Peter Otten, erster Ehrenbürger von Mehren

Franz Josef Ferber, Daun

Im Jahre 1909 war's, als er in Mehren zur Welt kam. Hier wurde er getauft, ging zur Schule und empfing die erste heilige Kommunion. Nach seiner Schulentlassung stand die Berufswahl an. Bauer sollte er werden. So wollte es sein Vater. Hierfür tauge er nichts, meinte der Junge. Deswegen kam er in die Malerlehre, wurde Malergeselle und schließlich Malermeister. Danach gründete er eine Familie, musste in den Krieg ziehen und geriet in Gefangenschaft. Die Rede ist von Peter Otten, dem mittlerweile weit und breit bekannten Kunstmaler aus Mehren. Nach dem Zweiten Weltkrieg bekam Peter Otten Kontakte zu Künstlern und Künstlergruppen, besonders zu Pitt Kreuzberg im Nachbardorf Schalkenmehren. Ihm blieb er zwanzig Jahre freundschaftlich verbunden, in ihm fand er, der schon als Kind mit Malen und Zeichnen begonnen hatte, einen tüchtigen Lehrmeister. Und er, Peter Otten, war ein gelehriger Schüler, hat im Laufe der Jahre soviel zuwege gebracht, dass man ihn mit Fug und Recht einen Künstler nennt, einen der Stillen im Lande. Das ist er in der Tat, er macht nicht viel Aufhebens von seiner Person. Das tut seinem Kunstschaffen keinen Abbruch. Er braucht sich nicht zu scheuen, seine Arbeiten vorzuzeigen. In Gruppen- und Einzelausstellungen hat er seine Werke präsentiert, im In- und Ausland, in Prüm (Europäische Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen), Koblenz (Bildende Künstler am Mittelrhein) und Mainz (Landtag) sowie in Bordeaux. Straßburg und Paris, ebenso in Wiltz (Luxemburg). Einer der Höhepunkte seiner Ausstellungen war 1993 im Kurfürstlichen Palais, Bezirksregierung Trier, als er einen, verglichen mit seinem Gesamtwerk bescheidenen, aber eindrucksvollen Teil seines Kunstschaffens vorzeigen durfte. Herr Regierungspräsident Walter Blankenburg hatte ihn hierzu eingeladen, die Kreisverwaltung Daun diese Präsentation arrangiert; eine von ihr verfasste Broschüre erinnert daran.

Eigentlich ist Peter Otten, sieht man vom Kriegsdienst und ein paar Wanderjahren ab, immer in Mehren gewesen, seinem Heimatdorf treu geblieben. Er ist heute dort präsent wie


Beim Festakt: Ortsbürgermeister Josef Ring, Peter Otten, Helene Otten.
Foto: Bernd Schlimpen, Schalkenmehren

Jahrzehnte zuvor. Mit ihm ist der Ortsname untrennbar verbunden. Gewiss liegt das an seiner ausgeprägten Liebe zur Heimat, die er ein Leben lang in allen Variationen, zu allen Jahreszeiten, gemalt und gezeichnet hat. Und so ist ein kaum noch zu überschauendes Gesamtwerk entstanden, das nicht nur künstlerisch, sondern auch historisch von hohem Wert ist, denn vieles von dem, was er im Zeichenblock festhielt oder auf die Leinwand bannte, ist im Original oft bis zur Unkenntlichkeit verändert worden oder ganz verschwunden. Einmal danach befragt, was er mit seinen bildern ausdrücken wolle, antwortete er spontan: »die heile Welt festhalten.« Damit befindet er sich in guter Gesellschaft mit anderen Malern, beispielsweise mit dem französischen Impressionisten Auguste Renoir, der, nach seiner Aufgabe als Maler befragt, gesagt hat: »Für mich muss ein Bild immer etwas Liebenswertes, Hübsches und Erfreuliches sein. Es gibt genug ärgerliche Dinge im Leben, man muss nicht noch neue in die Welt setzen.« Peter Otten, ein Maler mit Herz und Gemüt, könnte es ebensogut gesagt haben.

