seiner Frau Brunhilde in den 20er Jahren lebte. Es ist bekannt, dass sie dort oft zu Gesellschaften eingeladen waren oder selbst welche gegeben haben. Stillleben dieser Art hat Josef Steib überwiegend in den 20er und 30er Jahren gemalt. Später kamen solche Stillleben nicht mehr vor. Und dann die Bilder im Zusammenhang mit dem Erntedankfest, von ihnen geht eine ganz besondere Stimmung aus. Mit welcher Genauigkeit selbst das kleinste Detail ausgearbeitet ist. Sind es Gläser, gefüllt mit Wein, Weinkaraffen, Gurken oder Salatköpfe, Sellerieknollen und rote Rüben, Getreide und Beerenfrüchte, Wildgeflügel, Blumen oder eine Sprottendose. Es ist die Vielfalt der Natur, die uns den Gedanken des Genusses wiedergibt.

Es wird für Sie als Besucher dieser Ausstellung hoffentlich ein Genuss sein, die Stillleben von Josef Steib zu entdecken und zu betrachten.

Herbert Budweg

 

Zwei Frauen Sekt trinkend, 1960
Öl auf Leinwand
126 x 80 cm

 

Hotel Germania - das Steib-Museum

Josef Steib und sein Verhältnis zur Stadt Cochem und ihrer Bevölkerung

Montag, den 21. November 1949

Trierischer Volksfreund

Cochem. Im Folgenden stellt uns der Künstler Josef Steib, dessen Ausstellung im Kreishaus einen künstlerischen Höhepunkt für das gesamte Moselgebiet darstellte, einen kleinen Aufsatz zur Verfügung, in dem er, nach seiner Abreise nach München, über sein Verhältnis zu Cochem und seiner Bevölkerung plaudert. Wir können schon vorgreifen und verraten, das es beabsichtigt ist, das Hotel Germania zu einem Steib-Museum auszubauen, und so eine weitere Attraktion zu schaffen, ähnlich der Brixiade in Cond, die sich fremdenverkehrsmäßig günstig auf die ganze Stadt auswirken wird. Wir wollen nun Steib erzählen lassen:

»Als ich vor einem Viertel Jahrhundert zum ersten Mal an die Mosel kam, so war das für mich ein Schicksalsweg, den ich erst heute nach so langer Zeit begreifen kann. Wer konnte damals denken, dass dieses Geschehen so weite und ferne Wege aufweisen sollte?

War es nun die Landschaft oder waren es die Menschen, die mich von Anfang an gleich gefangen nahmen? Ich kann es nicht mehr sagen. Jedenfalls soviel steht fest, es war wohl beides, denn was ist die Blüte oder die höchste Befruchtung einer schönen Landschaft, wenn nicht Menschen in ihr wohnen, die ein Herz und einen Sinn haben, sie zu begreifen und beides finden wir hier an der Mosel und in der Eifel.

Als ich anfing, hier zu arbeiten, erschloß ich mir mit dem Schönen der Landschaft auch die Herzen der Menschen und das wirkte derart befruchtend auf meine Arbeit, dass ich Jahr für Jahr hierher kam, um zu schaffen. Das die Menschen hier Sinn und Verständnis für meine Arbeit haben und hatten, bezeugt, dass sie mir diese auch abnahmen und es ist heute sozusagen für mich ein hohes und befriedigendes Gefühl, wenn ich immer wieder überrascht werde beim Betreten von Wohnungen, Gaststätten, Dienstgebäuden usw. Denn überall sehe ich meine Bilder hängen. Es ist immer wieder ein neues Erlebnis, in fremde Wohnungen zu kommen, in denen ich nie gewesen bin, so dass ich auch die Besitzer nicht kenne, aber sie besitzen Bilder von mir und hier, bei dieser Gelegenheit, möchte ich allen denen meinen herzlichen und innigsten Dank abstatten, besonders denen, die von mir in jungen Jahren Arbeiten erworben haben und die mir dadurch die finanzielle Grundlage gaben, immer wieder von neuem zu schaffen und weiter zu arbeiten. Das ich diese materielle Hilfe richtig angewendet habe, das wird wohl allen meine letzte Ausstellung im Kursaal gezeigt haben, denn die künstlerische Arbeit braucht lange, lange Jahre, um zur Reife zu gelangen. Von all den Menschen, die mir in Cochem und in der Eifel sehr geholfen haben, muss ich auch das Hotel Germania erwähnen, dass mich von Anfang an so herzlich aufgenommen hat und durch die vielen Jahre hindurch ist mir das Hotel immer vertrauter geworden, ja, ich möchte sagen, es ist mir zu einer zweiten Heimat geworden. Wenn Gäste jetzt das Hotel Germania betreten, so sehen sie an allen Wänden, Säulen und Vertäfelungen Arbeiten von mir, und ich bin stolz darauf, dass ich dadurch meinen Dank abstatten darf für diese einmalige Tat für meine Kunst.«

