Konrad Schaefer

Maler und Graphiker in der Eifel

Dr. Conrad-Peter Joist

Konrad Schaefer
Foto: Studio Hürten, Bad Münstereifel
© Archiv Schaefer

 

An das kleine Mansarden-Atelier des Malers und Graphikers Konrad Schaefer - am Euskirchener Stadtwald - erinnere ich mich noch heute: Künstleridylle; Geigenspiel; Bilder, Entwürfe, Utensilien, alles in Sorgfalt bewahrt, zum künstlerischen Einsatz bereit.

Einblick in die Atelierwelt erzeugte in mir Achtung vor dem, der darin schafft. Seine großen Augen, die scharf beobachten, und seine schlanken Finger, die feinfühlend uns sicher Stift und Pinsel führen.

Als ich später - 1958 - ein wenig Unterricht bei Konrad Schaefer erhielt - im herrlich großen Atelier an der Münstereifeler Straße -, lernte ich ihn als einen Künstler kennen, der für sich äußerst konsequent arbeitete; so imponierend war dies, dass man beim Unterricht seine eindringliche, ja fast bezwingende Art des Zeichnens hinnahm, weil er in seiner eigenen Arbeit so überzeugend wirkte. Für einen Schüler war seine zielsichere Korrektur oft hart, wenn ich daran denke, wie ich ihm dereinst meinen ersten Landschaftsversuch in Öl zeigte. - »Ganz gut, aber ...«, und er nahm Pinsel und Farbpalette. Noch ehe ich es nachvollziehen konnte, hatte er mein Bild mit seinem Duktus überzogen. - Wortlos, hilflos oder auch irritiert sah ich zu, wie meine Malerei unter seinem Pinselstrich verschwand. Zwischen Enttäuschung und Achtung gespannt, spürte ich sein Engagement als Künstler und als Lehrender, bemerkte aber auch in meinen weiteren Arbeiten den sichtbaren Erfolg.

Als ich später - 1968 - bei Konrad Schaefer vermehrt Privatunterricht erhielt, kam ich in sein Münstereifeler Atelierhaus, das sein gesamtes Wirken - wenn auch ausschnitt- bzw. beispielhaft - widerspiegelt: Glasfenster, Wandgestaltung, Experimente, Entwürfe, Bilder.

Seine akademische Arbeitsweise hatte er beibehalten, doch war er mehr zum Experiment - in Motiv und Technik - übergegangen. Während ich mich bei ihm mit dem Zeichnen von Dosen, Flaschen und Präparaten mühte, arbeitete Konrad Schaefer an Montagen und Collagen aus Kunststoff und anderen Materialien, an Monotypien und Ölbildern mit mystischer oder auch weltdeutender Thematik. Dabei sang oder pfiff er oft eine Melodie, die manchmal von Schimpfkanonaden unterbrochen wurde. Dann war Ruhe: Er konzentrierte sich, betrachtete sein Werk kritisch, grübelte, dachte angespannt nach, nahm die Melodie wieder auf. Die Gestaltung setzte er fort, sein Werk gelang.

In dieser Zeit erfuhr ich recht viel über Leben und Werk des Künstlers.


