25. September 2009 - 17. Januar 2010

»Mein zweites Ich«

August und Elisabeth Macke

 

Porträt Elisabeth Gerhardt mit Hut, 1909
Öl auf Leinwand, 49,7 x 34 cm
LWL - Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
Westfälisches Landesmuseum Münster
© LWL-LMKuK/Sabine Ahlbrand-Dornseif

 

Pressestelle des August Macke Hauses

Die Ausstellung beleuchtet erstmals die intensive künstlerische Auseinandersetzung August Mackes (1887-1914) mit seiner Lebensgefährtin Elisabeth Gerhardt (1888-1978) - ein Thema, das von der Macke-Forschung bislang vernachlässigt wurde. Im Zentrum stehen die zahlreichen Elisabeth-Porträts, die Mackes Schaffen von Beginn an begleitet haben. Als »zweites Ich«, »meine Seele« und den Spiegel, »in dem ich mich am liebsten sehe«, bezeichnete der Maler seine Freundin, die er 1903 kennen lernte und 1909 heiratete. Ihr Antlitz und ihre Gestalt umkreiste er bis 1914 in mehr als 200 Arbeiten. Sie wählte er zu seinem Lieblingsmodell, sie wurde seine inspirierende Muse. Lebensglück und Daseinsfreude sprechen aus den expressiven Bildschöpfungen.

Der Verein August Macke Haus e. V. nimmt sein 20jähriges Bestehen zum Anlass, die Geschichte von August und Elisabeth Macke nachzuzeichnen - eine außergewöhnlich glückliche und harmonische Lebensgemeinschaft, die untrennbar mit dem Haus des Künstlers verwoben ist. Die Tochter einer Bonner Unternehmerfamilie mit musischen Ambitionen wurde dem herausragenden Protagonisten der rheinischen Kunstszene in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg eine verständnisbereite und liebevolle Partnerin. Ihre Vermögenssituation ermöglichte das sorgenfreie Familienleben und Mackes künstlerischen Aufstieg. Elisabeths Schönheit, ihr südländisches Aussehen und ihre anmutige Präsenz durchstrahlen sämtliche Phasen seines Œuvres. Sie dürfte damit die meistdargestellte Künstlergattin des deutschen Expressionismus vor 1914 sein.

»Einer sieht wie der andere« - Mackes bereits 1907 formuliertes Resümee seiner Beziehung zu Elisabeth - hat Gültigkeit bis zu deren Ende 1914. Kein Schatten lag auf ihrer Gemeinschaft bis zum 1. August 1914, dem Ausbruch des 1. Weltkriegs, der sie jäh und definitiv zerriss.

Mackes rückblickende Zeilen vom August 1914 - einen Monat vor seinem Tod - belegen den seltenen seelischen Gleichklang, das Glück, das er durch Elisabeth und die beiden Söhnen erfahren hat: »Wir haben ja auch immer ein so schönes Leben geführt alle zusammen. Ich wäre glücklich, wenn ich heimkommen könnte in Eure Arme, wenn ich wieder malen könnte.« In ihrem Erfolgsbuch »Erinnerung an August Macke« von 1962 ließ Elisabeth ihre Lebensgeschichte mit Macke - »die herrlichen, himmelstürmenden Jahre mit ihm« - wiederaufleben.

Rund 100 hochkarätige Exponate - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Skizzenbücher, kunsthandwerkliche Arbeiten, bisher unbekanntes Brief- und Fotomaterial sowie persönliche Erinnerungsgegenstände - aus nationalem und internationalem Museums- und Privatbesitz sind in der Ausstellung versammelt. Sie dokumentieren über das innige Verhältnis zwischen August und Elisabeth Macke hinaus auch die unterschiedlichen Stileinflüsse, die Macke in nur wenigen Jahren rezipierte und in seinem Porträtschaffen zu bedeutenden Werken verarbeitete.

Anhand der Elisabeth-Darstellungen lässt sich seine künstlerische Entwicklung anschaulich nachvollziehen. Schließlich werfen die Bildnisse und Porträts nicht nur auf die Künstlergattin, sondern auch auf Elisabeth als Individuum ein facettenreiches Licht und rücken ebenso das familiäre Umfeld des Malers ins Blickfeld.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einer motiv- und stilkritischen Analyse der Elisabeth-Darstellungen, die Mackes Werkzeugnisse in den Kontext zeitgleicher europäischer Bildniskunst setzt, begleitet von einer detaillierten Chronologie der Beziehung und verdichtet durch die persönlichen Erinnerungen Dietrich Erdmanns, Elisabeths ältestem Sohn aus der Ehe mit Lothar Erdmann.

 

Porträt Elisabeth Gerhardt, 1909
Gouache, Pastell u. Bleistift, 32,0 x 28,5 cm
Privatbesitz

 

Lesende Frau in rotem Sessel (Elisabeth Gerhardt), 1910
Öl auf Karton auf Leinwand, 44 x 36 cm
Wilhelm-Hack-Museum Ludwighafen
© Wilhelm-Hack-Museum

 

Lesende Frauen am Tisch (Elisabeth und Sofie Gerhardt), 1910
Öl auf Leinwand auf Pappe, 64,5 x 58 cm
Privatbesitz

 

Mutter und Kind, 1911
Öl auf Leinwand, 61,5 x 47,5 cm
Privatbesitz, © Wolfgang Morell, Bonn

 

Bildnis Katharina (Nettchen) Koehler, 1911
Öl auf Leinwand, 60,5 x 49,5 cm
Institut Mathildenhöhe, Städtische Kunstsammlung Darmstadt
© Hessisches Landesmuseum Darmstadt

 

Liegender weiblicher Akt, 1912
Aquarell, 27 x 31,6 cm
© Die Museen für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck


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