Max Wenzlaff

* 09.12.1891 in Düren; † 30.05.1974 in Düren-Niederau

 

Max Wenzlaff

 

Max Wenzlaff, ein unvergessener Eifelmaler

Hans-Joachim Kuck, Berzbuirer Straße 35, 52355 Düren

veröffentlicht im Eifeljahrbuch 2007, S. 27-32

Es ist still geworden um Max Wenzlaff, seit er am 30. Mai 1974 im Schenkel-Schoeller-Stift in Düren-Niederau verstarb. Selbst seine Grabstätte - Grab Nr. 361 - auf dem alten Niederauer Friedhof hinter der Kirche ist nicht mehr. Es ist Gras darüber gewachsen. Keine Seite des vom Eifelverein alljährlich herausgegebenen vielseitigen Eifel-Jahrbuchs war ihm bisher gewidmet; auch die herausragenden Werke von Dr. Conrad Peter Joist »Landschaftsmaler der Eifel im 20. Jahrhundert« und Helmut Krebsens Heimatbuch über Niederau, Krauthausen und die Herrschaft Burgau aus dem Jahre 1997 erwähnen ihn nicht. Doch war er unbestreitbar ein »Eifelmaler«, zugegeben einer der Stillen, einer der Nordeifel, die geprägt ist vom Tal der Rur mit den roten, schroffen Buntsandsteinfelsen bei Blens und Nideggen und ihren Seitentälern (s. Abb. 1), aber hierauf keineswegs beschränkt.

 

Abb. 1: Rurtal mit Burg Nideggen, Öl auf Hartfaser, 40 x 50 cm, sign.

 

Abb. 2: Nach der Jagd, Öl auf Malkarton, 32 x 24 cm, sign.

 

Lediglich die Zeitschrift des Eifelvereins »DIE EIFEL« widmete ihm 1962 einen kurzen Artikel zum 70. Geburtstag mit der Abbildung eines Gemäldes in schwarz/weiß: »Blick auf den Burgberg bei Nideggen«. Ansonsten lässt sich seine Vita im Wesentlichen nur aus den damals zu seinen runden Geburtstagen erscheinenden Zeitungsartikeln der Dürener Lokalpresse entnehmen:

Geboren am 09.12.1891 in Düren, wo sein Vater als Entwerfer von Teppichmustern bei der Dürener Anker-Teppich Fabrik beschäftigt war, besuchte er dort das »Real-Gymnasium«, also das heutige Wirteltor-Gymnasium bis zur mittleren Reife. Es folgte eine halbjährige Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Köln bei Professor Seuffert, ein Wechsel an die Düsseldorfer Kunstakademie und alsdann an die Weimarer Kunsthochschule, wo er u. a. bei den Professoren Walter Klemm und Theodor Hagen, dem bekanntesten Vertreter und Lehrer der modernen Weimarer Malschule, studierte. Durch den Ersten Weltkrieg wurde sein Studium unterbrochen.

Nach dem Krieg war er als freischaffender Künstler in Düren tätig, wo ihm das Leopold-Hoesch-Museum, dessen Einweihung er im Jahre 1905 als 14-jähriger Schüler persönlich erlebt hatte, eine erste Ausstellung widmete.

Es folgten längere Studienaufenthalte u. a. in München (1921) und in der Schweiz (1925). Zusammen u. a. mit den bekannten Dürener Malern Willi Rixen, Theo Pfeil und Klaus Fisch folgten weitere Ausstellungen im Leopold-Hoesch-Museum in den Jahren 1940, 1942, und März 1944, bevor er - ob vor oder nach der totalen Zerstörung Dürens am 16. November 1944 ist offen - zu seinen beiden Schwestern Alma und Milly nach Gevelsberg zog, wohin beide am 12.09.1944 evakuiert worden waren. In Gevelsberg gründete er alsbald einen Malerkreis und widmete sich auch dort ganz intensiv der Landschaftsmalerei. Als er in Gevelsberg 1951 seinen 60. Geburtstag feierte, hieß es in einem Zeitungsbericht u. a. so trefflich »In den malerischen Winkeln unserer Heimat kennt man ihn bereits, den Malersmann, der häufig den Rucksack aufgeschnallt mit seinen Utensilien durch die Gegend wandert. Auf diesen Wegen durch die Täler und Wälder unserer Heimat findet Max Wenzlaff seine Motive. Obgleich erst gut 7 Jahre hier bei uns, darf man wohl von Wenzlaff behaupten, dass sein Auge das Land an der Ennepe und an ihren Nebenflüsschen besser erforscht hat als es mancher Einheimische sein Leben lang vermochte«. So würde er es alsbald auch wieder in seiner Heimat tun. Denn 1957 oder 1958 zog Max Wenzlaff mit seinen Schwestern zurück nach Düren, nun in die Aachener Str. 57, also unweit seiner früheren Wohnung in der Rurstraße, die in der schrecklichen Bombennacht des 16. November 1944 samt 300 seiner Bilder zerstört worden war.

Er widmete sich wieder der Freiluftmalerei, durchwanderte in der Eifel Wald und Feld, bis ihm seine Füße, nun 75-jährig und auf einen Platz im Altenheim wartend, allmählich den Dienst versagten. Aber das Ende seiner Malerei war das nicht. Nun ließ er sich durch die Landschaft fahren und fertigte bei passenden Motiven Bleistiftskizzen, nach denen er dann in seinem Atelier seine Werke entstehen ließ.

