Zeitbilder der Kreisgeschichte

Liebeserklärung an seine Eifelheimat

Peter Otten zum Neunzigsten

Franz Josef Ferber, Daun

»Wir sind stolz, dass wir dich in unserer Mitte haben«, sagte Ortsbürgermeister Josef Ring bei seiner Begrüßung zu dem Mehrener Kunstmaler Peter Otten. Das ist ihm zu glauben, denn die Mehrener wissen, was sie ihrem ersten Ehrenbürger schuldig sind, sie haben Grund, ihn zu ästimieren. Das tun sie auch bei jedweder Gelegenheit in der gehörigen Art und Weise. Diesmal war es der neunzigste Geburtstag des Eifelmalers, ein besonders geeigneter Anlass, ihm Ehre zu erweisen.

Am 11. Dezember 1999 war der große Tag, für die Gemeinde wie für den Jubilar und seine Frau Leni, mit der er kurz zuvor bei relativ stabiler Gesundheit sein 65. Hochzeitsjahr zu feiern das Glück hatte. Im Bürgerhaus »Alte Schule«, im gleichen Haus, in das Peter Otten acht Jahre lang zur Schule gegangen ist und genau an seinem Geburtstag, hatte die Gemeinde ihm eine große Kunstausstellung arrangiert, in der Ölbilder und Graphiken präsentiert wurden, die der Maler in über sechzig Jahren geschaffen hat, bekannte und unbekannte Exponate, gewiss ein winziger Teil seines kaum zu überschauenden Gesamtwerkes.

Viele Gäste waren gekommen, um dem beliebten Maler unserer Heimat zu gratulieren und sein künstlerisches Schaffen zu bestaunen, unter ihnen auch örtliche Behördenvertreter wie Landrat Heinz Onnertz. Leander Gaul sorgte mit seinem gelungenen Klaviervortrag - er spielte Chopin - für die passende Einstimmung. Danach begrüßte Josef Ring die Gästeschar, der Jubilar sagte Worte des Dankes. Man merkte ihm an, dass er erfreut und innerlich bewegt war. Die Laudatio auf seinen langjährigen Malerfreund war Adolf Molitor vorbehalten, eine geglückte Wahl. Der pensionierte Hauptschulrektor aus Konz-Niedermennig, früher zehn Jahre Lehrer in Steiningen, kennt nicht nur Peter Otten, sondern auch dessen Heimatlandschaft aufs Beste; schließlich malt auch er sie seit Jahrzehnten. Zu Beginn wies Molitor auf die bemerkenswerte Laudatio hin, in der Studiendirektor Bernhard Gross bei der Verleihung der Ehrenbürgerschaft 1996 Peter Otten zu Recht in die Reihe der großen Maler der Eifel wie beispielsweise Fritz von Wille oder Pitt Kreuzberg gestellt habe. Sodann schilderte er lebendig die persönliche und künstlerische Entwicklung seines Freundes. Dieser hat fast ein ganzes Jahrhundert in all seinen Höhen und Tiefen erlebt. Als er geboren wurde, regierte in Deutschland Seine Majestät Kaiser Wilhelm II., und 1916, als Peter Otten in die Mehrener Volksschule aufgenommen wurde, tobte der Erste Weltkrieg. In den Nächten war der Kanonendonner von Verdun sogar in Mehren zu hören.

Aber auch Erfreulicheres, so Molitor, sei aus diesen Zeiten zu berichten, etwa, dass der Impressionismus Einzug in die Dichtung gehalten oder der russische Maler Wassily Kandinsky in München die »Neue Künstlervereinigung« gegründet habe, eine Vorstufe des »Blauen Reiter«. Von einer


Lockere Atmosphäre nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung: Peter Otten (Zweiter von links) unterhält sich mit Hubert Eiden. Ganz rechts Landrat Heinz Onnertz im Gespräch mit Wilfried Otten

ausgesprochenen Lachnummer erzählte der Redner, indem er kundtat, dass der Jubilar 1924 zwar ein gutes Schulentlassungszeugnis nach Hause brachte, jedoch ausgerechnet im Fach Zeichnen er sich mit »genügend« hatte abfinden müssen. Den Grund hat Otten selbst verraten: »Ich hatte meinen Lehrer zu oft karikiert.« Fritz von Wille war da anderer Meinung. Als er bei einem Aufenthalt im Hotel Hommes in Daun die Zeichnungen und Skizzen betrachtete, die ihm der Malerlehrling aus Mehren zeigte, ermunterte er ihn, so weiterzumachen. Offenbar hatte er seine Begabung erkannt.

Begabung und Fleiß, gepaart mit Leidenschaft für die Malerei und Liebe zur Eifelheimat, so Adolf Molitor, haben Peter Otten zu einem bedeutenden Künstler werden lassen, für den die Verleihung des Hans-Sprung-Preises der Arbeitsgemeinschaft Bildender Künstler »Form und Farbe« am Mittelrhein 1992 höchste Anerkennung bedeute. Als realistischer Maler zeige er uns Eifellandschaften in ihrer herben Schönheit, und auf ihn treffe das Goethe-Wort zu: Der Künstler kann dem Augenblick Dauer verleihen. Die Jubiläumsausstellung, so führte A. Molitor weiter aus, nenne Otten »Meine Eifelbilder«. Dies sei mehr als ein Titel, es sei eine Liebeserklärung an seine Eifelheimat, in der der Maler innig verwurzelt sei. Deswegen gelte für ihn der Gedichtvers: »Der ist in tiefster Seele treu, der die Heimat so liebt wie du.« Der Festredner schloss mit der Feststellung: »Aus allen bildern von Peter Otten kommt uns auch etwas entgegen, wonach wir uns alle sehnen: Wärme, Zuspruch und Geborgenheit. Peter Otten hat in seinen zahlreichen bildern Kunde gegeben von seiner Schöpfungskraft, und es können sich alle glücklich schätzen, die ihn kennen und die ihm begegnet sind.« Dem stimme ich uneingeschränkt zu und bin sicher, dass ich mich damit in guter Gesellschaft befinde. Meinem Freund Adolf Molitor bin ich zutiefst verbunden, dass er an diesem Freudentag die großen Verdienste unseres gemeinsamen Freundes Peter Otten um die Malerei unserer Heimatlandschaft gebührend und dankend gewürdigt hat.


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