13. Februar - 17. Mai 2009

Positionen der Klassischen Moderne aus der Sammlung Bunte

 

Hermann Stenner (1891-1914)
Blumenstillleben auf schwarzem Grund II, 1913
Öl/Lwd., 58,5 x 49 cm
© 2009 Freundeskreis Hermann Stenner e. V.

 

Pressestelle des August Macke Hauses

Das August Macke Haus Bonn präsentiert 60 Gemälde aus der Sammlung des renommierten Rechtswissenschaftlers Prof. Dr. Hermann-Josef Bunte, der über viele Jahrzehnte mit großer Leidenschaft und wissenschaftlicher Akribie eine aufschlussreiche Sammlung zur Klassischen Moderne zusammengetragen hat. Sie umfasst derzeit rund 400 Werke von 40 Künstlern, die wesentlich zur Formulierung und Entwicklung dieser bedeutenden Ära in der Kunst beigetragen haben, und spürt spannenden Verbindungen und Prozessen dieser Epoche nach.

Ausgangspunkt und auch heute noch Mittelpunkt der Sammeltätigkeit Buntes war und ist das Werk des außergewöhnlich begabten Malers Hermann Stenner (1891-1914), dessen Arbeiten er in den 1970er Jahren erstmals begegnete und von dem er heute rund 200 Werke besitzt.

Der in Bielefeld gebürtige Stenner, der im Alter von nur 23 Jahren als Soldat zu Beginn des Ersten Weltkrieges starb, vollzog eine rasante künstlerische Entwicklung. Er hinterließ ein umfangreiches, in nur wenigen Jahren entstandenes Œuvre, das von großer Kreativität in der Auseinandersetzung mit den Strömungen der Moderne zeugt. Aus der intensiven Beschäftigung mit der künstlerischen Entwicklung Hermann Stenners erwuchs das Konzept der Sammlung Bunte.

So geriet der westfälische Expressionismus in das Blickfeld des Sammlers über Stenners Besuch der fortschrittlich orientierten Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Bielefeld, an der u. a. auch Peter August Böckstiegel, Wilhelm Schabbon und Victor Tuxhorn unterrichtet wurden, die mit wichtigen Arbeiten vertreten sind.

Mit Stenners künstlerischer Tätigkeit in Dachau bei München ab 1909 und der Fortsetzung seiner Studien an der Stuttgarter Kunstakademie 1911 stieß Hermann-Josef Bunte auf die legendäre Hölzel-Schule, die ihm ein weiteres spannendes Sammlungsgebiet eröffnete.

Adolf Hölzel, ab 1905 Professor an der Stuttgarter Kunstakademie, der sich - beginnend mit dem Realismus und dem »Neu-Dachauer« Stil der Freilichtmalerei - wenig später vom Gegenstandsbezug löste und zeitgleich mit Wassily Kandinsky in die Abstraktion vordrang, entwickelte in seiner Zeit als Lehrer an der Kunstakademie Stuttgart, ausgehend von Goethes Farbenlehre, eine eigene künstlerische Farbtheorie. Zu seinen Schülern, dem so genannten »Hölzel-Kreis«, zählten u. a. Oskar Schlemmer und Johannes Itten, die später am Bauhaus lehrten, sowie Willi Baumeister, der zu einem Wortführer der ungegenständlichen Malerei in Deutschland wurde.

Über den Hölzel-Schüler William Straube gerieten schließlich die Académie Matisse in Paris sowie der rheinische Expressionismus ins Visier des Sammlers. Künstler wie Oskar und Margarete Moll oder Walter Alfred Rosam waren wie Straube und viele andere junge Künstler ihrer Zeit ebenfalls in Paris, um die Werke ihrer französischen Vorbilder zu studieren. Von 1909 bis 1911 besuchten sie die so genannte »Académie Matisse« und brachten eine spezielle Ausprägung des dekorativen Expressionismus in ihr Heimatland zurück, in dem sie die Einflüsse von Henri Matisse und Paul Cézanne weiterentwickelten.

Die ausgestellten Werke von Max Ackermann, Willi Baumeister, Peter August Böckstiegel, Heinrich Eberhard, Josef Eberz, Lily Hildebrandt, Maria Hiller-Foell, Adolf Hölzel, Johannes Itten, Ida Kerkovius, Edmund D. Kinzinger, Otto Meyer-Amden, Oskar Moll, Wilhelm Morgner, Albert Müller, Alfred Heinrich Pellegrini, Walter Alfred Rosam, Ernst Sagewka, Wilhelm Dietrich Schabbon, Oskar Schlemmer, August Ludwig Schmitt, Hermann Stenner, William Straube und Victor Tuxhorn entstanden vorwiegend in dem für die moderne Kunstentwicklung in Deutschland spannungsreichsten Jahrzehnt zwischen 1910 und 1920 und repräsentieren die radikale Modernität, zu der die Künstler auf der Suche nach neuen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten und in der Auseinandersetzung mit den avantgardistischen Kunstströmungen ihrer Zeit fanden.

Sonntag, den 22. März 2009 wird Hermann-Josef Bunte im Rahmen einer Sonderführung die Besucher selbst durch seine Sammlung begleiten, Interessantes wie Amüsantes über das Sammeln von Kunst berichten und ihnen Fragen beantworten, z. B. wie man eigentlich zum Kunstsammler wird oder wo man die begehrten Werke findet.

Die vom August Macke Haus konzipierte Schau wird anschließend vom 25.10.2008 bis zum 1.2.2009 im Kunstmuseum Bayreuth gezeigt.

 

Adolf Hölzel (1853-1934)
O. T. (chinesisch), um 1919
Aquarell u. Pastell, 13,1 x 4,7 cm

 

William Straube (1871-1854)
Im Atelier, 1911
Pastell, 50 x 34 cm

 

Hermann Stenner (1891-1914)
Grüne Frau mit gelbem Hut I, 1913
Öl auf Pappe, 42,5 x 38 cm

 

Otto Meyer-Amden (1885-1933)
Reiterknabe, um 1912
Deckfarben u. Aquarell, 17 x 12,7 cm

 

Victor Tuxhorn (1892-1964)
Frauen auf einer Wiese, 1911
Öl auf Leinwand, 25,5 x 45,5 cm
© Nachlass Tuxhorn


Anfang Anfang