18. Juli - 24. Oktober 2010

Raue Schönheit. Eifel und Ardennen im Blick der Künstler

 

Fritz von Wille
»Sötenich«, 1906
Stadtmuseum Simeonstift Trier

 

Das Stadtmuseum Simeonstift Trier zeigt vom 18. Juli 2010 bis zum 24. Oktober 2010 eine Sonderausstellung zur Landschaftsmalerei der europäischen Regionen Eifel und Ardennen. In Deutschland haben Ausstellungen zur Landschaft, zum Leben, zur Wirtschaft und Architektur in der Eifel Tradition. Die erste fand bereits 1902 in Trier statt und wurde vom Trierer Kunstverein organisiert. Sie bot einen ersten Überblick über die Eifel-Malerei und machte diese vielen bekannt. Für die Ardennen ist eine vergleichbare Tradition nicht nachweisbar. Im Rahmen der Ausstellungen der belgischen Avantgarde gab es ab 1884 auch Themenausstellungen mit Landschaften, doch ohne die Ardennen eigens hervorzuheben. Das Stadtmuseum Simeonstift vereint nun zum ersten Mal beide europäischen Landschaften in einer Sonderausstellung.

Anders als Rhein und Mosel, die von englischen Künstlern zum Motiv gewählt wurden, ist die Eifel von Düsseldorf aus entdeckt worden. An der Kunstakademie begann die Förderung der wenig angesehenen Landschaftsmalerei 1826 durch die Begegnung der Akademieschüler Carl Friedrich Lessing und Johann Wilhelm Schirmer, die im Jahr 1827 den »Landschaftlichen Komponierverein« gründeten. 1833 folgte mit der Ernennung Schirmers zum Lehrer für Landschaftsmalerei die Anerkennung des Fachs, das 1839 mit der Einrichtung der Landschaftsklasse unter der Leitung Schirmers fester Bestandteil der akademischen Ausbildung wurde. Seit 1828 reisten Lessing und Schirmer gemeinsam in die Eifel. Sie ließen sich nicht von dem zeitgenössischen Urteil abschrecken, dass die Eifel so rau und kalt sei, dass sie sogar von den eigenen Bewohnern verleugnet wird, wie neben vielen anderen Quellen auch ihr Zeitgenosse Karl Simrock berichtet: »(...) denn von welcher Seite man auch hinkommen mag, nirgend wollen die Leute in der Eifel wohnen, überall fängt sie erst drei Stunden weiter an.« Die vielfältigen Anregungen Lessings und Schirmers blieben über mehrere Generationen in verschiedenen Spielarten wirksam. Um 1900 ist dann noch einmal eine besondere Blütezeit der Eifelmalerei zu verzeichnen.

Die Luxemburgische Landschaftskunst ist hingegen eng mit der politischen Geschichte verbunden. Zunächst wurde die Hauptstadt mit ihren Festungsanlagen dargestellt; ab 1850 auch Burgen, deren Wehrhaftigkeit den Anspruch der jüngst errungenen politischen Unabhängigkeit (1839) von Belgien und der kulturellen Eigenständigkeit betonen sollte. Erst zu Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich eine eigenständige luxemburgische Landschaftsmalerei. Hier wurden französische und deutsche Einflüsse wirksam, da die Künstler zur Ausbildung an den Kunstakademien Luxemburg verlassen mussten.

 

Johann Wilhelm Schirmer
Bergbach mit sitzendem Maler, 1831
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

 

Die Landschaftsmalerei in Belgien erfuhr eine Belebung vor dem Hintergrund der Unabhängigkeit durch die Revolution von 1830. Die eigene Heimat konnte nun zum Motiv werden. 1840 erteilte König Leopold I. dem flämischen Maler Jan Baptiste de Jonghe den Auftrag, sechs Ardennenlandschaften zu malen; diese Förderung von höchster Stelle lenkte die Aufmerksamkeit auf die Region. Doch erst um 1870/80 emanzipiert sich die belgische Landschaftskunst vom Charakter des »genre mineur«.

Der Entdecker der belgischen Ardennen ist Théodore Fourmois (1814-1871), der genaue Naturbeobachtung als Grundlage auch der Lichtführung einführte und sich damit in einigen Werken von der Tradition entfernte. Schon 1836 stellte er ein Gemälde mit dem Titel »Site des Ardennes« aus. Um 1850 wurde sein Einfluss auf die belgischen Landschafter von dem Gustave Courbets ergänzt. In der »Societé Libre des Beaux-Arts« in Brüssel trafen sich wichtige Vertreter der neuen Entwicklung wie Hippolyte Boulenger, Félicien Rops, Théodore Baron und Louis Dubois.

Die Ausstellung im Stadtmuseum vereint diese drei unterschiedlichen Landschaften in einer gemeinsamen Ausstellung. In ihr werden ca. 100 Gemälde aus Deutschland, Luxemburg, Belgien und Frankreich präsentiert, die einen spannenden Einblick in die Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts bis in die 40er Jahre des 20. Jahrhunderts bieten.

Zur Ausstellung wird ein Katalog mit Essays zur belgischen, deutschen und luxemburgischen Landschaftsmalerei und Abbildungen mit Kurzbeschreibungen der ausgestellten Werke erscheinen.

Text: Stadtmuseum Simeonstift

 

Wilhelm Degode
Ginstergold, 1903
Privatbesitz

 

Richard Heintz
Le Bois d'Or, 1927
Musée de l'Art Wallon de la Ville de Liège

 

Clarkson Stanfield
Burg Eltz, 1838
LVR-LandesMuseum Bonn


Anfang Anfang