Regelmäßig waren seine Gemälde während der zeitweilig alljährlich stattfindenden »Jahresschau Dürener Künstler« im Leopold-Hoesch-Museum vertreten und die Dürener Kunsthandlung Vetter in der Oberstraße widmete ihm damals regelmäßig Aufmerksamkeit und Raum. Zahlreiche Werke gelangten in viele öffentliche Gebäude und private Räume hier, aber auch in Gevelsberg und in ganz Deutschland. Am 30. Mai 1974 starb Max Wenzlaff im Altenheim Schenkel-Schoeller-Stift in Düren-Niederau. Er wurde 83 Jahre alt. Sein Werk soll mehr als 1.000 Bilder umfassen.

 

Abb. 3: »Ginsterblüte in der Hocheifel«, Öl auf Leinwand, 50 x 70 cm, sign.

 

Abb. 4: Sommer in der Eifel, Öl auf Leinwand, 60 x 50 cm, sign.

 

In seinen Gemälden ist nichts Spektakuläres, nichts Lautes, nichts Wildes, aber Größe, nämlich die ganze Andacht der Natur. Da dräut kein Himmel, da schreien keine Farben, da gibt es kein Mysterium. Es ist nur Stille und Ruhe in seinen Bildern. Selbst viele Jäger am Feuer stören sie nicht (Abb. 2).

Wie so viele seiner berühmten Malerkollegen, die im Eifel-Jahrbuch schon gewürdigt worden sind, war ihm der Ginster lieb, der mit seinen gelben Flecken die schon hohe Frühlingssonne verstärkt und den Sommer ankündigt (Abb. 3 + 4), der das Korn zur Reife bringt (Abb. 5). Was die Gemälde so beeindruckend macht, ist schlicht, dass der Betrachter sich alsbald selbst anwesend fühlt, dass er mit den Augen des Malers zu sehen und zu empfinden beginnt und den erspürten Augenblick selbst erlebt, ohne dort zu sein; aber man sieht sich eins mit der Natur und muss an sich halten, um nicht geradewegs durchs Bild zu wandern.

Da - soweit ersichtlich - Wenzlaff seine Werke nicht immer datierte, ist die zeitliche Einordnung bisweilen schwierig, ein künstlerischer Reifeprozess von akademisch verhaltener zu freier Malweise jedoch unübersehbar und mag daher Orientierungshilfe geben. Seine Malweise trägt zweifellos impressionistische Züge. Der lockere Pinselstrich, der sich auf das Wesentliche beschränkt, dem Auge des Betrachters nicht aufzwängt, sondern Freiraum lässt bei der Nachempfindung des Naturerlebnisses. Die Dinge lösen sich auf zugunsten einer »Impression«; nicht die wirklichkeitsgetreue Abbildung steht im Vordergrund, sondern das Festhalten des in Freiluftmalerei gewonnenen augenblicklichen Sinneseindrucks, wobei weder die Farben noch die Formen »naturgetreu« verwendet werden, sondern aus den vielfach gebrochenen Farben der Palette die Formen wie von selbst entstehen (s. Abb. 7). »Was schön wirkt, wirklich schön - ist auch richtig« schrieb Vincent van Gogh an Bruder Theo im Herbst 1885.

Abb. 5: Erntezeit, Öl auf Leinwand, 30 x 24 cm, sign.

 

Abb. 6: Scheune am Waldrand, Aquarell, 39 x 33 cm, sign., dat. 1947

 

Abb. 7: »Eifelland«, Öl auf Karton, 50 x 40 cm, sign., dat. 1930
© Repros: Hans-Joachim Kuck

 

Dabei war Max Wenzlaff keineswegs auf die Ölmalerei beschränkt. Er war durchaus auch ein Meister des Aquarells; in dieser Malweise ließ er insbesondere Waldstücke und ländliche Szenen in ausgefeilter Technik entstehen, wie sie in ihrer Schlichtheit und vollendeten Farbgebung nicht beeindruckender sein könnten (Abb. 6).

Wenn auch noch nicht seine Heimatstadt Düren, so ehrte ihn jedenfalls die Stadt Gevelsberg mit einer Ausstellung, die im September 2004 im dortigen Rathhaus stattfand.

Literatur:

  • Dürener Zeitung vom 19.12.1951; 4.12.1971;5.6.1974; Dürener Lokalanzeiger 9.12.1961; 7.12.1966>
  • WILLI RIXEN, Feldpostbriefe, ein Ausstellungskatalog des Leopold-Hoesch-Museums in Düren, 1978, bearbeitet von Dr. Dorothea Eimert.
  • »DIE EIFEL«, Zeitschrift des Eifelvereins, Nr. 11/12, 1962
  • Mein Dank an die Galerie Heidbüchel in Düren, Valencienner Straße, für das konstruktive, freundliche Gespräch, die tatkräftige Unterstützung und die Überlassung der Werke Abb. 4), 5) und 7) zu Arbeitszwecken.


Landschaft (wohl an der Erft)
Öl auf Leinwand
81 x 70 cm

 

Tal bei Abenden, 1967

 

Hangwiese mit Feldweg vor Tannen und Tal, Fernblick auf blaue Berge
Öl auf Karton
39,5 x 49,5 cm


Anfang Anfang