Biographisches

1915 3. März in Euskirchen geboren
1921-33 Besuch der Volksschule und des Gymnasiums in Euskirchen
1933-37 Studium an den Kölner Werkschulen, bes. bei den Professoren Husmann, G. Meyer, Schröder, Seuffert
1934 Malreise durch die Eifel
1935 Studien-/Malreise - mit dem Fahrrad - in die Schweiz und nach Norddeutschland
Malreise durch die Eifel
Erste Ausstellung in Euskirchen
1937-42 Soldat
1941 schwere Verwundung
1942 Entlassung
1943 Wohnung und Atelier in Köln
Weitere Ausbildung an den Kölner Werkschulen (bei Emil Flecken)
Längerer Aufenthalt auf Rügen und in Berlin
1944 Nach Ausbombung in Köln Wohnungnahme in Euskirchen, danach Unterkunft bei Freunden
1946 Atelier und Wohnung in Euskirchen
Heirat mit Kordula Lüssem
1947 Preisträger des großen heraldischen Wettbewerbs des Landes Nordrhein-Westfalen
Preisträger beim Wappenwettbewerb der Stadt Oberhausen
1948 Bühnenbildner beim Westdeutschen Grezlandtheater
Seit 1948 Mitglied im Bund Deutscher Gebrauchsgraphiker, Mitglied im Wirtschaftsverband bildender Künstler in Köln
Preisträger im Industrie-Wettbewerb Hamburg (Firmenzeichenentwürfe)
Malen im Ruhrgebiet und in der Eifel
1949 Arbeiten im Werbeatelier (in Unkel/Rhein)
Geburt der Tochter Marigret
1954 Erste Monumentalarbeiten (Fenster- und Wandgestaltungen)
1954-80 nebenamtliche Erteilung von Kunstunterricht am Gymnasium (Marienschule) in Euskirchen
1957 Mitbegründer der »Europäischen Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen« (in Prüm)
Seit 1957 Mitglied der »Arbeitsgemeinschaft der Künstler am Mittelrhein« (Koblenz)
1961 Malreise durch Schweden
1962-63 Lehrauftrag an der Glasfachschule Rheinbach
Malreise durch die Provence/Südfrankreich
1962-73 Organisator jährlicher Kunstausstellungen des Eifelvereins Euskirchen
1963-68 Lehrauftrag an der Pädagogischen Hochschule Koblenz (seminar für Kunsterziehung)
1964 Malreise durch Schweden
Kunst- und Kulturpreis des »Groupement l'Eifel et les Ardennes« (in Charleville)
1966 Bezug des Atelierhauses in Münstereifel
1967 Malreise mit Prof. Hanns Altmeier und dem Maler Milo durch Südfrankreich
1968 Malreise durch die Schweiz
1969 Malreise durch die Schweiz
Verleihung des Kaiser-Lothar-Preises in Prüm
1972 Ab 1972 Malreisen in die Bretange
1972/73 Malreisen Schweiz, Italien
1974 Seit 1974 Mitglied der Gruppe »Künstler der Pellenz« (Andernach)
1978 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande
1979 Verleihung der Altmeier-Medaille der EVBK Prüm
1981-87 Malreisen nach Südfrankreich (durch ein befreundetes Arztehepaar häufige Aufenthalte in der Provence)
1985 Verleihung des Wappentellers des Landes Rheinland-Pfalz
1986 Verleihung des Rheinlandtalers des Landschaftsverbandes Rheinland. Auszeichnung: Offizier im Orden der Eichenlaubkrone des Großherzogtums Luxemburg

Künstlerischer Werdegang

Konrad Schaefers zeichnerische Begabung fiel bereits in der Schule so auf, dass sich Studienrat Theo Heister engagiert für ein künstlerisches Studium einsetzte.

An den damals berühmten Kölner Werkschulen folgte für Schaefer die fundamentale Ausbildung in den verschiedenen künstlerischen und handwerklichen Techniken - wie Photographie, Lithographie, Radierung, Schrift, Buchbinden u.a.m. -, besonders aber in Gebrauchsgraphik und Heraldik bei Prof. Husmann. Hier erhielt er solide Grundkenntnisse und -fähigkeiten im Malen (bei Prof. Seuffert), im Zeichnen (bei Prof. G. Meyer), in der Monumentalgestaltung (bei Prof. Schröder). Trotz intensiver Betreuung bewahrte Schaefer im Studium seine Eigenständigkeit; er war kein Jünger seiner Lehrer, die seine künstlerischen Fähigkeiten zwar »akademisch« schulten, aber im Stil nicht beeinflussen konnten. Schaefer ließ sich in den verschiedenen Techniken und im Sachzeichnen und -malen bis ins letzte Detail ausbilden, ging dann aber, auf dieses Fundament aufbauend, seinen eigenen Weg. Dadurch erkennt man bereits bei seinen frühen Arbeiten den persönlichen Duktus. Wenn Schaefer später - 1943 - noch einmal an den Kölner Werkschulen - bei dem Maler Emil Flecken - studiert, so erkennt man daran, dass er immer darauf bedacht war, sein »Rüstzeug« zu vervollständigen. Er wollte kein Perfektionist sein, aber er übte unermüdlich und strebte nach künstlerischer Fertigkeit, um durch ein reiches Form-, Farb- und Bildrepertoire für sein schöpferisches Gestalten frei zu sein. Sachgetreues zeichnerisches und malerisches Erfassen des Sujets war Konrad Schaefer immer schon Voraussetzung für seine künstlerische Aussage.