 

Stilleben mit Schemel und Holzschuhen, 1925
Öl auf Leinwand
30 x 42 cm

 

60 Jahre nach seiner ersten Ausstellung in Cochem haben wir wieder eine Ausstellung im Hotel Germania

Vom 1. Oktober bis zum 23. Oktober 1949 hatte Josef Steib seine erste große Ausstellung in Cochem. Es war insgesamt die erste Nachkriegsausstellung von Josef Steib! Gezeigt wurden 80 Ölbilder und 80 Radierungen, Aquarelle und Tempera Arbeiten im Sitzungssal des Kreishauses Cochem. Der Erlös des niedrigen Eintrittsgeldes floss in den Fond zum Neubau der Martinskirche. Dies besagen Zeitungsartikel der Rheinzeitung und des Trierischen Volksfreundes von 1949. Während dieser Zeit wohnte Josef Steib bei Familie Fellenz im Hotel Germania; dass ihm sehr vertraut geworden ist, wie eine zweite Heimat. Außerdem fanden Gespräche mit Josef Steib, der Stadt Cochem und Familie Fellenz statt. Geplant war, das Hotel Germania zu einem Steib-Museum auszubauen!

Rheinisch-Pfälzische Landeszeitung 28.09.1949

Trierischer Volksfreund 12.11.1949

 

Stilleben mit Holzschuhen, 1926
Öl auf Leinwand
30 x 42 cm

 

Eröffnung der Steib-Galerie...

10. Juni 1954; vor 55 Jahren hat Josef Steib seine eigene Galerie in Cochem eröffnet!

Die Rheinzeitung berichtete am 11. Juni 1954.

Cochem, 10 Juni,

Regierungspräsident Dr. Sommer, Koblenz, eröffnete am Donnerstag Nachmittag die Galerie und ständige Kunstausstellung des bekannten Malers und Radieres Josef Steib in Cochem. Die Galerie besteht aus rund 400 Bildern mit verschiedenen Themen. Außerdem ist ein eigener Raum für die Radierungen bestimmt. Wie der Maler erklärte, ist mit der Eröffnung dieser Ausstellung zum ersten Mal zu Lebzeiten eines Malers eine Galerie eingerichtet worden.

 

Stilleben mit Sprottenschachtel, 1930
Öl auf Leinwand
50 x 60 cm

 

Begegnung mit Josef Steib...

Es gibt nur noch wenige Zeitzeugen, die Josef Steib persönlich kannten oder ihm begegnet sind. Einer von ihnen ist Herbert Hilken, Bürgermeister der Stadt Cochem.

Es war Karneval in den 50er Jahren, der traditionelle Bauerndienstag. Viele Kinder gingen durch die Straßen, von Haus zu Haus, von Geschäft zu Geschäft und auch von Hotel zu Hotel. Auch in das Hotel Germania ging eine Gruppe von Kindern, um zu singen und dann ein paar Pfennige zu bekommen. Unter diesen Kindern war auch Herbert Hilken. Die damalige Besitzerin, Frau Fellenz, sagte zu den Kindern: »Schaut mal da rüber, da sitzt der Maler Josef Steib. Der gibt euch bestimmt ein paar Pfennig.« Heiter sangen die Kinder dem Maler ein paar Lieder vor. Der genoss das Ständchen sichtlich und die Kinder bekamen 50 Pfennig als Dank dafür!

Auch Inge Mund, geb. Closheim aus Faid hatte Begegnungen mit Josef Steib. Ihr Vater Toni Closheim, hat viele Jahre im Hotel Germania gearbeitet. Er war, wie erzählt wird, die graue Eminenz des Hauses. Da Josef Steib zu dieser Zeit sehr oft Gast im Hotel Germania war, hatte sich Toni Closheim mit dem Maler angefreundet. Man hat so manches Glas Wein miteinander getrunken und über gute Zeiten geredet. So hat es sich ergeben, dass man am Nachmittag sich des öfteren bei Steibs in der Galerie getroffen hat, um sich die neuen Werke anzusehen. Für die Tochter Inge war es ein großer Genuss, sich die vielen schönen, bunten und gemischten Farben anzusehen, so große Gemälde. Sie war sehr beeindruckt, so viele Farben hatte sie noch nie gesehen. Wie Frau Mund erzählte, hatte man damals nur sechs verschiedene Farben im Malkasten. Aber sie hatte immer etwas Angst vor Josef Steib. Er war ein großer, mächtiger Mann. Seine Stimme war sehr laut und an seinem Bart hatte sie sich immer gekratzt. Trotz allem saß die Kleine immer auf seinem Schoß und sah im beim Malen zu. Es ist ihr immer ein Genuss gewesen, wenn Frau Steib im großen Haus die Treppe herunter kam. Sie war immer so elegant und schön angezogen. So kannten viele Brunhilde Steib