Der 28. Januar 1996 war ein besonderer Tag für Peter Otten. Die politisch Verantwortlichen, der Ortsbürgermeister und der Gemeinderat, hatten richtig und rechtzeitig erkannt, dass ihr Mitbürger sich in besonderem Maße um seine Gemeinde verdient gemacht hat. Schon am 4. Oktober 1995 wurde im Rat einstimmig beschlossen, ihm die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Das geschah nun, verbunden mit einer Gemäldeausstellung, an diesem Sonntag in feierlicher Form. Viele Gäste waren hierzu in das neu und atmosphärisch gestaltete Bürgerhaus »Alte Schule« gekommen. Ortsbürgermeister Josef Ring begrüßte sie, verkündete anschließend den Gemeinderatsbeschluss und begründete ihn. Die Mehrener, so sagte er, hätten das künstlerische Tun des Peter Otten von jeher mit freundlicher Sympathie, Bewunderung und Dankbarkeit registriert. Stolz stellte er fest, dass der Name Mehren schon immer mit dem Schaffen des Künstlers eng verbunden gewesen sei. Danach überreichte Ring unter großem Beifall der Gäste Peter Otten die Ehrenbürgerurkunde, wofür der Geehrte, sichtlich gerührt, aufrichtig dankte.

Eine Ehrenbürgerschaft, die höchste Auszeichnung, die eine Gemeinde zu vergeben hat, bekommt man nicht umsonst, man muss sie sich redlich verdienen. Das ist auch gut so. Und wenn es ums redliche Verdienen gehl, dann macht dem neuen Ehrenbürger keiner so leicht etwas vor. In punkto Redlichkeit ist er nämlich genauso ein Meister seines Faches, wie er es in der Kunst, im Malen und Zeichnen ist. Studiendirektor Bernhard Grass, Kunsterzieher am Dauner Thomas-Morus-Gymnasium, hat im einzelnen überzeugend dargelegt, dass und wieso die Ortsgemeinde Mehren sich für ihren ersten Ehrenbürger einen Würdigen ausgesucht hat. Ihn, Grass, halte man dazu ausersehen, die Laudatio zu halten. Er war der richtige, fachkompetente Mann für diese ehrenvolle Aufgabe, denn wie kaum ein anderer hat er seit vielen Jahren das künstlerische Wirken unseres Heimatmalers aufmerksam beobachtet und begleitet. Zu Anfang versprach er, uns mit dem Werk Peter Ottens etwas vertrauter zu machen, ohne dabei den Künstler, den Menschen zu vergessen. Bernhard Grass hielt Wort. Er zeichnete das Bild eines Menschen und Malers, das nichts zu wünschen übrig lässt, das an dieser Stelle allerdings naturgemäß nur bruchstückhaft wiedergegeben werden kann. Wenn man, so Gross, sein Gesamtwerk betrachte, falle auf, dass die Landschaftsgemälde dominieren. Allein wegen der überwältigenden Fülle der Landschaftsbilder sei klar, dass Peter Otten ein Landschaftsmaler sei, ein realistischer, ein Maler der Eifellandschaft, ihrer herben Schönheit, ihres besonderen Charakters, ihrer Dörfer und Städte. Und obendrein sei er ein sehr guter Maler. Die einzige etwas armselige Note auf seinem Schulentlassungszeugnis im Fach Zeichnen - das sagte er zur allgemeinen Erheiterung - müsse man wohl als Fehleinschätzung des Lehrers werten. Peter Otten sei längst rehabilitiert. Vor kurzem noch habe er eine Urkunde bekommen - gemeint ist der »Hanns-Sprung-Preis« der Künstlergruppe »Form + Farbe« in Koblenz -, der ihn als einen der besten realistischen Maler Deutschlands bezeichne. Schließlich vergaß der Festredner nicht, eine besondere Charaktereigenschaft des Geehrten hervorzuheben, die ihn allen sympathisch macht: seine Bescheidenheit. Sie enthalte eine Bestimmtheit, eine innere Festigkeit, die ihr Fundament in einem starken christlichen Glauben, einer intensiven Naturverbundenheit und einem enormen Fleiß habe. »Diese Eigenschaften«, so fuhr Gross fort, »sind auch in seinen Werken zu spüren. Die Wahrhaftigkeit in seinen Landschaften ist es, die überzeugt.« Und überzeugt zeigte sich der Festredner auch davon, dass Peter Otten sich schon seit Jahren einen Platz neben den Malern Fritz von Wille und Pitt Kreuzberg gesichert hat. Mit dieser Meinung steht er gewiss nicht allein. Die würdige Feier, von dem jungen Mehrener Pianisten Simon Gaul niveauvoll musikalisch gestaltet, wird man so leicht nicht vergessen. Hierfür sorgte schon Hubert Eiden. Er verfasste eine umfassende Biographie des ersten Ehrenbürgers von Mehren.


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