In den Jahren nach den Studien - ab 1945 - legte er seine Gebrauchsgraphik - wie heute auch noch - akribisch exakt an; seine freien Arbeiten aus dieser Zeit - Tuschelavierungen und -zeichnungen, Öl- und Temperabilder - wirken oft in »altmeisterlicher« Manier realistisch.

Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre führten ihn die vielen Fenster- und Wandgestaltungen sowie die Malreisen zum Expressiven.

Monumentalarbeiten veranlassten den Künstler oft zum Experiment. Er probierte verschiedene Werkstoffe, Verbindungsmöglichkeiten und Techniken aus, wobei sich dieses Vorgehen des experimentierfreudigen Künstlers auch auf seine freien Arbeiten übertrug. Seine Kunststoffbilder erinnern geradezu an Ergebnisse der Gestaltungslehre des »Bauhauses«. Spiel mit dem Werkstoff und den bildnerischen Mitteln stand hierbei im Vordergrund des Experimentierens, das sich Ende der sechziger Jahre in der Technik der Monotypie in anderer Form entfaltete: Variationen von Visionen und sozialen Themen. Die oft weich Nuancierungen, aber auch die graphischen Akzentuierungen der Monotypie kehren in den letzten Jahren bei vielen seiner Ölbilder - besonders mit Visionsdarstellungen - wieder.

Vision des Künstlers, Öl, 110 x 100 cm, 1988
© Archiv Schaefer

Wenn sich die künstlerische Entwicklung Konrad Schaefers konsequent und kontinuierlich vollzog, so gab er nie das Erreichte auf, sondern führte es neben dem Hinzugewonnenen weiter. Dadurch arbeitet der Künstler heute naturalistisch, realistisch, expressiv und teilweise fast surreal. In jeder Ausrichtung ist sein individueller Stil ausgeprägt; erst die Zusammenschau ergibt den Individualstil des Konrad Schaefer.


Der Künstler - Graphiker und Maler

Nach dem Studium konnte Konrad Schaefer sich als Künstler nicht sofort entfalten, da er zunächst Militärdienst ableisten musste, der sich infolge des Krieges bis zur schweren Verwundung 1941 und Entlassung Ende 1942 hinzog. Nach der Zerstörung seines Ateliers in Köln kehrte der Künstler ohne Beleg seiner künstlerischen Tätigkeit in seine Heimatstadt Euskirchen zurück, doch war ihm sein Vertrauen in die eigene Kraft geblieben, womit er einen neuen Anfang wagte. Sein enormer Fleiß, seine Hartnäckigkeit im Schaffen und der ihm eigene Optimismus haben ihn nach allen Möglichkeiten künstlerischer Betätigung greifen lassen. Er hat probiert und experimentiert, entworfen, verworfen und neu gestaltet, hat Irrwege beschritten, diese erkannt und verlassen, neue Wege für sein Kunstschaffen geebnet.

Schaefer begann als Gebrauchs- und Werbegraphiker. - Als Kalligraph gestaltete er bereits in den dreißiger Jahren Urkunden und Bucheinbände. Sein sicherer Strich und sein penibles Vorgehen verschufen ihm schnell einen guten Ruf, so dass er nach 1945 auch über die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus ein gefragter Graphiker war.

Nach hervorragender, konsequenter Ausbildung an den Kölner Werkschulen konnte er sich durch die Beherrschung der graphischen Techniken auf die Thematik der Aufträge konzentrieren, um seine Ideen zu entwickeln und zu realisieren. Schaefer entwarf »alles Mögliche«: Anzeigen, Prospekte, Packungen, Plakate, verschiedenste Firmenwerbungen.

