Peter Otten missachtete den Rat des Vaters

Mehrener Maler hatte mit Pitt Kreuzberg einen berühmten Freund und Lehrer - Eifellandschaften sind seine Motive

Bernd Schlimpen

 

Peter Otten bei der Arbeit. Sein Stil »realer Naturalismus« vermittelt klare architektonische Formen,
die mit der Farbgebung das Dargestellte zur Aussage kommen lassen.

 

Mehren. Pitt Kreuzberg war sein Lehrer, sein Freund. Während 20 Jahren haben sie viele gemeinsame Stunden verbracht, gefachsimpelt, Erfahrungen ausgetauscht, aber auch über »Gott und die Welt« geredet. Diese Treffs waren von Bedeutung für einen Malermeister aus Mehren, dessen Vater noch riet: »Maler sind arm, Junge, lerne einen anständigen Beruf!« Wäre der junge Mann diesem Ruf gefolgt, wäre die Region heute um einen Künstler ärmer, denn, wenn es seine Berufszeit erlaubte, zog er bald das »feinere Werkzeug« dem groben »Renovierungspinsel« vor.

Begegnungen

Peter Otten, am 11. Dezember 1909 geboren, ein »Ur-Mehrener«, erinnert sich auch noch heute an eine Begegnung mit Fritz von Wille in Daun, dem er einige seiner Zeichnungen zur Begutachtung vorlegte.
Es war ein Ansporn, aus dessen Munde Lob und Aufmunterung zu hören: »Zeichnen, zeichnen, immer nur zeichnen. Bei 50 Versuchen entsteht allerlei Brauchbares, das richtungweisend ist.« Ähnlich reagierte auch Kreuzberg: »Ein Maler redet nicht, er arbeitet!« Sein Wesen wird in einer Charakterkurzbiographie bezeichnend beschrieben: Ein »Stiller« im Lande - von der Landwirtschaft der Eifel geprägt - ruhig - wortkarg - fest - zäh - und hart - treuer Wanderer im Reiche der Formen und Farben - Forscher - Sucher - Gestalter. Das Äußere des heute 86jährigen prägt unverkennbar seine schwarze Baskenmütze.

Gemeinsame Liebe

Sie war die »gemeinsame Liebe« von Kreuzberg und Otten, die Eifel, und die Kollegen aus Mehren und Schalkenmehren verstanden sich. Aus Dankbarkeit hat Peter Otten noch 19 Jahre, von 1966 bis 1985, den künstlerischen Nachlass von Pitt Kreuzberg betreut. Es gab jedoch »schöpferische Differenzen«. Während Kreuzberg sich nie für eine Stilrichtung entschied, nennt Peter Otten sein Schaffen »Realen Naturalismus«, den er mit eigener Aussage umschreibt: »Ich habe mich ´ stets an die Natur gehalten, sie war immer ein Vorbild meiner Arbeiten. Ich versuche, die Harmonie einer intakten Natur in meinen Bildern wiederzugeben.«

Besonderes Augenmerk legt er auf architektonische Feinheiten, jedoch mit Bedacht auf passenden Kontrast, harmonische »kultivierte« Farbgebung, teils mit Verzicht auf vorhandene, doch im Endwerk unpassende Details.

Seine Motive, Eifellandschaften in allen Variationen, Ortsteile oder Straßenzüge entdeckt er bei Wanderungen. Schon an Ort und Stelle fertigt er »rahmenreife« Grundzeichnungen an, versieht sie zu Hause mit Notizen für Form und Farbe, bis ein fertiges Ölgemälde vollendet wird.

»Einige Bilder würde ich nie hergeben«, sagt Peter Otten, den heute schon Experten zu den »Großen unter den Eifelmalern« zählen, ein Zeichen, dass in jeder Fertigung ein neues Erlebnis mit der Umwelt während der »70jährigen Karriere« erfolgte.

»Die Anfangszeichnung ist das A & O«, erklärt der Maler - diese schlichte Bezeichnung hört er am liebsten -, der auch Tuschezeichnungen aus der Anfangszeit seines Malerlebens vorstellt und von Kreuzberg technische Tipps erhielt. Ein Blick ins Atelier, in dem Otten tagtäglich noch mehrere Stunden verbringt, erfasst halb ausgedrückte silberne Tuben mit Grundfarben oder die Holzstaffelei. Sogar als »Souvenir« sind daneben platzierte Paletten mit dick aufgetragenen Ölfarbenmischungen gefragt.

Eine unübersehbare Vielzahl von langen, kurzen, schiefen, flachen, runden, schrägen, dicken oder dünnen Pinseln mit nur ganz wenigen feinen Haaren - der Laie würde sie auf den Müll befördern - ist in Gläsern sauber und jederzeit griffbereit geordnet, ebenso wie die gesamten Aufzeichnungen des Werdegangs.

Erfolg

Die klare, realistische Arbeit, von der Peter Otten erfreut sagt, dass sie wieder »im Kommen« sei, zeugt von der Einstellung des Malers. Sie findet nicht nur viel Bewunderung in dessen Eifelheimat, wo die Kreisverwaltung in Zusammenarbeit mit der Kreissparkasse Daun 1985 einen Jahreskalender mit seinen Zeichnungen herausgab. 1993 folgte eine weitere begehrte Auflage mit Abbildungen diverser Ölgemälde Ottens. Seine Werke waren gemeinsam mit Kreuzberg-Gemälden in Kunstkata-logen zu finden.

Die Bilder des Realisten zieren nicht nur bei privaten Liebhabern Wände. In zahlreichen öffentlichen Gebäuden, Schulen und Ministerien sind sie zum Blickfang geworden, und viele Ankäufe durch das Kultusministerium Mainz sind eine Bestätigung, dass Ottens »Handwerk« geschätzt wird, ebenso wie Schmuckpostkarten mit seinen Darstellungen. Die Kreisverwaltung machte 1993 bei einer Ausstellung im Kurfürstlichen Palais Trier aufmerksam, wie intensiv Peter Otten »Eifeleindrücke« auf Leinwand oder Malpappe bannen kann.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Mehrener 30 Jahre Mitglied der Trierer »Gesellschaft für Bildende Kunst, Trier«. Heute ist er Aktiver der »Arbeitsgemeinschaft Bildender Künstler Form und Farbe«, Koblenz. 1992 war ebenfalls ein besonderes Jahr für den beliebten Eifeler, denn sein Künstlerbund verlieh ihm den bedeutenden »Hanns-Sprung-Preis«.


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