Herr Peierl aus Ediger hatte auch das Vergnügen, Josef Steib zu begegnen. Es war ebenfalls in den 50er Jahren, Herr Peierl war etwa 6 oder 7 Jahre alt. Er besuchte seinen Cousin im Haus Brauselay in Cochem-Sehl, heute Haus Elisabeth/Heinzen. Sie waren mehrere Kinder und spielten an der Mosel. Auf dem Weg in Richtung Cochem fanden sie ein altes Einmachglas und sammelten darin kleine Krebstierchen. Leider kannten sie nicht alle Namen der verschiedenen Tiere. Da kam einem der Kinder der Gedanke: »Wir gehen zum Maler Steib, der ist ja so klug, der weiß sicherlich was das für Tiere sind.« Die Kinder wussten ja, das er auf seinen Reisen so manches Fossil mitgebracht hatte. Als die Kinder in die Galerie kamen, stand Josef Steib an der Staffelei und malte an einer Ansicht von Cochem. Er sah die Kinder und legte sofort alles zur Seite. Die Kinder zeigten ihr Sammelgut und überhäuften Josef Steib mit Fragen. Er nahm ein Lexikon aus dem Regal und erklärte den Kindern was sie alles gesammelt haben. Nachher gingen sie noch durch die Galerie und Josef Steib zeigte den Kindern die verschiedenen Gemälde. Es war für Herrn Peierl ein bleibender Eindruck, dass Josef Steib einfach hat alles liegen hat lassen und sich den Kindern gewidmet hat. Er erinnert sich immer wieder gerne an diese Geschichte und ist bis heute ein treuer Anhänger der Kunst von Josef Steib. Er selbst besitzt einige Radierungen von ihm.

 

Weingefäße, 1929-1931
Aquarell auf Karton
55 x 74 cm

 

Stilleben mit Rotwein und Obst
Öl auf Leinwand
60 x 70 cm

 

Stilleben mit Früchten und Weinflasche, 1929
Aquarell auf Karton
70 x 50 cm

 

Stilleben mit Bierflaschen, 1929
Aquarell auf Karton
36,5 x 48,5 cm

 

Stilleben mit roten Äpfeln, 1929-1931
Öl auf Leinwand
40 x 50 cm

 

Stilleben mit Blumen
Öl auf Leinwand
60 x 70 cm

 

»Bananenstaude«, 1956
Aquarell und Tusche auf Papier
30 x 21 cm

 

»Kakao«, 1956
Aquarell / Tusche / Buntstift
24,5 x 32,5 cm

 

In der Fleischerei, 1928
Öl auf Leinwand
100 x 80 cm

 

Stilleben mit Perlhuhn - Kleid des Menschen und des Tieres, 1945
Öl auf Leinwand
85 x 60 cm

 

Stilleben mit Fasan
Öl auf Leinwand
59 x 68 cm

 

An der Bar, 1929
Öl auf Leinwand
70 x 59 cm

 

Brunhilde Sekt trinkend
Kleine Kopie von »An der Bar«, 1943
Öl auf Leinwand
70 x 60 cm

 

Stilleben mit Blumenkohl
Öl auf Leinwand
38 x 49 cm

 

Stilleben mit Lauch und Möhren
Öl auf Leinwand
50 x 70 cm

 

Segen der Erde
Öl auf Holz
130 x 105 cm

 

Dieses Bild wurde auch 1949 in der ersten Nachkriegs-Ausstellung von Josef Steib in Cochem gezeigt und folgend beschrieben:

Die feinen Linien der Ähren werden auf den Grund der Ölfarben durch Wasserfarben hervorgehoben. Auch rechts im Hintergrund sieht man die Mohnkolben aus dem Topf herauswachsen. Hier kann man feststellen, daß die dünne Harzöllasur über den plastischen Untergrund in Tempera entsteht. »Segen der Erde« heißt das gewaltige Bildnis; und was die Erde zu verschenken hat, ist dargestellt; die Tiere, die Blumen, Früchte und Pflanzen, die der Himmel für uns bestellt hat.

Rheinisch-Pfälzische Landeszeitung

13. Oktober 1949

 

Zwei mit Gläsern anstoßende Personen
Aus dem Gästebuch Hotel Germania 1929/30
Bleistift auf Papier

 

Gasthausszene
Kohle auf Papier
39 x 45 cm

 

Disteln mit roten Beeren
Öl auf Holz
70 x 60 cm

 

Erntekranz
Öl auf Holz
123 x 100 cm

 

Weinkeller an der Mosel, 1928
Radierung
55 x 34 cm

 

Weinstube, 1955
Radierung
23,5 x 17,5 cm

 

Die Drei, 1924
Radierung
31 x 24,5 cm

 

»Die Weintraube«, 1955
Radierung, auch farbig
23,5 x 17,5 cm

 

 

 


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