Seine Arbeiten zeichnen sich durch ein klares Linien- und Flächengefüge aus, das komprimiert auf eine präzise Aussage zielt. Dabei verraten Reduzierung auf einfache Formen, souveräner Einsatz graphischer Mittel und sichere, einfühlsame, aber in harten Akzenten auslaufende Linienführungen die Handschrift des Künstlers. Schaefer, der seine Studien zielstrebig und intensiv betrieben hatte, fand in den Nachkriegsjahren ein breites Betätigungsfeld, weil er sich beharrlich um die vielfältigsten Aufgaben der Gebrauchsgraphik bemühte und freie, schöpferische - damals brotlose - Kunst zurückstellte.

Eierkörbchen, Bleistift, 33 x 36 cm, 1934
© Archiv Schaefer

 

Fischerhaus auf Rügen, Öl, 36 x 40 cm, 1943
© Archiv Schaefer

 

Kalkarer Moor, Öl, 30 x 40 cm, 1936
© Archiv Schaefer

 

Schriftbild, Linolschnitt, 37 x 42 cm, 1934
© Archiv Schaefer

 

Zur gleichen Zeit beschäftigte er sich auch wieder mit der Heraldik, um die er sich in den dreißiger Jahren so sehr bemühte, dass er sogar ein Heraldikbuch in Anfängen anlegte, durch die Kriegswirren aber nicht fortführte. Entwürfe für Stadt-, Kreis- und seltener für Familienwappen waren nach dem Krieg neu gefragt und für Schaefer eine Möglichkeit zur Anwendung seines Könnens. In Wettbewerben wurden seine Wappen-Entwürfe wegen der hervorragenden heraldischen Qualität mehrfach ausgezeichnet.

Ab 1954 erhielt Schaefer Aufträge für Fenster- und Wandgestaltungen in vielen öffentlichen Gebäuden; dabei wurden ihm sowohl sakrale als auch profane Themen gestellt.

Neben Bleiverglasung bevorzugte er für die Fenstergestaltung Sandstrahl-, Glasschliff- und Klebetechnik. Der Künstler bewies hierbei, dass er auch die Gestaltung großer Flächen »meisterte«. Auf figürliche Darstellungen folgten thematisch freie Kompositionen, bei denen das Experiment mit Material und Technik seine Arbeit bestimmte. Sein dauerhaftes Überprüfen und Hinterfragen, seine Selbstkritik und -kontrolle und sein behutsames, beobachtendes, vergewisserndes Experimentieren sicherte dem Künstler eine kontinuierliche Entwicklung und bewahrte ihm seinen persönlichen Duktus.

Ebenso vielseitig und für neue Werkstoffe und Techniken aufgeschlossen zeigte sich Schaefer bei den Wandgestaltungen, die er als Seccomalerei (»Fresco secco«), Mosaik, additives Steinrelief oder auch als Kunstharzspachtelung schuf. Viele Wände in und an öffentlichen sowie privaten Gebäuden im Rheinland sind seither von ihm gestaltet worden. Dabei ist es seine Eigenart, nicht nur den Entwurf zu entwickeln, sondern möglichst auch die Ausführung selbst vorzunehmen. Lernbereit ging er manches technische Wagnis ein, um seine künstlerische Idee in der ganzen Fülle ins Bild zu setzten. Was er nicht selbst realisieren konnte - wie z. B. die meisten Fenster -, beobachtete er beim Transfer seines Entwurfs fortwährend mit seinem scharfen Blick und griff immer wieder korrigierend ein, bis er sich mit dem Ergebnis identifizieren konnte.

Neben diesen gebundenen Arbeiten entstanden bis Mitte der fünfziger Jahre nur wenige freie Bilder: Landschaften - meist Reiseskizzen -, Stilleben und Porträts. Öfter waren es Bleistift- oder Kreidezeichnungen, Pastelle oder manchmal Ölbilder, die in der Hell-Dunkel-Behandlung und in der Tonmodulation an die Technik eines Rembrandt oder auch Leibl erinnern.

 

Der Hahn weckt den Tag, Monotypie, 35 x 46 cm, 1976
© Archiv Schaefer

 

Botschaftsrat G. Linden, Kreidezeichnung, 40 x 50 cm, 1970
© Archiv Schaefer

 

Der Künstler und seine Frau, Pastell, 67 x 97 cm, 1946
© Archiv Schaefer

 

Ende der fünfziger Jahre entwickelte er seinen sicheren Strich, der sich danach durch den Einsatz des Filzstiftes noch markanter ausprägte. Seine »feste« Linie löste sich in den Monotypien - um 1970 - immer mehr auf, wurde lockerer, freier und andererseits subtiler. Flächen verloren statische Härte, Schwere und konkrete Plastizität, gewannen dafür an Dynamik und Flexibilität. Seine vielen Reiseskizzen haben diese Entwicklung beschleunigt; auch die Umsetzung mancher Zeichnung in druckgraphische Techniken ist hierbei von Bedeutung. Typisch ist für Schaefers Druckgraphik, dass er einerseits Einfarbigkeit und andererseits direkte Verfahren wählte. Bei Linolschnitt und Klatnadel-Radierung gravierte er eigentlich wie mit dem Zeichenstift - lediglich spiegelverkehrt - auf dem Druckstock (Linol, Kupfer oder Zink).

Buntglasfenster für einen Zahnarzt, 1952
© Archiv Schaefer

 

Glasfenster in Sandstrahltechnik, 1954
© Archiv Schaefer

 

Entwurf und Kartonzeichnung für Glasschliff- und Klebetechnik,
Fenster Amtsgericht Bensberg, 1963/64
© Archiv Schaefer

 

Auch seine Bilder in Öl, Tempera und Aquarell tragen in den fünfziger und sechziger Jahren deutlich die Spuren des Zeichners, die in den stark pastosen Pinselstrichen sichtbar sind. Selbst wenn er diese manchmal verwischte, so blieb das Gefüge graphisch, da er mehr im Linearen als im Malerischen sein Sujet zu fassen suchte. Intensive Farben bestimmen seine Palette, die besonders Gelb, Rot, Blau und Grün in meist »ungetrübten« Aufhellungen oder Abdunklungen beinhaltet.

Auffallend ist, dass der pastose Farbauftrag in den siebziger Jahren vom lasierenden zunehmend abgelöst wurde. Gleichzeitig schwächten sich die Farbkontraste ab, und man verspürte eine Tendenz zur Tonmalerei. Vielleicht war diese Entwicklung Auswirkung der Erfahrung aus der Monotypie. Sie könnte aber auch aus dem Umgang mit der Acryl-Farbe hergeleitet sein; denn Konrad Schaefer vermalte die schnell trocknende Farbe sehr nuanciert, d. h. in feinen Abstufungen, während sein Freund Hanns Altmeier mit der Acryl-Farbe recht hart expressiv arbeitete. Sicher sind Farbauftrag und Farbgebung auch sujetabhängig; in Visionen lasierender und abgestufter, in Landschaften unterschiedlich pastos und intensiver.

Künstlerfreunde, -kreise und -vereinigungen

Konrad Schaefer hat überall Freunde gefunden. Er unternahm Malreisen und arbeitete mit Studienfreunden zusammen, bis er diese im Krieg verloren hat.

Als Schaefer 1948 Mitglied im Bund Deutscher Gebrausgraphiker wurde, lernte er den Aachener Graphiker Jupp Kuckartz (1912-1985) kennen. Dadurch kam Schaefer auch zum Aachener Künstlerbund.

Als die »Europäische Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen« (EVBK) 1957 in Prüm gegründet wurde, war Schaefer Gründungsmitglied. Dabei traf er u. a. auf Hanns Altmeier (1906-1979) - Professor für Kunst an der Pädagogischen Hochschule Koblenz -, der - neben Jupp Kuckartz - sein bedeutendster Künstlerfreund werden sollte. Schaefer und Altmeier malten häufig gemeinsam in der Eifel, stellten ihre Werke aus, reisten zu dem Maler Milo in der Provence, wo sie an vielen Orten ihre Staffelei aufstellten und malten - jeder in seiner Art. Weil jeder den anderen in seiner Künstlerpersönlichkeit achtete und nicht die eigene Richtung als das einzig Wahre verkünden oder aufzwingen wollte, blieben Gespräch und gemeinsame Malaktionen erhalten.

Malerfreunde in der Provence: Schaefer, Milo, Altmeier (v.l.n.r.)
© Archiv Schaefer

 

Künstlertreffen: Stirnberg, Broichheuser, Altmeier, Schulten, Schaefer, 1965
© Archiv Schaefer

 

Zusammensein 1978 in Prüm
© Archiv Schaefer

 

Nordeifel bei Pittersdorf, Öl, 80 x 100 cm, 1957
© Archiv Schaefer

 

Ernte in der Eifel bei Krautscheid, 60 x 80 cm, 1968
© Archiv Schaefer

 

Durch das gemeinsame Engagement für die EVBK begegnete er vielen Künstlern, mit denen er nach der Arbeit in fröhlicher Stimmung diskutierte und oft mit seinem schallenden Gelächter die ganze Runde ansteckte.

Schaefer brauchte einfach Künstlerfreunde.

So organisierte er auch von 1962 bis 1973 für den Eifelverein Euskirchen Ausstellungen für seine Künstlerfreunde.

In der »Arbeitsgemeinschaft bildender Künstler am Mittelrhein« (Koblenz) und in der Gruppe »Künstler der Pellenz« (Andernach) fand er ebenfalls Freunde, mit denen er gemeinsam malte und ausstellte.

Landschaft bei Schleiden, Weyersmühle, Caseintempera, 67 x 97 cm, 1973
© Archiv Schaefer

 

Zum Werk

Heute kann Konrad Schaefer nicht nur auf ein reiches Schaffen, sondern auch auf ein vielfältiges Werk zurückblicken. Es fällt schwer, sein Werk nach Themen zu gruppieren, denn es gibt kein Leitthema. Trotzdem sei es hier versucht.

Nach dem breit gefächerten Themenkanon in der Studienzeit schlossen sich zunächst Reisezeichnungen - vorwiegend Landschaftsskizzen - an, die sich bis heute noch hinziehen. Aus diesen entstand manchmal ein Landschaftsbild, das bis Mitte der fünfziger Jahre nur einen geringen Raum einnahm. Daneben findet sich in ähnlichem Umfang das Porträt.

Die geringe Anzahl der Landschaft und Porträts erklärt sich daraus, dass Schaefer erst nach 1945 künstlerisch schaffen konnte und er dann aber zunächst - zum Broterwerb - mehr gebrauchs- und werbegraphisch arbeitete. Dabei war er durch den jeweiligen Auftrag thematisch gebunden; erst die Monumentalarbeiten gaben ihm einen begrenzten Spielraum, andererseits aber auch den notwendigen Raum für sein freies künstlerisches Schaffen.

Die ersten Stadtwerbungen der fünfziger Jahre
© Archiv Schaefer

 

Plakatgestaltungen über vier Jahrzehnte (Teilausschnitt)
© Archiv Schaefer

 

Landschaft und Porträt dominieren - meiner Meinung nach - etwa von 1955 bis 1965, jedenfalls waren diese damals in seinem Atelier fast ausschließlich zu sehen, auch in den damaligen Ausstellungen. Bei den Porträts überwogen sicher die Damenbildnisse, bei den Landschaften Darstellungen der Eifel. Ein neuer Akzent ergab sich durch seine Malreisen nach Schweden und Südfrankreich, wodurch die Landschaft für den Künstler vermehrt Sujet wurde, aber auch verstärkt in sein Interesse rückte.

Was reizte ihn an Landschaften? Alles, meint er selbst. - Analysiert man seine Sujets aber genauer, dann findet man seltener die weite Landschaft in der Überschau, weniger auch die Aufsicht vom erhöhten Standort. Oft motivierten ihn besondere Gebäude, einsame Winkel, Felsformationen, charakteristische Kuppen, Orte mit besonderem Pflanzenwuchs oder auch Berge in verschiedenster Formausprägung. Gerne wählte er ein weites Tal, das im Hintergrund durch eine horizontal ausgedehnte Erhebung - einen einzelnen markanten Bergzug, eine Hügelkette oder aber eine aufgereihte Siedlung - abgeschlossen ist. Dabei liegt der Horizont meistens recht hoch, weil er aus der Talebene sein Sujet fasste.

Die Siedlung gehört für Schaefer immer zur Landschaft, seltener sucht er die unbesiedelte Landschaft. Sind es in Schweden und Südfrankreich meist einzelne Gebäude, so ist es in der Eifel eher die kleine Dorfsiedlung mit der gluckenhaft wirkenden Kirche. Motivation war für ihn auch häufiger eine Felsformation oder markante Vegetation, wobei er in Südfrankreich die Pinie oder Agave, in der Eifel den Ginster oder die Baumgruppe bevorzugte. Durch die Malreisen - besonders in die Schweiz, Bretagne und nach Südfrankreich und immer wieder in die Eifel - blieb die Landschaft bis heute in seinem Werk von wesentlicher Bedeutung.

Bei der Beschäftigung mit dem Kunststoff als Werkstoff griff er eine andersartige Thematik auf: geometrische Konstruktionen. Wenn er sich dabei auch sehr intensiv mit elementaren geometrischen Kompositionen thematisch auseinandersetzte, so wandte er sich doch schon wenige Jahre später einer Thematik zu, die er bereits in seinen Neujahrsgrüßen aufgenommen hatte. Ende der sechziger Jahre waren soziale Themen Motiv geworden, aber bald mündeten diese in seine Visionen, bei denen er nach Herkunft, Dasein und Stellung des Menschen fragt. Der Mensch, den Schaefer zuvor aus seinen Landschaften konkret ausgeschlossen hatte, ist hierin Mittelpunkt seiner Aussage geworden. Im Bild stellt er die Frage nach der Rolle des Menschen: Wohin willst du (Mensch) die Welt verwandeln? Als Hahn oder Baum getarnt, greift der Mensch - isoliert oder geschart - nach der Schöpfung, nach Himmel und Erde. Nachdenklich, nicht das Böse beschwörend, eher mahnend weist uns der Künstler auf eine Entwicklung hin, die zu Verzweiflung und Vernichtung führen könnte. Trotz sozialkritischen Engagements bewahren diese Visionen seine optimistische Haltung, die als Rettung oder Erlösung im Symbol des Lichtes in diesen Bildern gegenwärtig ist.

In den letzten zwei Jahrzehnten bestimmten überwiegend Landschaften und Visionen seine Thematik, wenn er auch manchmal noch Porträts, Stillleben und »Experimente« zum Motiv hatte. Um dieses Werk so schaffen zu können, übernahm er - für den Lebensunterhalt - viele Aufträge in Gebrauchs- und Werbegraphik sowie Monumentalgestaltungen. Dadurch, meint Schaefer selbst, habe er so viele Themen wie Techniken.

Untersucht man Schaefers Werk im Hinblick auf die benutzten Techniken, so bemerkt man zuerst einmal, dass er fortwährend alle Techniken aus seinem Studium eingesetzt hat. abgesehen von Monotypien und Kunststoffexperiment. Lässt man seine Gebrauchs- und Werbegraphik und seine Monumentalarbeiten unbeachtet, dann kristallisiert sich heraus, dass er für Porträts Pastellkreide, für Landschaften Öl, Tempera und Aquarell sowie Linolschnitt, Radierung, Tusche und später Filzstift, für Visionen Tusche, Monotypie und Öl bevorzugte.

Mehr oder weniger stark benutzte er die einzelnen Techniken. Manchmal war er von einer Technik regelrecht gefesselt - z. B. vom Filzstift oder der Monotypie -, so dass er sich jahrelang fast nur damit beschäftigte. Es entstanden dann Serien in dieser Technik. Zurzeit arbeitet er an fast barocken Tuschelavierungen.

Druckgraphische Verfahren spielten in seinem künstlerischen Schaffen immer eine untergeordnete Rolle, meist nur zur Sicherung oder Vertiefung eines Motivs, nicht aber als Ziel seiner Gestaltung, häufiger nur als Multiplikationsmittel.

Seine Pastelle faszinieren mich, weil er hierbei in meisterlicher Manier feinfühlend dünne Farbschichten übereinander legt und plastische Effekte sowie hohe Hell-Dunkel-Wirkung erzielt.

Michelsberg bei Münstereifel, Öl, 60 x 80 cm, 1977
© Archiv Schaefer

 

Gestaltung mit Kunststoff, 70 x 70 cm, 1968
© Archiv Schaefer

 

Die rote Brücke in Bad Münstereifel, Monotypie, 45 x 58 cm, 1976
© Archiv Schaefer

 

Begegnung mit Menschen, Monotypie, 34 x 36 cm, 1973
© Archiv Schaefer

 

Eifellandschaft mit Weidenröschen, Öl, 80 x 100 cm, 1986
© Archiv Schaefer

 

Blumenkomposition, Öl, 80 x 100 cm, 1969
© Archiv Schaefer

 

Tempera- und Öltechnik benutzte er sowohl lasierend als auch pastos, in manchen Zeiten wie modelliert. Oft beinhaltet ein Bild auch beide Malweisen. - Wirkten seine Öl- und Temperabilder besonders in den sechziger Jahren hart und schwer, so scheinen diese in letzter Zeit weicher und leichter, vielleicht weil nun das Lasierende dominiert.

Seine Aquarelle sind meist kräftig, weniger transparent angelegt. Teilweise lassen diese an die Aquarelltechnik der deutschen Expressionisten denken.

Bei Kunststoffbildern hat er Verschlüsse, Röhrchen, Kugeln, Industrieabfälle montiert, teilweise zuvor zerschnitten oder sonst wie behandelt bzw. bearbeitet.

Die Monotypien entsprechen so ganz dem Graphiker und dem experimentierfreudigen Schaefer. Oft benutzt der Künstler harte Linien und Flächen, doch meist weiche an- und abschwellende Linien und kontinuierlich modulierte Flächen. Wie es seinem geradlinigen graphischen Empfinden entspricht, blieb er - wie bei den Druckgraphiken - in der einfarbigen Monotypie.

Der Schaffensprozess beginnt für Konrad Schaefer mit der Auswahl der Malgründe, die er je nach Technik selbst präpariert. Er bevorzugt für graphische Arbeiten meist glattere Papiere oder Karton, für Aquarelle oft Kartons mit rau strukturierter Oberfläche, für andere Maltechniken Pappe, Leinen oder Holzgründe. Auf dem Arbeitstisch zeichnet und entwirft er, an der Staffelei malt er, und auf dem Fußboden oder an der Wand setzt er Entwürfe in maßstabgetreue Ausführungsvorlagen für Monumentalgestaltungen um.

Bei Reisen skizziert er auf dem Block oder legt auf der Staffelei in Primamalerei ein Landschaftsbild an, das er meist vor Ort vollendet und nur manchmal im Atelier ein wenig überarbeitet. Er bevorzugt die Originalbegegnung mit seinem Sujet; Photos benutzt er ausschließlich für Gebrauchs- und Werbegraphik.

Überblickt man die verwendeten Formate bei den freien Werken, so stellt man fest, dass bei Porträts und Visionen meist hochrechteckige und bei Landschaften querrechteckige oder auch quadratische Formate dominieren. Die Seitenverhältnisse sind vom Künstler bestimmt, selten sind es Normmaße. Bei graphischen Arbeiten zieht er kleinere Flächengrößen - bis etwa 40 x 50 cm - vor, bei malerischen Werken gestaltet er lieber auf größeren Flächen - oft 100 x 120 cm. Schaefer hat seine Werke in vielen Einzelausstellungen gezeigt, er hat sich auch an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland beteiligt. Seine Monumentalarbeiten sind besonders im Rheinland anzutreffen.

Gandria am Luganer See, Flomasterzeichnung, 45 x 58 cm, 1973
© Archiv Schaefer

 

Montagne St. Victoire, Öl auf Caseintempera, 67 x 97 cm 1967/83
© Archiv Schaefer

 

Kalmar, Ostküste Schweden, Caseintempera, 40 x 58 cm, 1968
© Archiv Schaefer


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